Geschichte
Gutachten: Landesmuseum muss sich neu aufstellen
Seit Jahren hat das Ostfriesische Landesmuseum in Emden mit sinkenden Besucherzahlen zu kämpfen. Nun wurde mithilfe eines Beratungsunternehmens ein Zukunftskonzept erstellt. Die Analyse zeigt: Dem Haus steht ein enormer Wandel bevor.
Emden - Das Ostfriesische Landesmuseum in Emden ist im Wandel. Nachdem in den vergangenen Jahren immer weniger Besucher den Weg in die Einrichtung gefunden haben, soll es nun eine Kehrtwende geben. Dafür wurde ein Zukunftskonzept erstellt. Mitarbeiter des Museums, die Stadt Emden sowie die Gesellschaft „1820 – Die Kunst“, beide sind Träger des Museums, entwickelten dieses Konzept gemeinsam. Professionell begleitet wurde der Prozess von der Firma Metrum, die sich auf die Beratung von Museen und Kulturinstitutionen spezialisiert hat.
Nun wurden die Projektergebnisse dem Kulturausschuss des Emder Rates vorgestellt, teilt die Stadt Emden mit. Die Ergebnisse zeigen nicht nur die Stärken und Schwächen des Museums auf, sondern auch Wege, wie sich wieder mehr Besucher für das Museum gewinnen lassen.
Die Schwächen
Laut Gutachten bleibt das Landesmuseum in vielerlei Hinsicht deutlich hinter seinen Möglichkeiten zurück. Das Museum kooperiere zu wenig und sei zu wenig in Emden sowie in der Region vernetzt. Auch die Nähe zu den Niederladen werde nicht berücksichtigt. Das Museums stelle sich kaum auf niederländische Gäste ein.
Obwohl die Innenstadtlage als Stärke des Museums gewertet wurde, gibt es dennoch Kritik, da der Eingang vom Delft aus schlecht zu finden ist. Auch in Sachen Museumsgastronomie gebe es Aufholbedarf. Neben diesen Defiziten werden aber auch inhaltliche Schwächen des Museums offenbart. So seien die Dauerausstellungen in ihren Grundzügen seit 2005 nicht mehr verändert worden und bedürfen einer „grundlegenden Überarbeitung“. Auch die Magazine rückten in den Fokus.
Die Stärken
Als positiv gewertet wurde das fachliche Wissen der Museums-Mitarbeiter und des Stadtarchivs. Auch Formate zur Wissensvermittlung wurden gelobt, müssten jedoch auch außerhalb Emdens bekannt gemacht werden. Die kritische Aufarbeitung der Sammlungsbestände, die „1820 – die Kunst“ in der Ausstellung „Komplizenschaft“ thematisiert, wurde ebenfalls hervorgehoben.
Das wünschen sich Besucher

Das Museum als Standortfaktor
Um deutlich mehr Menschen für das Museum zu begeistern, müsse es von der Stadtverwaltung als wichtiger Standortfaktor betrachtet werden, der die Lebens- und Aufenthaltsqualität der Bürger bereichert. Zudem müsse das Museum bei Touristen bekannter werden. So müsse es künftig mehr Ausstellungen mit Bezügen zu aktuellen Themen geben. Darüber hinaus müssten neue digitale Formate geschaffen und die Aktivität in sozialen Medien erhöht werden. Von Letzterem verspricht man sich unter anderem, das jüngere Publikum zu erreichen.
So soll der Wandel gelingen
Um positive Veränderungen herbeizuführen, muss es laut Gutachten tiefgreifende Veränderungen geben. So müssten Aufgaben- und Verantwortungsbereiche intern neu strukturiert werden. Das Haupthaus müsse neu gestaltet werden. Dazu gehörten auch attraktive Flächen für Sonderausstellungen sowie die Umsetzung eines neuen Gastronomie-Konzeptes. Um die innerstädtische Anbindung zu verbessern, wird eine Öffnung des Museums hin zum Delft vorgeschlagen. Zudem empfiehlt das Gutachten eine professionelle Museumssoftware, mit der die Bestände digital erfasst werden können, sowie eine neue Kassensoftware. Grundsätzlich müssten die Magazine neu eingerichtet und die konservatorischen Bedingungen verbessert werden.
Wie geht es jetzt weiter?
Die Stadt Emden und der Vorstand von „1820 – Die Kunst“ wollen das Gutachten nun ausführlich bewerten. Anschließend wird der Kulturausschuss Entscheidungen über die zukünftige Ausrichtung des Hauses treffen. Noch in diesem Monat soll auch das Bewerbungsverfahren für den neuen Direktor des Landesmuseums starten. Die Besetzung der Stelle werde sich an den Eckpunkten des erarbeiteten Konzeptes orientieren. Aktuell leitet die Emder Kulturchefin Kerstin Rogge-Mönchmeyer das Museum kommissarisch, nachdem Dr. Wolfgang Jahn in den Ruhestand wechselte.