Was man wissen sollte
Impfpannen | Dorfsheriffs | Brückenschrott
Ab heute jeden Morgen um 6.30 Uhr gibt’s bei uns das Wichtigste vom Tage, zusammengefasst von einem Mitglied der Chefredaktion.
Zu viele Köche verderben den Brei, heißt ein altes Sprichwort. Mir gefällt das, ich koche auch am liebsten alleine, ganz im Wortsinne gemeint. Und wenn es darum geht, komplexe Projekte durchzuplanen, dann muss das Team auch nicht allzu groß sein, sondern vor allem an einem Strang ziehen. Also genau das Gegenteil von dem, was derzeit in unserem Land läuft.
Bundeskanzlerin und Ministerpräsidenten und Landesregierungen und Ministerialbürokratie und ganz am Ende Landkreise, kreisfreie Städte und deren Gesundheitsbehörden. Das kann nicht gut gehen, und es geht auch nicht gut. Man merkt es an widersprüchlichen, missverständlichen und immer wieder auch rechtlich nicht haltbaren Verordnungen und Verfügungen - Sie erinnern sich, wir berichteten zuletzt fast jeden Tag darüber - aber auch im Praktischen an der schlechten Impforganisation und dem Chaos bei den Schnelltests.
Ostfriesland-Reporter Daniel Noglik hat gestern eine besonders fragwürdige Geschichte aufgetan: Wenn von 300 Impfberechtigten nur 100 ihren Termin im Auricher Impfzentrum Georgsheil wahrnehmen, dann liegt das nicht an impfverweigernden Senioren, sondern an der Unfähigkeit der Verwaltung - in diesem Fall ist es wieder mal das Gesundheitsministerium in Hannover - den sehnsüchtig auf Impfschutz wartenden Menschen den Termin rechtzeitig mitzuteilen. Anders formuliert: Wenn die Impfung auf Dienstag terminiert wurde, der Impfling die Mitteilung darüber erst am Mittwoch bekommt, kann das irgendwie nicht funktionieren. E-Mail-Benachrichtungen haben übrigens auch ihre Tücken. Sie landen gerne im Spam-Ordner.
Bleiben wir beim Thema Impfen. Es war ja bisher ein Ärgernis, dass die ostfriesischen Impfzentren so wenig Vakzine bekamen, dass sie nur tageweise geöffnet wurden. Das ändert sich natürlich, wenn demnächst mehr Impfstoff zur Verfügung steht. Im Raum steht ja auch am Wochenende durchzuimpfen. Das erfordert wiederum auch mehr Personal. Wie sich die Landkreise und die Stadt Emden aufstellen, darüber berichtet Daniel Noglik.
Außerordentlich schwierig ist gerade die Lage im Landkreis Leer. Ob Einzelhändler oder Schüler und Eltern, die hohe Inzidenz sorgt für viel Unsicherheiten. Nach zwei Tagen unter dem Inzidenzwert von 100 stieg dieser gestern wieder auf 116 an. Allein in der Stadt Leer sind derzeit 101 akute Fälle einer Corona-Infektion bekannt. Was das für die Kitas bedeutet und auch für die Schulen und welche Sorgen auch die Einzelhändler wieder haben müssen, fasst Lokalchefin Nikola Nording zusammen.
