Was Sie heute wissen müssen Schröder bleibt Sozi | Wie viele Sonderangebote | Der Spaß der heutigen Wikinger

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 09.08.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

War das nun das letzte Mal, dass Gerhard Schröder bundesweit für Schlagzeilen sorgt? Gestern wurde der Beschluss der Schiedskommission des zuständigen SPD-Bezirksverbands Hannover verkündet, dass der 78-jährige Altkanzler nicht aus der Partei geworfen wird. 17 Parteivereine hatten dies gefordert, wegen Schröders Nähe zu Putin, seiner wirtschaftlichen Verknüpfungen zu russischen Staatskonzernen und einer angeblich nicht ausreichenden Distanzierung zum russischen Angriffskrieg. Ein parteischädigendes Verhalten erkannte die Schiedskommission gleichwohl nicht. Die hiesigen Parteigranden waren erleichtert über die Entscheidung, hat Martin Alberts erfragt.

Warum soll man einen Ex-Politiker noch zusätzlich bestrafen, der in den vergangenen Jahren aufgrund seiner Geldgier jegliche Reputation verloren hat? Der in seiner Partei völlig isoliert ist? Der sich überschätzt und glaubt, er sei für Putin mehr als ein nützlicher Trottel? Da sehe ich keinen Grund und habe dies auch in meinem Kommentar deutlich gemacht. Mein Kollege Stephan Schmidt von den Ostfriesischen Nachrichten in Aurich sieht das hingegen völlig anders. Er spricht von „einer naiven Entscheidung“. Wörtlich: „Die ,Freundschaft‘ zum Diktator Putin, der einen verbrecherischen Angriffskrieg entfesselt hat, als ,höchstpersönlichen Bereich der Lebensgestaltung‘ zu bezeichnen, dazu gehört schon eine gehörige Portion Einfallsreichtum und Chuzpe.“ Und was denken Sie, liebe Leserinnen und Leser?

Jahrelang stand Schröder jedenfalls als Aufsichtsrat und Lobbyist in Diensten russischer Gasversorger und verdiente Millionen. Jene Gasversorger, die jetzt den Hahn weitgehend zugedreht haben und dafür sorgen, dass die Energiepreise steigen und steigen - mit gravierenden Folgen für jeden von uns und für die Wirtschaft. 44 Prozent vom Umsatz, fast eine Verdoppelung, müssen die Weeneraner Gärtner Sebastian Bürger und Jantje Schoenmaker inzwischen einsetzen, um die Energiekosten zu decken. Fracht, Strom, Verpackung, Löhne, Dünger – auch diese Kostenposten sind teurer geworden. „Wir stehen dabei mit dem Rücken zur Wand“, sagte Bürger bei einem Runden Tisch mit Bundespolitikern in Halte. Vera Vogt war dabei.

Mit dem Rücken zur Wand, so lässt sich vielleicht unser aller Situation wegen der Gaspreis-Steigerungen beschreiben, zumindest die jener Bürger, die ohnehin nicht viel Geld haben. Der Bauverein Leer, der 1675 eher günstige Wohnungen in Vermietung hat, macht sich auch schon Gedanken über die Situation seiner Mieter. Die Nebenkostenabschläge wurden bereits maßvoll angehoben. Energetische Modernisierungen bekommen eine höhere Priorität, dafür werden eher weniger neue Wohnungen gebaut. Michael Kierstein hat mit Thomas Exner, dem Technischen Vorstand des Bauvereins, gesprochen.

25 Punkte hat der „Sparkatalog“ der Stadt Aurich, der gestern der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Kalt wird’s: Turn- und Sporthallen erscheinen mit 17 Grad noch ausreichend temperiert. In den 13 Grundschulen steigt die Temperatur auf maximal 20 Grad. Trauernde indessen sind in den Friedhofskapellen vom Eishauch des Todes umfangen, wenn deren Temperatur auf „kalt und frostfrei“ heruntergeregelt wird. Gabriele Boschbach listet aber noch eine Reihe weiterer Maßnahmen auf.

Themenwechsel. Haben Sie sich auch schon geärgert, wenn Sie im Supermarkt auf Schnäppchensuche feststellen mussten, dass das begehrte Sonderangebot in Windeseile ausverkauft war? Viele solcher empörter Diskussionen hat Gabriele Boschbach zuletzt mitbekommen und nun nachgefragt. Zum Beispiel, wie lang ein Sonderangebot zur Verfügung stehen muss. „Für Waren des täglichen Bedarfs gilt eine Frist von zwei Tagen. Für besondere Angebote ist es durchaus zulässig, dass die Waren schon am ersten Tag ausverkauft sind“, heißt es von der Verbraucherzentrale. Zwar gebe es einen Schadenersatzanspruch. Der aber beziehe sich auf die Fahrtkosten. Wie immer, ist’s auch hier rechtlich kompliziert.

