Was Sie heute wissen müssen

Haftrichter | Haushaltsbeitrag | Deichhuhn

Joachim Braun
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Von Joachim Braun
| 06.08.2021 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Manchmal wundere ich mich schon über unsere Justiz. Ob es nun die drei jungen mutmaßlichen Vergewaltiger vor zwei Wochen waren, deren Haftbefehl vom Haftrichter in Leer außer Vollzug gesetzt worden war, oder die beiden Syrer aus Ostfriesland, die des Menschenschmuggels verdächtig, schon im Februar in Bayern auffällig gewesen waren, aber vom Amtsgericht Passau wieder freigelassen wurden. Ich weiß, U-Haft ist keine Strafhaft, sondern hat lediglich den Zweck Flucht und Verdunkelung zu verhindern, aber ob gerade in Fällen wie den beiden genannten nicht genau diese Gefahr sehr groß ist. Ich gebe zu, ich weiß zu wenig von den Umständen der Fälle, um das beurteilen zu können. Stehen bleibt allerdings, das die Bundespolizei die Schleuserbande, die im Juli in Leer hopsgenommen wurde, bereits seit einem halben Jahr im Visier hatte. Daniel Noglik berichtet.

Daniels Geschichte liest sich wie ein Krimi, und zwar nicht wie einer von Klaus-Peter Wolf, sondern richtig spannend: Eine Polizeistreife hatte im Februar einen Audi Q7 überprüfen wollen, der mitten in der Nacht die österreichische Grenze nach Bayern überquert hatte. Der Fahrer gab Gas, das Auto rutschte aber bei Glatteis von der Straße und sieben Syrer liefen davon, wurden allerdings schnell von der Polizei ergriffen - im Schnee waren ihre Spuren nicht zu verfehlen. Aber lesen Sie selbst.

Während im Menschenschmuggel-Fall weiter ermittelt werden muss, kassierte der Zoll in Emden und im Landkreis Aurich in den vergangenen Tagen zehn Menschen aus Osteuropa ein, die illegal nach Deutschland gekommen waren und ohne Erlaubnis hier arbeiteten. Ihnen droht nun die Ausweisung.

Als seine Mission habe er angegeben, er möchte den Menschen Freude bringen und müsse Allahs Auftrag erfüllen. So heißt es in dem Gerichtstext von Bettina Keller über den Prozess gegen einen schwer kranken Mann aus der Elfenbeinküste, der in der geschlossenen Psychiatrie des Emder Krankenhauses einen Mitbewohner so schwer verletzt haben soll, dass dieser verstarb. Gestern sprach der Angeklagte selber - und er stritt alles ab. Die gestern ebenfalls als Zeugin aussagende Stationsärztin schätzte den Patienten als „sehr ambivalent und wahnhaft“ ein. Ansonsten habe er sich angemessen verhalten – ruhig, freundlich und angepasst. Über seinen religiösen Wahn, in dem er nicht zu erreichen gewesen sei, schilderte sie: „Er hat behauptet, er sei Jesus und wir seien die kranken Leute, nicht er.“ Eine wirklich tragische Geschichte.

Ganz anderes Thema. Wie viel Geld braucht der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk? Während Verlage wie die Zeitungsgruppe Ostfriesland und private Fernsehmedien wie RTL/Sat1 sich selber finanzieren müssen, bekommen ARD, ZDF & Co. das Geld geschenkt, über den Rundfunkbeitrag. Seit gestern ist klar, dass dieser demnächst steigen wird. Das Bundesverfassungsgericht hat den Anstieg auf 18,36 angeordnet und damit das Veto von Sachsen-Anhalt durchbrochen. Eine interessante Entscheidung: Denn was ist politische Entscheidungsbefugnis wert, wenn ein Gericht sie auf diese Weise aushebelt? Außerdem: Brauchen wir wirklich so viele Öffentlich-Rechtliche Sender? Und zum Dritten, und dies aus eigener Erfahrung: Ist es nicht ein unfairer Wettbewerb im Digitalen, wenn der NDR Onlinejournalismus aufgrund der Gebühren kostenlos anbieten kann, während OZ-Leser dafür Abo-Gebühren bezahlen müssen? Burkhard Ewert, Politikchef unseres Partners Neue Osnabrücker Zeitung, hat sich darüber Gedanken gemacht.

