Boston/Mexiko-Stadt (dpa)
Mexiko reicht in USA Klage gegen Waffenhersteller ein
Mexiko hat Klage gegen einige der größten Namen im Waffengeschäft eingereicht. Die Regierung wirft ihnen vor, mit ihrer Fahrlässigkeit und illegalen Geschäftspraktiken hätten die Unternehmen großes Leid in Mexiko verursacht.
Wegen des Gebrauchs geschmuggelter Waffen aus den USA durch kriminelle Gruppen in Mexiko hat die mexikanische Regierung mehrere Waffenhersteller und -händler in den USA verklagt.
Sie reichte am Mittwoch eine Zivilklage bei einem US-Bundesgericht in der Stadt Boston ein, wie Mexikos Außenminister Marcelo Ebrard in einer Pressekonferenz erklärte. Unter den elf darin genannten Unternehmen sind Hersteller wie Smith & Wesson und auch die österreichische Firma Glock. Mexiko fordere Entschädigung für die Folgen deren fahrlässiger Praktiken sowie verstärkte Kontrollen, sagte Ebrard. Eine Entschädigungssumme nannte er nicht.
Nach einem Bericht des mexikanischen Verteidigungsministeriums wurden zwischen 2009 und 2019 mehr als zwei Millionen Schusswaffen, größtenteils aus dem Nachbarland, nach Mexiko geschmuggelt. Dort landen diese meist in den Händen krimineller Gruppen. In Mexiko, wo rund 126 Millionen Menschen leben, werden nach jüngsten Zahlen im Schnitt fast 100 Morde am Tag registriert - in Deutschland waren es im gesamten vergangenen Jahr 245. Zudem gelten in dem nordamerikanischen Land mehr als 90.000 Menschen als verschwunden.
Die Gewalt in Mexiko explodierte, seit der Staat Ende 2006 begann, den sogenannten Drogenkrieg militärisch zu bestreiten. Heute gibt es zahlreiche mächtige Drogenkartelle und andere kriminelle Gruppen, die oft Verbindungen zu korrupten Politikern und Sicherheitskräften haben. Die meisten Taten werden nie aufgeklärt.
Das Argument der Hersteller, sie seien nicht dafür verantwortlich, in wessen Hände ihre Waffen gerieten, sei falsch, sagte Ebrard. „Sie entwickeln sogar Modelle, die speziell für Drogenhändler ästhetisch gestaltet sind.“
© dpa-infocom, dpa:210804-99-712127/2