Gerade die Einzelhändler befinden sich gerade in einer schrecklichen Situation. Und was noch beunruhigender ist, niemand weiß, was wird, wenn wieder geöffnet ist. Schließen dann reihenweise Läden, die zwischenzeitig pleite gegangen sind? Kommen die Kunden, inzwischen an Bestellungen im Internet gewöhnt, auch wieder in die Geschäfte zurück? Zu steuern gibt es da herzlich wenig, trotzdem werden die Rufe nach Stadtmanagern lauter. Unsere Wittmunder Korrespondentin Imke Oltmanns hat mit Adalbert Oldewurtel gesprochen, der diesen Job in Esens seit 20 Jahren erfolgreich macht. Er warnt allerdings vor übertriebenen Hoffnungen: „Ein Stadtmanager ist nicht der Retter der Innenstadt.“
Eine der wesentlichen Qualitäten unseres Staates ist, dass man sich sicher fühlen kann. Wer mal in Südafrika war oder in Südamerika weiß, welchen Wert diese staatliche Leistung hat. Wenn also ein Hinweis in der OZ-Redaktion auftaucht, wonach die Polizei Leer/Emden ihre Präsenz auf den Dörfern reduzieren soll, dann sind wir natürlich alarmiert. Auch Bürgermeister aus dem Landkreis Leer, an die dieses Schreiben ebenfalls ging, nahmen Kontakt mit Polizeichef Johannes Lind auf. Was er zu der Geschichte sagte und was an den Gerüchten dran ist oder auch nicht, das hat mein Stellvertreter Jürgen Stricker gestern erfragt.
Dass die Friesenbrücke bei Weener Schrott ist, wissen wir seit 2015, als ein Emsschiff sie kaputt gemacht hat. Dass jetzt, fast sechs Jahre später, die Bahn diesen Schrott zu Geld macht, klingt nach einer interessanten Geschichte (und danach, dass es ja tatsächlich irgendwann eine neue Brücke geben könnte). Was für die 920 Tonnen Stahl zu erzielen ist und warum auch hiesige Entsorger interessiert sind an den Brückenteilen, das hat Reporter Niklas Homes recherchiert.
Kommen wir zuletzt noch auf Gitta Connemann. Die Stimmkreis-Abgeordnete der CDU, die gerade in Berlin im Maskenskandal klare Worte findet, hat mit der OZ immer wieder Probleme. Sie sei nicht oft genug in der Zeitung, dadurch würden die Wähler nicht erfahren, was sie alles für die Heimat leistet. Auch ihre Pressemitteilungen würden oft nicht veröffentlicht. Andere Zeitungen seien da zugänglicher. Ganz ehrlich: das Übliche. Damit muss man als Chefredakteur einfach leben. Heute aber wird Frau Connemann sicher zufrieden sein. Sportredakteur Georg Lilienthal zeigt sie im Interview von einer (mir jedenfalls) unbekannten Seite: als Joggerin und Teilnehmerin am Ossiloop. Eins war mir übrigens schon klar, bevor ich das Foto zum Artikel sah. Frau Connemann sieht auch beim Waldlauf aus wie aus dem Ei gepellt.
Was heute wichtig wird
- Die Arbeiten am Bahnübergang in der Bremer Straße in Leer sind auf der Zielgeraden. Bald können Tunnel und Fahrbahn wieder regulär genutzt werden. Wie haben die Geschäftsleute in der direkten Nachbarschaft die Arbeiten erlebt? Luca Hagewiesche hat nachgefragt.
- Zehn Jahre nach dem dreifachen Super-Gau in Fukushima: Auf dem Marktplatz in Aurich soll es eine Mahnwache geben. Dazu hat das Bündnis Atomkraft Stopp eingeladen. Marion Luppen sprach mit den Initiatoren.
- Das Seetrassen-Projekt nimmt seinen Lauf - und bleibt dabei nicht unumstritten. Immerhin sollen die neuen Stromtrassen unter Langeoog oder Baltrum hindurch an die Küste führen. Was das bedeutet? Imke Oltmanns sprach mit den Beteiligten.
- Sascha Zeller betreibt in Emden ein Tattoo-Studio. Seit dem 8. März darf er wieder öffnen, aber Sascha Zeller zögert. Denn niemand kann ihm so richtig sagen, welche Regeln nun eigentlich für seinen Betrieb gelten. Mona Hanssen hat sich mit ihm darüber unterhalten.
- Endlich sollen sie kommen und für jedermann verfügbar sein: die Schnelltests. Der Emder Apotheker Dr. Florian Penner erklärt Schritt für Schritt, wie ein Corona-Schnelltest funktioniert. Jürgen Stricker und Klaus Ortgies berichten.