Aktion am Sonnabend

Bis zu 18.000 Motorradfahrer bei Sternfahrt für kranken Kilian erwartet

Steffen Busemann und Thorben Malchus
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Von Steffen Busemann und Thorben Malchus
| 23.07.2021 17:52 Uhr | 12 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Lars Sass hält ein Foto seines kranken Sohnes Kilian (6) in der Hand. Am Sonnabend werden Motorrad-Fahrer am Haus der Familie vorbeifahren und Krach machen. Foto: Busemann
Lars Sass hält ein Foto seines kranken Sohnes Kilian (6) in der Hand. Am Sonnabend werden Motorrad-Fahrer am Haus der Familie vorbeifahren und Krach machen. Foto: Busemann
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Schätzungsweise bis zu 18.000 Motorradfahrer werden an der Sternfahrt für den kranken Kilian am Sonnabend in Rhauderfehn teilnehmen. So wie es aussieht, wird der Sechsjährige an diesem Freitag nach Hause kommen.

Rhauderfehn - Am Freitagnachmittag steht Ralf Pietsch, einer der Organisatoren der Motorrad-Sternfahrt für den unheilbar kranken Fehntjer Kilian Sass (6), noch ganz alleine auf dem Marktplatz in Rhauderfehn. Einen Tag später wird sich dort um 12 Uhr ein großes Meer aus Motorrädern, Quads und Trikes bilden. „Wir erwarten 15.000 bis 18.000 Biker“, sagt Pietsch. „Mit so einer Resonanz haben wir bei Weitem nicht gerechnet.“

Der Sechsjährige war im Januar an Lymphom-Krebs erkrankt. Eine Chemotherapie und mehrere Notoperationen konnten den Tumor nicht besiegen. Ein passender Stammzellenspender ist erst gefunden worden, als der Krebs in Kilians Körper schon überall gestreut hatte und es für eine Spende zu spät war. Am 15. Juli teilten die Ärzte Kilians Eltern, Jasmin und Lars Sass, mit, dass es keine Heilungschancen mehr für ihren Sohn gibt. Der Aufruf einiger Freunde der Familie, noch einmal am Haus des Fehntjers in der Langholter Straße vorbeizufahren und Krach für den kleinen Motorrad-Fan zu machen, löste in den sozialen Medien eine Welle der Anteilnahme aus. Motorradfahrer aus ganz Deutschland kündigten ihre Teilnahme an.

Kilian soll nach Hause kommen

Bis vor Kurzem war allerdings noch unklar, ob Kilians Zustand es möglich macht, dass er am Freitag die Kinder-Klinik in Oldenburg verlassen und nach Hause kommen kann. „Wir sind in engem Austausch mit den Eltern. So wie es aktuell aussieht, wird Kilian heute entlassen werden“, sagt Ralf Pietsch am Freitag. „Aber selbst wenn Kilian doch nicht dabei sein kann, werden wir Krach für ihn machen. Dann kann er sich die Videos im Krankenhaus anschauen.“ Gemeinsam mit den weiteren Organisatoren Ellen Klene, Markus Kruse und Nadine Schrape bereitet Pietsch sich derzeit akribisch auf Sonnabend vor. Dabei steht das Orga-Team in engem Austausch mit der Polizei Leer/Emden, die federführend den Ablauf des Korsos leiten und mit mehreren Motorrädern den Verkehr regeln wird. „Wir können nicht abschätzen, wie viele Biker tatsächlich kommen“, betont Polizei-Sprecherin Frauke Bruhns. Deshalb werde es neben dem Treffpunkt auf dem Marktplatz und dem Parkplatz des General-Anzeigers zwei Ausweich-Treffpunkte in Rhaudermoor und Ostrhauderfehn (siehe Karte) geben.

Der Haupt-Treffpunkt ist auf dem Marktplatz in Rhauderfehn. Sollte es dort zu voll sein, werden die Motorrad-Fahrer zu den Ausweich-Treffpunkten geleitet. Grafik: Malchus
Der Haupt-Treffpunkt ist auf dem Marktplatz in Rhauderfehn. Sollte es dort zu voll sein, werden die Motorrad-Fahrer zu den Ausweich-Treffpunkten geleitet. Grafik: Malchus

„An allen Treffpunkten werden Polizeibeamte die Motorradfahrer einweisen und informieren, sobald sie losfahren können. Bitte haltet nicht vor Kilians Haus an und fahrt anschließend an der T-Kreuzung über Burlage und Saterland nach Hause“, appelliert Bruhns. Die Langholter Straße werde für den Motorrad-Korso zeitweise gesperrt.

„Bitte lasst die Autos stehen“

Im Vorfeld hatte es zu der geplanten Sternfahrt auch einige kritische Stimmen gegeben. Dass es, wie teilweise befürchtet, zu einem großen Verkehrschaos kommen wird, vermutet Rhauderfehns Bürgermeister Geert Müller allerdings nicht. „Ich gehe davon aus, dass die Polizei für einen vernünftigen Ablauf sorgen wird. Sollte es zu einem Notfall in der Nähe der viel befahrenen Straßen kommen, werden Krankenwagen unbehindert dorthin fahren können“, so Müller.

Einige Feuerwehrleute und Mitarbeiter des Bauhofes werden, so Müller, die Polizei unterstützen. Ansonsten halte sich die Gemeinde aus der Planung raus. „Einen Wurst- oder Bierstand wird es auf dem Marktplatz nicht geben. Der Marktplatz dient lediglich als Treffpunkt, und es soll nicht zum Verweilen eingeladen werden“, führt Müller aus. Die Sternfahrt bezeichnet er als eine „einfach schöne Geste“.

Sowohl der Bürgermeister als auch die Polizei appellieren: „Bitte geht um die Mittagszeit nicht mit dem Auto einkaufen oder umfahrt die Strecke weitläufig. An alle Schaulustigen: Kommt stattdessen mit dem Rad.“ Andrea Meiners von der Polizei Ostrhauderfehn ergänzt: „Es soll für alle Beteiligten ein schönes Erlebnis werden, vor allem für den kleinen Prinzen.“

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