Hilfe für die Flutopfer

„Zuhören, das ist das Wichtigste!“

Margot Gasper
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Von Margot Gasper
| 17.08.2021 18:31 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Die Frauen und Männer der Notfallseelsorge haben nach der Flut in Stolberg und Eschweiler unzählige Einsatzstunden geleistet. Dabei sind sie auch für die vielen Helfer da. OZ-Leser können helfen.

Gemeinsam mit der Aachener Zeitung (AZ) sammelt diese Zeitung Spenden für die Flutopfer. Dieser Text ist in der AZ erschienen.

Eschweiler/Stolberg - Unzählige Einsatzstunden haben Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger während der Hochwasserkatastrophe in der Städteregion Aachen geleistet. 117 Menschen waren und sind im Einsatz, 62 Notfallseelsorger aus der Städteregion wurden unterstützt von Kräften aus den Nachbarregionen und weiteren Menschen mit seelsorgerischer Ausbildung. Gearbeitet haben sie in drei Schichten in den zerstörten Straßen in Stolberg und Eschweiler. Das sind die nackten Zahlen.

Von den Schicksalen, die sich hinter diesen Einsätzen verbergen, hören Rita Nagel und Frank Ertel jeden Tag aufs Neue. Nagel ist Koordinatorin der ökumenischen Notfallseelsorge in der Städteregion, Ertel ist Fachberater für die Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV)in der Städteregion. Beide machen diesen Job seit Jahren. Und beide sagen: „Einen Einsatz in diesem Ausmaß haben wir noch nie erlebt.“ „Zuhören, das ist das Wichtigste“, erklärt Rita Nagel. „Die Leute müssen sich wahrgenommen fühlen.“ Die Helferinnen und Helfer hören denen zu, die sich so gerade noch und manchmal nur mit der Unterhose bekleidet aus dem Haus retten konnten. Sie hören denen zu, die zwar ein Fotoalbum retten konnten, aber dann mit durchweichten Seiten und durchnässten Fotos dastehen.

Die Seelsorger helfen nicht nur den Menschen, die bei der Flutkatastrophe persönlich betroffen sind. Auch für die unzähligen Helfer und Einsatzkräfte sind sie da.
Die Seelsorger helfen nicht nur den Menschen, die bei der Flutkatastrophe persönlich betroffen sind. Auch für die unzähligen Helfer und Einsatzkräfte sind sie da.

„Der Schrotthaufen da, ist das mein Leben?“

„Ganze Jahre an Erinnerung sind da verloren“, weiß Ertel. Und wer seine ganze Wohnungseinrichtung aufgeben musste, frage sich vielleicht: „Der Schrotthaufen da, das ist mein Leben?“ Erfahrungen seien zu verarbeiten, die die persönliche Existenz in ihrem Kern berühren. Bei den betroffenen Menschen sei durch die Hochwasserkatastrophe viel Vertrauen verlorengegangen, sagt Ertel. Er erzählt von Kindern, die nach der Flut in Panik geraten, wenn nur ein Wasserhahn aufgedreht wird und Wasser rauscht. Auch bei alten Menschen habe die Flucht vor der Flut scheinbar längst vergessene Erinnerungen geweckt – an Flucht und Evakuierung im Zweiten Weltkrieg.

Bei allem Elend, sagt Rita Nagel, treffen die Helfer aber auch auf das Bemühen, nach vorne zu schauen. „Sie müssen unbedingt wiederkommen, wenn es hier wieder schön ist“, sagten manche den Leuten von der Notfallseelsorge. Und die Leute in Stolberg-Vicht freuen sich tapfer auf ein großes Straßenfest, das sie feiern wollen, wenn die schlimmsten Schäden beseitigt sind. Die Akutphase in der Psychosozialen Notfallversorgung sei nun vorbei, sagt Rita Nagel. Die Männer und Frauen in den lilafarbenen Westen der Notfallseelsorge werden aber weiter in Eschweiler und Stolberg im Einsatz sein, gemeinsam mit anderen in multiprofessionellen Teams. „Und danach würden wir gerne einen Raum bieten, eine Anlaufstelle, wo Menschen hingehen können, um sich auszusprechen“, sagt Frank Ertel. Das Team der Notfallseelsorge versucht, auch jene im Blick zu haben, die freiwillig Hilfe leisten und dabei Gefahr laufen, sich zu übernehmen. „Es gibt Spontanhelfer, die finden kein Ende, wenn sie all das Leid sehen“, sagt Ertel. „Manche arbeiten, bis es zu viel ist.“

„Dann fallen die Leute in ein Loch“

Der Malteser Hilfsdienst in Aachen ist in der Ausnahmesituation nach dem Hochwasser ebenfalls in der Psychosozialen Notfallversorgung im Einsatz. Frank Waldschmidt leitet deutschlandweit die Einsatznachsorge des Malteser Hilfsdiensts und war im Flutgebiet im Einsatz: „So richtig werden die Probleme erst auftauchen, wenn die Häuser irgendwann trockengelegt sind“, erwartet der Fachmann für Krisenintervention und Einsatznachsorge. „Dann fallen die Leute in ein Loch.“

Auch bei den Einsatzkräften rechnet Waldschmidt mit zahlreichen Traumatisierungen. Wer womöglich stundenlang mit Eingeschlossenen ausharren musste, in Sorge um die Kollegen war oder Fahrzeuge zurücklassen musste, steckt das nicht so einfach weg. Sowohl bei Betroffenen als auch bei Einsatzkräften, sagt Waldschmidt, „werden wir eine große gesellschaftliche Anstrengung brauchen, um das zu verarbeiten, zusätzlich zu den Folgen der Corona-Pandemie“

So können OZ-Leser helfen

Seit etwa drei Wochen läuft die Spendenaktion der Zeitungsgruppe Ostfriesland (ZGO), zu der auch diese Zeitung gehört. Über das Hilfswerk „Ein Herz für Ostfriesland“, eine Tochter der ZGO, wird Geld für Menschen in Eschweiler und Stolberg gesammelt. Die Orte wurden besonders hart von der Flut getroffen.

Das Spendenkonto lautet: „Ein Herz für Ostfriesland gGmbH“, IBAN: DE 55 2859 0075 0011 1112 00 bei der Ostfriesischen Volksbank eG, Leer. Gespendet werden kann auch hier direkt über Paypal. Jeder einzelne Spenden-Euro geht an die Flutopfer. Die Verwaltungskosten der „Ein Herz für Ostfriesland gGmbH“ werden komplett von der Zeitungsgruppe Ostfriesland getragen. Es gibt keinerlei Verrechnungen oder Abzüge.

Wer nicht möchte, dass sein Name in der Zeitung veröffentlicht wird, muss das bitte auf der Überweisung vermerken. Bis zu einer Spende von 199 Euro erkennt das Finanzamt den Einzahlungsbeleg an. Bei höheren Beträgen können Spendenquittungen ausgestellt werden. Nähere Informationen gibt es per E-Mail.

Weitere Infos zur Aktion gibt es hier.

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