Bielefeld (dpa)
Angeklagter legt Geständnis nach Doppelmord ab
Nach dem mutmaßlichen Doppelmord vergangenes Jahr im ostwestfälischen Espelkamp hat der Angeklagte ein Geständnis abgelegt und sein Motiv genannt.
Im Prozess um einen mutmaßlichen Doppelmord im ostwestfälischen Espelkamp hat der 53-jährige Angeklagte am Donnerstag von seinem Verteidiger ein Geständnis verlesen lassen.
Darin gab er am Landgericht Bielefeld zu, im Sommer 2021 mit Schüssen im Haus zuerst den Bruder (48) seiner von ihm getrennt lebenden Ehefrau getötet zu haben. Dann habe aber er auf der Straße auf die Frau (51) geschossen. Laut Anklage hatte der 53-Jährige aus dem niedersächsischen Diepenau Mitte Juni acht Schüsse abgegeben. Die Staatsanwaltschaft geht beim Motiv von Habgier aus. Bei der anstehenden Scheidung soll es Streit ums Geld gegeben haben.
Habgier sei nicht das Motiv gewesen, ließ der schmächtig wirkende Angeklagte mit türkischem Pass am zweiten Prozesstag verlesen. Vielmehr sei er mit dem Scheitern der Ehe nicht klargekommen. Mehrmals habe er sich deshalb in den vergangenen Jahren selbst töten wollen.
Mit der Zahlung von 60.000 Euro und Gold von der Hochzeit sei er einverstanden gewesen. „Es war klar, dass sie das bekommt“, las der Verteidiger vor, während der Angeklagte mit regungsloser Mimik daneben saß.
Angeklagter zu seinem Motiv
Beim Motiv gab der Angeklagte an, dass er das ständige Hin und Her in der Beziehung nicht mehr nachvollziehen konnte. Vor über fünf Jahren sei für ihn eine Welt zusammengebrochen, als seine Frau nach über 30 Jahren Ehe und vier gemeinsamen Kindern erstmals von Trennung gesprochen habe. „Das traf mich unvorbereitet“, heißt es in der Erklärung.
Um sich zu töten, habe er sich eine Waffe besorgt. Seine Frau habe in Istanbul einen Mann kennengelernt und zeitweise auch dort gelebt. Über die Jahre sei es dann im Mai 2021 wieder zu einer Annäherung gekommen und seine Frau habe die eigene Wohnung in Espelkamp wieder aufgeben wollen. Am 9. Juni aber, kurz vor der Tat, habe seine Frau wieder einen Rückzieher gemacht. „Mir hat es den Boden unter den Füßen weggzogen.“ Er habe noch ein letztes Gespräch mit ihr führen wollen.
Dann sei es zu den Schüssen gekommen, nachdem der Bruder seiner Frau ihn beleidigt habe. Seine Frau sei aus dem Haus geflohen und habe gerufen, er habe wohl den Verstand verloren. Dann habe er auch auf sie geschossen.
Urteil wohl im Februar
Er könne nie wieder gutmachen, was er getan hat, ließ der Angeklagte vorlesen und äußerte sein Bedauern in Richtung der im Gerichtssaal anwesenden erwachsenen Kinder. Er trage die Schuld, dafür gebe es keine Entschuldigung.
Laut Verteidiger Carsten Ernst wird sein Mandant sich im Prozess nicht weiter äußern und auch keine Fragen mehr beantworten. Zu einem späteren Zeitpunkt aber sollen Angaben zur Person verlesen werden. Ein Urteil will das Landgericht voraussichtlich im Februar verkünden.
Der Fall hatte bundesweit Aufsehen erregt. Ein großes Polizeiaufgebot und Spezialkräfte hatten den damals 52-Jährigen im Kreis Minden-Lübbecke gesucht. Nach Stunden wurde der Mann rund zehn Kilometer entfernt in seinem Heimatort in Niedersachsen gefasst.
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