Was Sie heute wissen müssen

Wobben tot | Plakate beschmiert | Migranten entsetzt

Joachim Braun
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Von Joachim Braun
| 04.08.2021 06:26 Uhr | 6 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Er verschaffte der Stadt Aurich Weltgeltung: Aloys Wobben, genialer Tüftler und Erfinder und Gründer von Enercon, ist nach langer Krankheit viel zu früh im Alter von 69 Jahren gestorben. Der gebürtige Emsländer entwickelte Windkraftanlagen zu einer Zeit, als die meisten Menschen die Energieerzeugung mit der unendlichen Ressource Wind noch für bloßen Unfug hielten. Angefangen hatte alles mit der Gründung von Enercon in einer kleinen Halle in Sandhorst Mitte der 1980er Jahre. Das Unternehmen wuchs in den Folgejahren zu einem Weltmarktführer mit Niederlassungen in der ganzen Welt, einem Jahresumsatz von fünf Milliarden Euro und 10.000 Beschäftigten. Wobben schuf aber auch - und das war die andere Seite - ein Firmengeflecht, das immer wieder in der Kritik stand, weil es selbst für Fachleute undurchschaubar war, alle möglichen Steuerschlupflöcher nutzte und die Mitarbeiter-Mitbestimmung gering schätzte. Für die Krise 2019, die seither 3000 Menschen in Aurich und Magdeburg den Job kostete, war der inzwischen in eine Familienstiftung überführte Konzern zu einem guten Teil selbst verantwortlich. Wobben hatte sich allerdings schon 2012 aus der Unternehmensführung zurückziehen müssen. Ein Nachruf von Martin Alberts.

Wie sich Vertreter aus Politik, Verwaltungen und Kammern angesichts des Todes von Enercon-Gründer Aloys Wobben äußern, lesen Sie hier.

Delta hält die Welt in Atem: Gestern erreichte mich eine Mitteilung von Alina Zielina. Die Österreicherin ist eine der herausragendsten Digitaljournalistinnen der vergangenen Jahre und lehrt inzwischen an der City-University von New York. Die 41-jährige sportliche Kollegin, die sich eigenen Angaben nach immer an Maske und Abstand hielt, hat sich das Delta-Virus kurz vor einem geplanten Heimflug nach Wien eingefangen und leidet trotz Impfung unter deutlichen Symptomen. Auf Facebook appelliert sie nun, sich regelmäßig testen zu lassen und schreibt über Delta: „Dies ist nicht das ′alte′ Covid-Virus, es ist eine neue Variante und es verhält sich ganz anders.“

Die Erfahrung machen gerade auch die Emder. Am Dienstag stieg dort der Inzidenzwert über die wichtige 10er-Marke. Bleibt es drei Tage dabei, folgen Konsequenzen für alle Bürger. Welche, danach hat Mona Hanssen gefragt: So müssen unter anderem Diskotheken, Clubs und Shisha-Bars wieder schließen. Private Treffen sind nur noch von bis zu zehn Personen aus beliebig vielen Haushalten zulässig. Und auch beim Tourismus, für Besuche des Wochenmarkts und für andere Aktivitäten gelten schärfere Bedingungen.

Es ist eine grausige Tat, die in der vergangenen Woche in Leer passiert sein soll. Eine junge Frau soll von drei Männern, Flüchtlingen aus dem Irak und aus Syrien, vergewaltigt worden sein. Die mutmaßlichen Täter sitzen in Untersuchungshaft. Noch bevor Details zur Tat oder den Beteiligten von offizieller Seite bestätigt wurden, tobte in sozialen Netzwerken schon der ausländerfeindliche Mob. Und auch in den Kommentaren auf der OZ-Seite und bei Facebook ließen viele Menschen ihren Vorurteilen freien Lauf oder nutzten das entsprechende Forum der AfD Ostfriesland, um zur Lynchjustiz aufzurufen: „Ich hoffe, das die Bevölkerung das Gesetz selber in die Hand nimmt und nicht nur diese Verbrecher aus dem Land wirft.“ Die weit überwiegende Mehrheit der Zuwanderer aber sind friedliche, gesetzestreue Menschen. Wie wirkt die Hetze auf sie? Darüber hat sich Nikola Nording mit Serhat Özdemir, Vorsitzender der türkisch-deutschen Freundschaftsgesellschaft in Leer, Ali Krone vom Verein Afrikanische Diaspora Ostfriesland und Engeline Kramer, Leiterin des Café International, unterhalten.

Rechte Tendenzen gibt es derzeit ausnahmsweise auch in der Krummhörn. Dort wurden Wahlplakate der Grünen und der CDU in den vergangenen Tagen mit Hakenkreuzen und sonstigen Schmierereien beschädigt. „Ein gesellschaftliches Klima, in dem rechte Positionen zunehmend sagbarer werden, wie es etwa in den rassistischen Mobilisierungen gegen Geflüchtete oder aktuell im Kontext der Coronaleugner-Proteste zu beobachten ist, bestärkt Rechtsextreme darin, ihre menschenfeindliche Ideologie im öffentlichen Raum zu äußern“, sagt Maria Wöhr vom Regionalbüro Nord/West der Mobilen Beratung Niedersachsen gegen Rechtsextremismus und für Demokratie im Gespräch mit Michael Hillebrand.

Am Wochenende war ich seit eineinhalb Jahren mal wieder in Berlin. Wer die Stadt kennt, weiß, dass dort die Gehwege breiter sind als in jeder anderen Stadt in Deutschland - und schon gar als in Emden. Auf der Spur eines Schildbürgerstreichs war dort Heiko Müller. Der gerade erst fertig gewordene Bürgersteig der Uphuser Straße misst an einigen Stellen nämlich gerade mal 57 Zentimeter. Das ist selbst für einen Kinderwagen zu schmal. Laut Richtlinien soll ein Gehweg mindestens 2,50 Meter breit sein. Warum die Stadt Emden bei unserer Anfrage trotzdem gelassen bleibt, lesen Sie hier.

Was heute wichtig wird:

  • Die Leeraner Altstadt wird derzeit von Touristen viel Besuch. Dort warten neben viele traditionellen Geschäften auch einige neue Läden. Was wünschen sich die Ladenbesitzer für die Zukunft der Altstadt? Nikola Nording hat gefragt.
  • Über ein neues Onlineportal können die Bürger im Landkreis Leer seit dem 1. August auf Behördengänge verzichten. Mit OpenR@thaus können Dienstleistungen elektronisch beantragt, bezahlt und nachverfolgt werden. Nora Kraft beantwortet Fragen dazu.
  • Mehrere Unternehmer hatten schon ihre Konzepte vorgestellt - vergeblich. Nun will der Leinerstift den ehemaligen Dorfladen in Großefehn wiederbeleben. Jens Schönig hörte sich die Ideen mal an und berichtet.
  • Eine Sozialarbeiterin aus Emden schlägt Alarm: Die Pandemie habe schon vorher schwierige Bedingungen im Feld der sozialen Arbeit noch verschärft. Mona Hanssen fragt nach: Wie sozial ist eigentlich soziale Arbeit?

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