Düsseldorf (dpa)

Gemischte Gefühle: „Olympia hat gezeigt: Es funktioniert“

Holger Schmidt, dpa
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Von Holger Schmidt, dpa
| 09.08.2021 10:02 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Nach Olympia ist vor den Paralympics. Am 24. August beginnen in Tokio die Spiele der Behindertensportlerinnen und -sportler. Das deutsche Team tritt die Reise mit gemischten Erwartungen an. Doch die Erfahrung von Olympia hat das Gefühl etwas verbessert.

Etwas Unbehagen bleibt. Einige sprechen von „gemischten Gefühlen“. Mancher hätte sogar für eine Absage der Paralympics Verständnis. Doch insgesamt ist die Vorfreude unter den 134 deutschen Athletinnen und -Athleten groß auf die in zwei Wochen startenden Spiele in Tokio.

Die gerade beendeten Olympischen Spiele haben die Zuversicht größtenteils genährt, dass in der japanischen Hauptstadt trotz der Corona-Pandemie ein halbwegs fairer sportlicher Wettkampf mit größtmöglicher Sicherheit stattfinden kann.

Vom Hygienekonzept überzeugt

„Wir sind während der Spiele die am lückenlosesten überwachte Gruppe auf dem Planeten“, sagt der fünfmalige Paralympicssieger Michael Teuber in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur: „Olympia hat gezeigt, dass das System funktioniert. Es wurde sehr viel dafür getan, dass es nicht zu einem globalen Superspreader-Event kommt.“

Sein Rad-Teamkollege Matthias Schindler, wie Teuber für München startend, versichert: „Ich bin von dem Hygienekonzept überzeugt und der Meinung, dass die Ansteckungsgefahr durch die Maßnahmen vor Ort geringer ist als in der Heimat.“ Und Sprinterin Maria Tietze aus Leverkusen, für die es wie für Schindler die ersten Spiele werden, erklärt: „Ich glaube, dass es im aktuellen Corona-Kontext kaum ein besseres Land als Ausrichter der Spiele gibt als Japan. Es wird akkurat auf die Einhaltung der Regeln geachtet, es gibt keine Ausnahmen und keine Grauzonen.“

Doch auch Tietze gesteht mit Blick auf die Anreise per Flugzeug ein „etwas flaues Gefühl. Alles in allem bleibe ich optimistisch und halte mich an die Regeln. Dann gefährde ich niemanden und schraube auch mein persönliches Risiko weiter runter.“

Verständnis für eine Absage

Bei Rennrollstuhlfahrer Alhassane Baldé ist dieses flaue Gefühl vor seinen vierten Spielen noch etwas ausgeprägter. „Wenn mir als Sportler das große Ziel Tokio genommen würde, wäre es schon schwer zu verkraften. Als normaler Bürger hätte ich angesichts der aktuellen Situation verstanden, wenn man die Spiele abgesagt hätte“, sagt der 35-Jährige. „Die Olympischen und Paralympischen Spiele hätten ihre Strahlkraft nicht eingebüßt, wenn man Tokio abgesagt hätte.“

Die Pandemie sei noch nicht besiegt, „beziehungsweise in vielen Teilen der Welt noch nicht unter Kontrolle. Zudem war die Bevölkerung in Japan mehrheitlich dagegen“, sagte der Bonner. „Ich verstehe, dass das für uns Athleten und die vielen sportbegeisterten Menschen in der Welt eine schlechte Nachricht bedeutet hätte. Aber ich glaube, dass man auch mit Blick auf Paris 2024 hätte anders handeln sollen, um die Pandemie richtig in den Griff zu bekommen.“ Deswegen reise er bei aller Vorfreude „mit gemischten Gefühlen“ nach Japan.

Die Freude auf den Wettkampf ist groß

Aber da ist eben auch die Erleichterung, dass die Spiele nach der Absage im Vorjahr überhaupt und endlich stattfinden. „Die Verschiebung hat die sportlichen Pläne über den Haufen geworfen“, sagt Annika Zeyen (35): „Alles wurde wieder neu auf die Paralympics 2021 ausgerichtet. Und es ist gut, dass es nun los geht und die Paralympics stattfinden.“ Schindler findet es wichtig, „dass Sportler abseits des Fußballs wieder die Möglichkeit bekommen, sich zu zeigen und ihre Sportart zu präsentieren. Die Sonderrolle des Fußballs hat mir in den vergangenen Monaten schon zu denken gegeben.“

Zeyen hat als Rollstuhlbasketballerin schon vier Spiele erlebt, holte einmal Gold und zweimal Silber, nun startet sie erstmals mit dem Rad. Doch nicht nur deshalb erwartet die Bonnerin „ein ganz anderes Erlebnis als alle bisherigen Paralympics. Vieles wie das Deutsche Haus, die Zuschauer oder die Familie vor Ort werden fehlen. Aber letztendlich geht es um den sportlichen Wettkampf.“ Ähnlich sieht es der zweimalige Wurf-Paralympicssieger Sebastian Dietz aus Bad Oeynhausen. Er reise „mit einem guten Gefühl“ nach Tokio. „Natürlich macht man sich auch um manche Sachen Gedanken“, sagt er. „Die Freude auf den Wettkampf ist aber größer als alles andere.“

© dpa-infocom, dpa:210808-99-772144/4

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