Es wird immer populärer: Geld für einen guten Zweck spenden und dafür den Bezahldienstleister Paypal zu nutzen. Ein Paypal-Konto macht Überweisungen per Mailadresse möglich. Missbrauch ist trotzdem drin, denn wer sagt denn, dass Susi, die anlässlich ihres Geburtstags zu Spenden für krebskranke Kinder aufruft, das gesammelte Geld wirklich weitergibt? Dieser Frage ist Christine Schneider-Berents nachgegangen und hat die Ergebnisse ihrer Recherche mit „Vorsicht Falle“ überschrieben. Übrigens: Paypal gibt seriösen Organisationen sogar die Möglichkeit, sich als gemeinnützig registrieren zu lassen. Etwa unsere Spendenfirma „Ein Herz für Ostfriesland“, bei der auf der Webseite der entsprechende Link für unsere Sammlung zugunsten der Hochwasser-Opfer gleich integriert ist. Bis gestern stieg die Spendensumme übrigens auf über 150.000 Euro.

Als ich als Kind, gerade mal zehn Jahre alt, von meinen Eltern aus meiner Heimatstadt Lüneburg nach Bad Tölz in Oberbayern verschleppt wurde und ich beinahe jedes Wochenende, weil man das ja so macht, mit Vatern auf irgendeinen Berg kraxeln musste, erzählte man mir, dass Almkühe vorne kürzere Beine haben als hinten, damit sie am Hang sicher stehen. Natürlich habe ich das geglaubt. Gestern las ich, dass es ein ähnliches Phänomen auch in Greetsiel gibt, das Ostfriesische Deichhuhn. Der offizielle lateinischen Name lautet „Gallus aggeris“. Claus Hock, immer für ein Späßchen gut, hat sogar bei Berend Tammen nachgefragt, dem Vorsitzenden des Kreisverbands Ostfriesland und Papenburg der Rassegeflügelzüchter. Sein Kommentar, ostfriesisch prägnant: „Hab ich noch nie gehört.“

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen ein schönes Wochenende und melde mich für die nächsten drei Wochen ab. Am Montag übernimmt meine Kollegin Carmen Leonhard. Bleiben Sie gesund!

Was heute wichtig wird:

  • Karten, Ketten, Krimskrams oder doch lieber etwas Nützliches? Was kaufen Urlauber im Landkreis Leer, ehe sie die Heimreise antreten? Christine Schneider-Berents und Vera Vogt haben nachgefragt.
  • Auch in Leer wird am 12. September das Stadtoberhaupt gewählt. Drei Männer fordern Beatrix Kuhl heraus. Katja Mielcarek hat alle gebeten, sie an fünf wichtige Orte im Stadtgebiet zu führen. In der ersten Folge war sie mit Sven Dirksen (FDP) unterwegs.
  • Imke Oltmanns weist auf einen Prozess hin, der kommende Woche vor dem Amtsgericht Wittmund verhandelt wird. Dort muss sich ein Mitarbeiter der Rettungsleitstelle verantworten. Er soll es im Februar unterlassen haben, einen Rettungswagen zu einem Mann zu schicken, der dann noch am gleichen Abend starb. Die Anklage lautet auf fahrlässige Körperverletzung.
  • In der psychiatrischen Abteilung des Emder Klinikums soll ein Patient einen anderen so schlimm verletzt haben, dass er später starb. Der Fall wird derzeit vor dem Auricher Landgericht verhandelt. Mona Hanssen hat nachgehakt, wie die Sicherheit in solche Abteilungen gewährleistet wird.
  • Der legendäre Seeräuber Klaus Störtebeker ist zwar seit langem tot, aus dem Alltag ist er aber nicht verschwunden. Es gibt Restaurants, Spielplätze, Freizeitparks, Biermarken, Festspiele und Vereine, die an den Freibeuter erinnern. Mona Hanssen hat sich auf die Suche nach den Spuren von Störtebeker gemacht.

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