Kirche
Ostfriesland: Lutheraner und Reformierte verlieren weniger Mitglieder
Sowohl der lutherisches Sprengel Ostfriesland-Ems als auch die Reformierte Kirche haben Mitglieder verloren. Regionalbischof Dr. Detlef Klahr bezeichnet den Rückgang als sehr schmerzlich.
Emden/Leer - Der evangelisch-lutherische Sprengel Ostfriesland-Ems hat im vergangenen Jahr 3500 Mitglieder verloren. Das sind 500 weniger als im Jahr davor. Das geht aus einer Mitteilung hervor. Der Rückgang bewege sich auf dem Niveau der Vorjahre. Das sei eine Tendenz, die seit Jahren zu beobachten sei. Mit einem Rückgang von 1,16 Prozent (im Jahr davor 1,27 Prozent) bei der Gemeindegliederzahl liegt der Sprengel eigenen Angaben zufolge unter dem Prozentsatz der Landeskirche mit zwei Prozent. Von den 3500 Mitgliedern sind 2134 – und damit der größere Teil – aus der Kirche ausgetreten. Das sind 0,71 Prozent der gesamten Gemeindegliederzahl im Sprengel. Die Zahl bewegt sich auf einem ähnlichen Niveau wie die Jahre zuvor. Zum Vergleich: 2019 gab es 2504 Austritte. Einen Rückgang der Taufen um mehr als 900 im Vergleich zu 2019 erklärt der Sprengel vor allem mit der Pandemie. Coronabedingt wurden viele Taufen abgesagt oder konnten nicht stattfinden. Es zeichne sich bereits ab, dass viele Taufen jetzt nachgeholt werden. Getauft wurden im vergangenen Jahr 1615 Kinder, in den Jahren zuvor bewegte sich die Zahl zwischen 2500 und 2800.
Regionalbischof Dr. Detlef Klahr bezeichnet den erneuten Rückgang der Mitgliederzahlen als sehr schmerzlich. „Dabei gilt es aber zu beachten, dass die Austritte lediglich 0,71 Prozent des Rückgangs der Kirchenmitgliederzahlen verursachen. Es haben weniger als ein Prozent unsere Kirchengemeinden im Sprengel Ostfriesland-Ems durch Austritt verlassen“, wird er zitiert. Der Sprengel Ostfriesland-Ems ist einer der sechs Sprengel der Landeskirche Hannovers. Er erstreckt sich von der Nordseeküste bis nach Bad Bentheim und besteht mit 297.400 Kirchenmitgliedern in 156 Kirchen- und Kapellengemeinden aus den sechs Kirchenkreisen Aurich, Emden-Leer, Emsland-Bentheim, Harlingerland, Norden und Rhauderfehn.
Heimbucher: Aktuelle Mitgliederstatistik stark von Corona-Pandemie beeinflusst
Auch die evangelisch-reformierte Kirche hat 2020 Mitglieder verloren: nämlich 3135. .Im Vergleich zu früheren Jahren sei die Zahl der Kirchenaustritte aber zurückgegangen, sagte Kirchenpräsident Martin Heimbucher. Die reformierte Kirche hat damit jetzt 165.400 Mitglieder in den 143 Kirchengemeinden zwischen Nordsee und Allgäu. Zwar hätten 1254 Menschen der Kirche den Rücken gekehrt, doch seien dies 112 weniger als 2019, als die reinen Austrittszahlen mit 1366 ihren bisherigen Höchststand erreichten, so Heimbucher.
Die aktuelle Mitgliederstatistik ist Heimbucher zufolge stark von der Corona-Pandemie beeinflusst. Weil weniger Gottesdienste gefeiert werden konnten, seien auch die Taufen und Konfirmationen deutlich zurückgegangen. Die Statistik habe lediglich 670 Taufen und 860 Konfirmationen verzeichnet. Im Jahr 2019 seien es fast doppelt so viele Taufen gewesen. Da die Taufe unmittelbar die Kirchenmitgliedschaft begründe, erklärten die wenigen Taufen auch den stärkeren Mitgliederverlust.
Auch die hohe Zahl der Bestattungen dürfte mit der Corona-Pandemie zusammenhängen, sagte Heimbucher. Die 2552 Beisetzungen im Vergleich zu 2113 im Jahr 2019 gingen vermutlich auch auf die allgemeine Übersterblichkeit zurück. Heimbucher sieht nach der Corona-Pandemie aber auch Chancen: „Vielleicht gelingt es, dass die Gemeinden zusammen mit den Familien Taufe und Konfirmation als Fest neu entdecken: Für mich ist die Taufe ein unvergängliches Zeichen dafür, wie Gottes Treue jeden Menschen trägt – auch durch Krisen hindurch.“