London (dpa)

Deutlich höhere Kosten für Verbraucher in Großbritannien

| 01.04.2022 03:09 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Das Leben in Großbritannien wird teurer. Foto: Yui Mok/PA Archive/dpa
Das Leben in Großbritannien wird teurer. Foto: Yui Mok/PA Archive/dpa
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Die Inflation in Großbritannien ist zuletzt auf den höchsten Stand seit 30 Jahren gestiegen und wird wohl noch weiter zulegen. Denn zum 1. April sind weitreichende Preissteigerungen angekündigt.

Teurere Energie und steigende Steuern: Das Leben in Großbritannien kostet von April an deutlich mehr Geld. Auf die Verbraucher kommen mehrere Erhöhungen zu. Das dürfte die Inflation, die im Februar im Jahresvergleich um 5,5 Prozent zulegte, weiter anheizen.

Energie

Die Gas- und Stromrechnungen klettern am Freitag um 54 Prozent oder 700 Pfund (824 Euro) im Jahr. Die Kosten beziehen sich auf die Höchstgrenze für Energielieferungen im Grundtarif, die von der Aufsichtsbehörde Ofgem festgelegt wird. Ofgem begründete den Schritt mit den explodierten Gaspreisen am Weltmarkt. „Dies ist der größte Energiepreisschock seit Menschengedenken“, sagte der Chef der Wohltätigkeitsorganisation National Energy Action, Adam Scorer. Für den Herbst befürchten Verbraucherschützer eine weitere, noch stärkere Erhöhung. Millionen Menschen landesweit drohe die Energiearmut.

Freizeit

Auch ein Besuch im Pub oder im Restaurant dürfte teurer werde, ebenso Hotelübernachtungen und Tickets für Konzerte und Shows. Denn die Mehrwertsteuer, die zur Bekämpfung der Pandemie-Folgen für die Branche zunächst auf 5 Prozent gesenkt wurde und zuletzt bei 12,5 Prozent lag, beträgt von Freitag an wieder die ursprünglichen 20 Prozent. Die meisten Gaststätten und Veranstalter hatten die Senkung aber nicht an ihre Kunden weitergereicht. Vielmehr nutzten sie die Möglichkeit, wegen Corona angehäufte Schulden und steigende Kosten zu begleichen. Deshalb wollen sie nun ihre Preise deutlich erhöhen. Die Branche warnt vor einer neuen Pleitewelle.

Gewerbegrundsteuer

Die weiter steigenden Betriebskosten der Freizeitindustrie liegen auch daran, dass eine pandemiebedingte Absenkung der Gewerbegrundsteuer endet. Auch andere Nachlässe laufen aus. Nach Berechnungen von Experten kommen auf Unternehmen landesweit nun höhere Kosten von 7,1 Milliarden Pfund zu. Dies dürften viele Händler und Gaststätten an ihre Kunden weiterreichen.

Sozialversicherung

In ein paar Tagen, am 6. April, greift dann auch die umstrittene Erhöhung der National Insurance (NI) Tax. Arbeitnehmer, Arbeitgeber und Selbstständige müssen dann jeweils 1,25 Prozent mehr ihres Einkommens für die Sozialversicherung zahlen. Für Angestellte werden dann 13,25 Prozent auf Gehälter bis 50 270 Pfund fällig sowie 3,25 Prozent auf alles, was darüber liegt. Die konservative Regierung will mit den zusätzlichen Einnahmen den schwer belasteten Gesundheitsdienst NHS sowie die Gesundheits- und Sozialfürsorge finanzieren. Nach einem Sturm der Entrüstung kündigte Finanzminister Rishi Sunak an, die Schwelle für NI-Zahlungen im Juli von derzeit 9880 Pfund auf 12 570 Pfund Jahreseinkommen zu erhöhen.

Entlastungen

Die Regierung kündigte zwar Erleichterungen für Menschen mit geringem Einkommen an. Experten und Opposition kritisierten die Vorhaben aber als völlig unzureichend. So will Finanzminister Sunak ab Oktober allen 28 Millionen Haushalten 200 Pfund Rabatt auf Energierechnungen einräumen. Das Geld muss aber über die kommenden fünf Jahre zurückgezahlt werden. Die Regierung spekuliert dabei auf sinkende Großhandelspreise - dem widersprechen Marktbeobachter vehement.

Zudem versprach Sunak, in bestimmten Regionen die Gemeindesteuer (council tax) zu senken. Zur Unterstützung schutzbedürftiger Menschen sollen Gemeinderäte insgesamt 144 Millionen Pfund erhalten.

© dpa-infocom, dpa:220401-99-752710/3

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