Was Sie heute wissen sollten

Psychisch randständig | Kleiderordnung | Friesenbrücke

Joachim Braun
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Von Joachim Braun
| 18.06.2021 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Nickeligkeiten der ganz besonderen Art sind gestern Prof. Reiner Osbild herausgerutscht. Der Vorsitzende der AfD Ostfriesland, der eigentlich gar nicht der Vorsitzende ist, beschimpft meinen Kollegen Andreas Ellinger mit „mehr Haare als Hirn“ und einen Parteifreund als „psychisch randständig“. Wo? In den Kommentaren unter Ellingers Artikel zu „Flügel“-Aktivitäten in der Ostfriesen-AfD. Des Professors Beschimpfungen haben mit dem Text nur am Rande zu tun, interessant zu lesen ist der Schlagabtausch in der Kommentarspalte gleichwohl. Da fragt man sich schon, was sind das für merkwürdige Typen, die auch in Ostfriesland eine Alternative für Deutschland sein wollen? Der innerparteiliche Druck jedenfalls steigt, die Beteiligten eines Geheimtreffens zur Reaktivierung des „Flügels“ aus der Partei zu werfen, zum Beispiel in Wittmund. Nur Osbild sagt dazu nichts. Ihn stört mehr, dass dieses parteischädigende Treffen „mit Stasi-Methoden ... offenbar illegal abgehört“ wurde. Ein lustiger Typ, dieser Herr Professor.

Wo wir bei den Rechtsradikalen sind, in Leer gibt es ja den Gerd Koch. Richtig, den 72-jährigen Nicht-Adonis, der sich vor einer Woche erdreistet hatte, mit entblößter Brust an einer Ausschusssitzung teilzunehmen, und der nun allen Ernstes, trotz mindestens einem Dutzend honoriger Zeugen, auf seiner Internetseite behauptet, die Berichterstattung darüber sei gelogen. Der Kreistag hat die Causa Koch nun zum Anlass genommen, eine Kleiderordnung zu erlassen - womöglich ein einmaliger Vorgang in der Geschichte des Parlamentarismus und das ausgerechnet wegen eines ostfriesischen Flegels. Von „angemessener Kleidung“ ist nun ganz offiziell die Rede. Koch trug ein dunkelblaues Polo-Hemd, wie Nikola Nording berichtet, nachdem er schon angekündigt hatte, erneut oben ohne zu erscheinen.

Auch in der Krummhörn gibt es Stress mit den Rechten. Allerdings nicht mit einem haarigen Kugelbauch, sondern mit Fahnen, die der Neonazi- und der ebenfalls demokratiefeindlichen Reichsbürger-Szene zuzurechnen sind. In Loquard empören sich Anwohner über ein Schild. In Uttum hisst ein Anwohner Reichsflaggen und die sogenannte „Schwarze Sonne“. Claus Höck erläutert, was es mit diesem Symbol auf sich hat. In seinem Kommentar hält er diese offen gezeigte Nazisymbolik für unerträglich: „Es wird Zeit, dass wir Rassismus, Nationalismus und ähnlichen gedanklichen Verrohungen entschieden entgegentreten.“

Das „Intensivregister“ der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) war in der zweiten und dritten Welle der Pandemie ein oft genutztes Werkzeug, mit dem Corona-Maßnahmen begründet wurden. Immerhin sollte eine Überlastung des Gesundheitssystems unbedingt verhindert werden. Aber stimmten die Berechnungen des DIVI überhaupt? Tom Lausen, ein Informatiker aus dem Landkreis Stade, behauptet ganz klar: Nein! Und erklärt ganz plausibel, warum. Landtagskorrespondent Lars Laue hat mit Lausen gesprochen und auf weitere Probleme zwischen Politik und Gesundheitssystem fokussiert.

Und noch ein Fall von staatlicher Fehlplanung: Die Kosten für die neue Friesenbrücke bei Weener haben sich bekanntlich von 66 auf 125 Millionen Euro fast verdoppelt, bevor der erste Spatenstich getan wurde. Wer soll das bezahlen? Der Bund als eigentlicher Kostenträger fordert mehr Geld vom Land. Man befinde sich in Gesprächen, heißt es. Im Juli soll mit dem Abbruch der Brückenreste begonnen werden, im April 2022 mit dem Neubau. Wirtschaftsredakteur Ole Cordsen hat außerdem die weiteren Aufwände aufgeschlüsselt.

„Lass mal reden“ hieß die Aktion, bei der unsere Zeitung - gemeinsam mit dem Spiegel, dem Hamburger Abendblatt und dem NDR - Anfang Juni junge Menschen zwischen 14 und 24 aufforderte, sich zur gegenwärtigen Coronasituation und zu Ungerechtigkeiten zu äußern. Es kamen eine ganze Menge sehr emotionaler und ausdifferenzierter Antworten zusammen. Salome Heyn hat sie sich angesehen und daraus eine umfangreiche Geschichte gemacht. Wer die Äußerungen liest, dem wird klar, gerade um die Generation zwischen Schule und dem Berufseinstieg hat sich niemand wirklich gekümmert.

Haben Sie auch gestern unter der Hitze gelitten? Und dann ging auch noch in der Nacht die Temperatur kaum runter. Was das für die Menschen und die Natur bedeutet und was uns am kommenden Wochenende erwartet, lesen Sie in unserem Wetter-Bericht. Fazit: Am besten fahren Sie an den Badesee. Kann sein, dass wir uns in Neermoor treffen.

Was heute wichtig wird:

  • Waldbaden ist bei sommerlicher Hitze sicher angenehm. Wieso das Waldbaden Körper und Seele gut tut, hat die ausgebildete Waldpädagogin Petra Prins unserer Reporterin Christine Schneider-Berents erläutert.
  • Hunden droht bei den gegenwärtigen Temperaturen der Hitzetod, wenn man sie im verschlossenen Auto zurücklässt. Aus aktuellem Anlass erklärt Marion Luppen, warum man die Tiere auf jeden Fall mitnehmen sollte.
  • Passende Mieter zu finden kostet Zeit und Nerven. Was muss man beim Aufsetzen des Mietvertrags und beim Übergabeprotokoll beachten, damit keine Streitigkeiten folgen? Gabriele Boschbach gibt nach Gesprächen mit Experten Tipps.
  • Tiger und Löwen dürfte es bald wohl nicht mehr in Zirkussen zu sehen geben. Das Bundesagrarministerium will ein entsprechendes Verbot erwirken. Was sagen ostfriesische Tierschützer zu dem Vorstoß? Und die Zirkusse? Mona Hanssen berichtet.

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