Tokio (dpa)

„Stolz“ auf Silber: Tischtennis-Herren verlieren gegen China

Kristina Puck, Maximilian Haupt und Tom Bachmann, dpa
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Von Kristina Puck, Maximilian Haupt und Tom Bachmann, dpa
| 06.08.2021 14:48 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Silber hatten die Tischtennis-Herren sicher, an Gold glaubten sie - gegen die Top-Nation China aber nicht lange. Die Ausnahmespieler des Gegners waren im Olympia-Finale zu stark für das Trio um Ovtcharov.

Die erhoffte Goldmedaille durften sich die deutschen Tischtennis-Herren nach dem klaren 0:3 gegen die übermächtigen Chinesen nicht umhängen - aber auch mit Silber war der Moment in Tokio speziell.

„Dass ich das erleben darf, Timo die Medaille umzuhängen, war etwas Besonderes heute für mich und er hat gesagt für ihn auch“, berichtete Dimitrij Ovtcharov nach der ernüchternd klaren Niederlage mit Timo Boll und Patrick Franziska im Olympia-Finale gegen die Übermacht. „Da waren ein paar Freudentränen dabei.“

Fair hatte das deutsche Trio dem Team-Olympiasieger gratuliert, in Paris in drei Jahren soll der nächste Angriff gestartet werden. „Das wird immer unser Ziel bleiben. Der Glaube war noch nie größer als vielleicht heute, aber man muss schon anerkennen, dass sie sehr stark waren und auch zu stark waren“, sagte Franziska. „Aber ich denke, dass das das ganz große Ziel im Tischtennis ist und auch ein Ziel, das wir noch gemeinsam erreichen wollen.“

Ovtcharov führte

Auch Ovtcharov, der Bronze im Einzel gewonnen hatte, nun erneut eine Weltklasse-Leistung zeigte und gegen den Weltranglistenersten Fan Zhendong zwischenzeitlich 2:1 nach Sätzen führte, behielt seine Zuversicht nach der Pleite zum Abschluss der anstrengenden Tage. „Wir werden wieder hart trainieren, werden es wieder probieren“, sagte der 32-Jährige. „Es ist möglich.“

Am Freitag war es das allerdings ganz offensichtlich nicht. Nur drei von zwölf Sätzen gewonnen, lautete die enttäuschende Ausbeute - für die angestrebte Sensation reichte das bei Weitem nicht. Dennoch darf das deutsche Trio seinen zweiten Platz als großen Erfolg feiern. Nach Silber vor 13 Jahren und zweimal Bronze 2012 und 2016 ist es für die deutschen Männer im Mannschafts-Wettbewerb die vierte Medaille in Serie.

„Wir haben ein großes Turnier gespielt, auch im Finale. Wir haben unsere kleine Chance gehabt. Wir sind sehr stolz auf dieses Turnier und mit der Silbermedaille mehr als zufrieden“, sagte Bundestrainer Jörg Roßkopf. „Wir haben wieder bestätigt, dass wir die zweitbeste Nation der Welt nach den Chinesen sind.“

Klare Doppel-Niederlage

Das klare 0:3 im Doppel von Boll und Franziska durchkreuzte den Plan, die Nummer eins der Setzliste mit einem Auftaktsieg unter Druck zu setzen. Gegen Ma Long und Xu Xin lag das Duo viel zu schnell deutlich hinten. „Wir müssen schon neidlos anerkennen, dass sie da 'ne Klasse besser waren in dem Doppel“, sagte Franziska.

Ovtcharov ging dann zwar gegen Fan Zhendong in Führung, am Ende verlor aber auch er die Partie und das deutsche Trio stand schon vor dem dritten Match mit dem Rücken zur Wand. „Vielleicht haben mir am Ende ein paar Körner gefehlt“, mutmaßte Ovtcharov, der mit sechs Medaillen bei Olympischen Spielen mehr hat als jeder andere Spieler der Geschichte - Chinesen eingeschlossen. „Es ist kaum zu glauben“, sagte er.

Boll wehrt mehrere Matchbälle

Boll wehrte sich in seinem Einzel gegen Ma Long nach Kräften, wehrte im dritten Satz drei Matchbälle ab und verkürzte auf 1:2, musste sich dann aber beim sechsten Matchball für den Chinesen ebenfalls geschlagen geben. „Er ist nicht umsonst zweifacher Einzel-Olympiasieger“, sagte der 40-Jährige.

Ob Boll 2024 in Paris dann tatsächlich noch einen weiteren Anlauf nehmen wird, darüber war er sich vor der Abreise aus Japan selbst nicht so im Klaren. „Bis zu den nächsten Olympischen Spielen ist es noch lange hin. Mal schauen“, sagte er. „Ich möchte auf keinen Fall irgendjemandem den Platz wegnehmen, wenn ich nicht mehr leistungsmäßig dazugehöre.“ Boll weiß so gut wie kaum jemand sonst: Nur mit einem perfekten Spiel ist ein Tischtennis-Team aus China zu schlagen. Eine Goldmedaille in Paris bekämen die Spieler aber wohl wieder von einem Funktionär umgehängt.

© dpa-infocom, dpa:210806-99-744727/5

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