Was Sie heute wissen sollten
Minderheiten beleidigt | Party vermiest | Merkel verunglimpft
Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.
3.5, 13.7, 7, 12 - das sind nicht die Zahlen des Lottos am Dienstag, das sind die Inzidenzzahlen in Ostfriesland: die Landkreise Leer, Aurich, Wittmund und die Stadt Emden. Wie uns die Epidemiologen erklärten, gibt es bei der Virusausbreitung eben nicht nur exponentielles Wachstum, sondern auch einen exponentiellen Rückgang. Davon haben wir zuletzt profitiert. Ist jetzt alles gut, ist Corona erledigt? Wohl nicht: Leichtsinn ist nicht angebracht, auch wenn in ganz Ostfriesland gestern nur eine einzige Neuinfektion (in Emden) ertestet wurde.
10 + 14 - 10% = 22 - das ist eine Rechnung, wie sie Juristen kennen. 2019 bekam Gerd Koch wegen Volksverhetzung zehn Monate Gefängnis auf Bewährung (er hetzte gegen Flüchtlinge), im Februar gab’s erneut 14 Monate Bewährung wegen Volksverhetzung (gegen Sinti und Roma), und jetzt wurde daraus eine Gesamtstrafe gebildet, mit dem üblichen Rabatt. Statt 24 Monaten bekam der 72-jährige Leeraner Kommunalpolitiker und Jurist a.D. 22 Monate, die ebenfalls noch auf Bewährung ausgesetzt worden sind. Katja Mielcarek berichtet.
Auch die OZ steht vor einer neuen juristischen Auseinandersetzung mit Koch: Am Freitag berichteten wir, dass der Pensionär als Kreistagsabgeordneter an einer Sitzung des Feuerwehrausschusses in Shorts und „oben ohne“ teilgenommen hatte. Schlicht respektlos. Und das vor jeder Menge Zeugen, vom Sitzungsleiter Broer Wübbena-Mecima angefangen, über Landrat Matthias Groote bis zu anderen Abgeordneten und Mitarbeitern des Kreishauses. Am Samstag behauptete Koch auf seiner Webseite, die OZ sei ein „Lügenblatt“. Das alles sei nicht wahr. Ja, Herr Koch, wo sind wir denn? Ob er nichts dazu lernt? Zweimal haben wir den Mann in den letzten Monaten schon wegen falscher Behauptungen schon drangekriegt. Aber: Spaß macht das nicht.
Spaß hatte vorigen Freitag auch die CDU-Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann aus Hesel nicht. Sie wollte auf der Dachterrasse des Bundestags ein Facebook-Video drehen, nebenan trafen sich Mitarbeiter von Bundestagskollegen zu einem Feierabendbier. Es krachte. Einer der Mitarbeiter postete viel beachtet auf Twitter: „Gitta Connemann ruft neuerdings also Polizei, wenn Freitag nach Feierabend MdB-Mitarbeiter (...) auf das Ende der Sitzungswoche anstoßen wollen.“ Rechtlich war das in Ordnung, aber die Heselerin hält das Petzen für richtig. „Die Außenwirkung einer solchen Veranstaltung ist fatal“, teilte sie Daniel Noglik mit, der den kuriosen Fall rekonstruiert hat.
Auch wenn das wunderbare Wetter und der Corona-Rückgang uns zum Feiern animieren, das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat andere Pläne: Wir sollen alle mehr arbeiten und weniger Urlaub nehmen - um die Corona-Verluste wieder auszugleichen. Das ist die Kernaussage einer Studie der arbeitgebernahen Kölner Forschungseinrichtung. Zugegeben, es geht nur um zwei Wochenstunden mehr, aber dafür um eineinhalb Wochen Urlaub. Ist das realistisch? Der DGB in Ostfriesland sagt erwartungsgemäß nein, aber auch Unternehmer Dieter Janssen hält nichts von dem Vorschlag: „Wer ständig arbeitet, der muss auch Urlaub machen.“ Maximilian Matthes berichtet über die Studie, Daniel Noglik über Reaktionen aus Ostfriesland.
Gute Nachricht für das Unternehmen WEC Turmbau in Emden. Das Unternehmen, einst Teil des undurchsichtigen Enercon-Imperiums und zuletzt auf 180 Mitarbeiter geschrumpft, wurde von der Hermann-Bettels-Gruppe aus Hildesheim gekauft. Sie hatte Ende vorigen Jahres auch die Enercon-Transportbahn EGOO übernommen. Nun sollen neue Geschäftsfelder und neue Kunden aufgebaut werden. Ein Hoffnungszeichen für die gebeutelte Enercon-Familie, die nie eine Familie war.
15.000 Starts und Landungen zählt der Flugplatz Emden. Das ist eine ganze Menge, und es werden mit dem Aufbau von Offshore-Windanlagen auch immer mehr. Wie bereits Montag berichtet, hat das Wirtschaftsministerium ein bisher in Norddeutschland einmaliges Projekt ausgeschrieben: Die Sicherung der Flüge und die Koordinierung von Starts und Landungen sollen künftig nicht mehr von Emden aus erfolgen, sondern rund 300 Kilometer entfernt in Braunschweig. Auch wenn vier Mitarbeiter in Emden ihren Job verlieren, betrachtet auch Olaf Schmidt, Chef der stadteigenen Flugplatzgesellschaft, die neue Technologie als „eine riesige Chance“. Warum das so ist, hat Ole Cordsen erfragt.
Wie tief kann man sinken? Silvia Lübcke, Ratsfrau in Emden und kürzlich von der CDU zur Coronaskeptiker-Partei „Die Basis“ gewechselt, teilte kürzlich einen Facebook-Post, in dem Angela Merkel mit Hitler, Stalin und Mussolini verglichen wurde. Der Protest in Aurich war groß. Für den Vergleich hat sie sich inzwischen entschuldigt, nicht aber für die Kernaussage des Posts. Und auch für die Zusammenarbeit im Stadtrat hat die Facebook-Aktion Folgen. Marion Luppen erzählt die ganze Geschichte, die vorige Woche die Kollegen der Ostfriesischen Nachrichten öffentlich gemacht hatten.
Was heute wichtig wird:
- Neues von den Donnerzügen: Die Suche nach einer Erklärung für die ungewöhnlichen Vibrationen nach der Durchfahrt von Güterzügen wird schwieriger: Jetzt berichten auch Anwohner aus Apen von dem gleichen Phänomen. Katja Mielcarek berichtet.
- Kürzlich trieben ekelige Klumpen aus Paraffin an den Borkumer Stränden an. Was ist das eigentlich, und ist es für Mensch und Umwelt gefährlich? Wo kommt es her? Diesen Fragen ist Enno Heidtmann ebenso nachgegangen, wie der nach den Verursachern.
- Ohne Technik läuft in der modernen Landwirtschaft nichts. Jens Schönig widmet sich im neuesten Teil seiner Serie „Land am Meer“ den wichtigsten und coolsten Maschinen auf Ostfrieslands Feldern und Wiesen.
- Die einen schwören drauf, die anderen halten sie für völlig wirkungslos: homöopathische Mittel. Einige ostfriesische Apotheken führen sie überhaupt nicht. Wie finden das die Ostfriesen? Claus Arne Hock weiß es.
- Mit dem Baugebiet „Armenland“ gibt es endlich eine Perspektive für Bauwillige in Esens. Doch es gibt eine lange Liste. Rund 100 Familien stehen drauf. Wie viele von ihnen werden realistisch zum Zug kommen?
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