Suurhusen

Eine Krummhörner Kindheit vor 70 Jahren

| 24.05.2016 16:45 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Artikel hören:
Artikel teilen:

Die Ausstellung „Kinnertied – stuur un ok mal mooi“ ist im Suurhuser Landarbeiterhaus mit Zeitzeugen eröffnet worden. Der bekannte Volksschauspieler Werner Nörtker befragte den 77-jährigen Erich Berg aus Groothusen zu seinen Erinnerungen.

Suurhusen - Es war am Eröffnungstag der Ausstellung „Kinnertied – stuur un ok mal mooi“ im Landarbeitermuseum Suurhusen kein Platz mehr frei, als Erich Berg aus Groothusen aus seiner Kindheit zu erzählen begann. Der in Ostfriesland bekannte Volksschauspieler Werner Nörtker befragte den 77-jährigen Krummhörner, wie er seine Kindheit in der Familie, in Schule und beim Spiel erlebt hat. Das Gespräch führten die beiden Männer selbstredend auf Plattdeutsch.

Lebhaft und gestenreich berichtet Erich Berg über frühere Zeiten auf dem Land. Die Zuhörer konnten ihn beinahe auf den Straßen mit den anderen Kindern „haupeln“ sehen und hörten förmlich, wie die Knicker vor dem Loch aufeinander klickten. Das Versteckspiel in den engen Groothuser Lohnen wurde wieder lebendig.

Lehrer schlugen auch zu

Der Klapperstorch, die Hebamme und die Geburt in der Butze gehörten auch zu seinem Erfahrungsschatz, ebenso wie die Trauer um Totgeburten oder gestorbene Säuglinge. Schließlich waren auf dem Land schwierige Geburten oft ohne die Hilfe von Arzt und Krankenhaus üblich.

Die Lehrer (Mester) vermittelten das Lesen, Rechnen, Singen und Religion in strengster Disziplin, und manch ein Lehrer bevorzugte die Kinder der Bauern. „Elke Dag kwam de Reitstock ut de Hook rut“. Für die Jungen musste der Rücken, für die Mädchen die Handinnenfläche herhalten. Beschönigend wird von manchen Älteren heute noch gesagt, dass die Lehrer hart, aber gerecht gewesen seien.

Schul fiel für Arbeiten auf dem Feld aus

Erich Berg erzählte auch, dass schon die Kinder viel arbeiten mussten. Die Zuhörer konnten die Distelspaten in den Händen der Kinder vor ihrem geistigen Auge sehen, als der 77-Jährige erzählte, wie er den Disteln mit anderen Kindern zu Leibe rückte. Manche Unterrichtsstunde sei damals ausgefallen, um im Sommer den Eltern zur Hand zu gehen oder auf Anforderung beim Bauern parat zu stehen.

Der Leiter des Suurhuser Museums, Erwin Wenzel, kam bei der gelungenen Veranstaltung mit dem einen oder anderen Besucher ins Gespräch, so wie mit Theo Cirksena aus Pewsum, der seine Kindheit ebenfalls in Pewsum verbrachte. Cirksena erzählte: „Mit anderen Kindern haben wir oft Kartoffeln gerodet. Einmal gab mir der Bauer einen Scheck, der, wie sich bei der Sparkasse herausstellte, ungedeckt war. Da waren die anderen wütend auf mich und nicht auf den Bauern. Da bin ich zur Mutter des Bauern gerannt, die mir dann das verdiente Geld – wenig genug – in die Hand drückte.“

Wer die Ausstellung „Kinnertied – stuur un ok mal mooi“ im Landarbeitermuseum besuchen möchten, hat dazu bis zum November jeweils sonntags von 15 bis 17 Uhr Gelegenheit.

Ähnliche Artikel