Zum zweiten Mal muss sich ab 22. August das Landgericht Aurich mit einer Strafanzeige gegen einen Anwalt befassen. Er war im Juni vergangenen Jahres wegen Anstiftung zur uneidlichen Falschaussage in Tateinheit mit Strafvereitelung zu eineinhalb Jahren Gefängnis auf Bewährung verurteilt worden. Die Revision vor dem Bundesgerichtshof war nur teilweise erfolgreich, weshalb nun die nächste Verhandlungsrunde fällig wird. Dabei werden sich die Auricher Richter stärker als beim ersten Prozess mit dem drohenden Verlust der „beruflichen oder wirtschaftlichen Basis“ des ostfriesischen Juristen beschäftigen müssen. Genau darauf bezog sich nämlich die höchstrichterliche Kritik.

Die gute, alte Zeit - die es natürlich nie gab - beschwören auf ihre ganz eigene Weise jene Menschen, die in ihrer Freizeit so herumlaufen, als lebten sie im Mittelalter oder in der Zeit der Wikinger. Und ab und zu treffen sich diese Menschen dann auf größeren Veranstaltungen, wie am Wochenende beim „Wikingerfest“ in Norddeich. Sollten Sie beim Lesen dieser Zeilen den Eindruck bekommen, ich könnte mit solchen Freizeitbeschäftigungen gar nichts anfangen können, dann haben Sie Recht. Claus Hock wollte es gleichwohl genau wissen und verbrachte einige Zeit bei den zotteligen Nordmännern, um mehr über den Reiz dieser Veranstaltungen herauszufinden.

Können Sie Kopfrechnen? Ja? Sehr gut. Journalist sind sie mutmaßlich nicht, die geraten oft schon bei den Grundrechenarten durcheinander. Was Jan van Koningsveld aus Emden kann, halten Journalisten deshalb eigentlich schon für pure Zauberei. Carlotta Wagner hat sich mit dem mehrfachen Weltmeister im Kopfrechnen unterhalten. Drei wirklich gute Tipps, wie man das Können nebenbei trainieren kann, liefert er mit. Und, ja, liebe Kolleginnen und Kollegen aus der Redaktion, probiert es ruhig mal aus. Demnächst wird es in den Redaktionskonferenzen Testaufgaben geben...

Was heute wichtig wird:

  • Das Papierwerk Klingele in Weener stoppt die Produktion, damit gibt es für eine Woche keine Wärme fürs Friesenbad. Die Stadt will nicht mit Gas heizen. Schöne Abkühlung oder Nachteil für die Schwimmer? Vera Vogt fragt nach.
  • Ein Polizist hat sich bei der Redaktion gemeldet. In seinem Brief bedankt er sich für die große Hilfsbereitschaft von Ostfriesen, nachdem er im Einsatz verletzt wurde. Was ist passiert? Rieke Heinig hat mit ihm gesprochen.
  • Die Deutschen müssen sparen. Das merken derzeit vor allem Hofläden und Biomärkte. Die Vermutung: Sie verzichten lieber auf gutes Essen als auf Luxus und Urlaub. Ist da etwas dran? Nicole Böning hörte sich in Ostfriesland um.
  • Ein Auricher (39) und ein Wilhelmshavener (34) sollen im August 2019 in Aurich mit einem anderen Mann in Streit geraten sein und mit einem Messer angegriffen haben. Nun stehen die beiden wegen gefährlicher Körperverletzung vor Gericht. Bettina Keller berichtet.
  • Gaby Kaden ist Hessin, aber „Herzensostfriesin“, wie die Autorin bei jeder Gelegenheit betont. Wie sich das auf ihre Krimis auswirkt, ist ein Fall für die Spurensicherung. Gabriele Boschbach stellt die Autorin in der Serie „Hochspannung hinter dem Deich“ vor.
  • In Suurhusen soll ein 14 Hektar großer Solarpark entstehen. Noch warten die Verantwortlichen aber auf eine Gesetzesänderung, die einiges leichter machen soll. Claus Hock und Michael Hillebrand wissen, wie der aktuelle Stand und der Zeitplan aussehen.
  • Bei all den Straßenbaustellen in Emden geriet diese Maßnahme etwas aus dem Fokus: Beim neuen Festspielhaus wird an diesem Dienstag Richtfest gefeiert. Mona Hanssen schaut sich vor Ort um und berichtet vom Fortschritt der Arbeiten.
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