Rom/Istanbul/Athen (dpa)
Leichte Besserung in Waldbrandgebieten
Seit Tagen kämpfen Einsatzkräfte am Mittelmeer gegen verheerende Feuer. Tiere, Häuser, Felder: Die Flammen fressen sich erbarmungslos durch die Landschaft. In einigen Regionen deutet sich Besserung an.
Im Mittelmeerraum schöpfen Griechenland und die Türkei Hoffnung auf eine Besserung der Waldbrandlage, während Italien weiter im Dauereinsatz versucht, die Flammen unter Kontrolle zu bringen.
In der stark von Feuern betroffenen Region Kalabrien im äußersten Süden des italienischen Festlandes sprach die Feuerwehr von einer kritischeren Lage. Dorthin schickte Frankreich drei Löschflugzeuge zur Unterstützung, die zuvor in Griechenland im Einsatz waren, wie der französische Zivilschutz am Donnerstag auf Twitter schrieb.
Laut Medienberichten starben in Kalabrien vier Menschen im Zusammenhang mit den Bränden. Am Mittwoch kamen demnach zwei Rentner in unterschiedlichen Orten ums Leben. Regionalpräsident Nino Spirlì sprach am Donnerstag von knapp 60 noch aktiven Bränden. Das seien zwar weniger als am Vortag, aber die Situation bleibe ernst. Vor allem in der Gegend der Metropolitanstadt Reggio Calabria und der Provinz um Catanzaro loderten viele Brände.
Ungefähr 70 Löschtrupps waren nach Angaben der Region im Einsatz. Außerdem unterstützten einige Löschflugzeuge die Einsätze aus der Luft.In Italien kämpft die Feuerwehr außerdem in anderen Regionen des Südens sowie auf den großen Inseln Sizilien und Sardinien weiter gegen die Flammen. Wälder, Felder, Tiere und Häuser fielen den ihnen bereits zum Opfer.
48,8 Grad auf Sizilien
Unterdessen meldete die Feuerwehr, dass die Lage auf Sizilien unter Kontrolle sei. Über der Insel wabert seit Tagen eine extreme Hitzewelle. Am Mittwoch registrierte eine Messstation in der Provinz um die Stadt Syrakus 48,8 Grad Celsius. Der Wert würde den bisherigen europäischen Temperaturrekord von 48 Grad aus Athen im Jahr 1977 übertreffen, allerdings müsste er dafür offiziell bestätigt werden.
Das Wetter dürfte den Rettern auch in den kommenden Tagen nicht in die Karten spielen. Für Donnerstag und Freitag erwarteten die Meteorologen wieder extreme Temperaturen in einigen Landesteilen. Der Zivilschutz stufte die Waldbrandgefahr auf den großen Inseln Sizilien und Sardinien in weiten Teilen wegen der anhaltenden Trockenheit und teils kräftiger Winde weiter als sehr hoch ein.
Griechenland
In Griechenland konnten die von Waldbränden betroffenen Menschen dagegen wieder etwas aufatmen. Regenfälle in der Nacht zum Donnerstag halfen bedeutend beim Kampf gegen die Brände. Sowohl auf der zweitgrößten Insel Euböa als auch auf der Halbinsel Peloponnes erloschen nach übereinstimmenden Berichten von Reportern vor Ort viele Feuer.
Der griechische Premier Kyriakos Mitsotakis sagte am Donnerstagmittag, aktuell seien alle Brände unter Kontrolle. Er warnte jedoch, dass die Gefahr damit längst nicht vorbei sei. Die Feuerwehr warnte ebenfalls. In vielen Fällen brenne es noch im Unterholz und neue Brände könnten ausbrechen. Zudem wehten landesweit starke Winde. Alle Feuerwehreinheiten aus mehr als 20 Nationen blieben in höchster Alarmbereitschaft.
In vielen Fällen empfingen Autofahrer die ersten Regentropfen mit Hupkonzerten, wie der Nachrichtensender Skai berichtete. Dürre gilt als Hauptgrund für die verheerenden Brände, bei denen mehr als 100.000 Hektar Fläche in Schutt und Asche gelegt wurden. Mehr als die Hälfte davon verbrannte auf der zweitgrößten griechischen Insel Euböa. Von 2008 bis 2021 betrug der Durchschnitt im selben Zeitraum 2750 Hektar, schrieb die griechische Tageszeitung „Kathimerini“ unter Berufung auf Copernicus, das Informationssystem zu Waldbränden der EU.
Türkei
In der Türkei besserte sich die Lage dagegen etwas. Die Feuerwehr brachte in der südwesttürkischen Provinz Mugla zwei Wochen nach seinem Ausbruch einen Großbrand unter Kontrolle. Sie seien dabei, das Gebiet im Bezirk Köycegiz abzukühlen, schrieb Forstminister Bekir Pakdemirli in der Nacht zu Donnerstag auf Twitter. Zuletzt hatten starke Winde die Löscharbeiten in der Region behindert.
Seit Ende Juli waren in der Türkei mehr als 200 Feuer ausgebrochen, darunter 16 große Waldbrände. Mehr als die Hälfte der 81 Provinzen waren betroffen. Inzwischen wurden die meisten Brände unter Kontrolle gebracht. Besonders in den Küstenprovinzen Antalya und Mugla hat das Feuer große Zerstörung angerichtet. Acht Menschen kamen ums Leben.
Im Norden der Türkei kämpfen Einsatzkräfte unterdessen gegen Überschwemmungen. Nach Angaben der Katastrophenschutzbehörde Afad kamen am Schwarzen Meer fünf Menschen in den Fluten ums Leben, eine weitere Person wurde verletzt. Mehr als 600 Menschen wurden demnach aus verschiedenen Regionen in Sicherheit gebracht.
Albanien
Militär und Feuerwehren haben die seit zwei Wochen lodernden Waldbrände unter Kontrolle gebracht. Im ganzen Land gebe es noch einige Feuer, doch die entscheidenden Schlachten gegen die Flammen seien gewonnen, teilte das Verteidigungsministerium in der Hauptstadt Tirana mit.
Derweil starb ein zweites Opfer der Brände: Die 57-jährige Frau aus dem Dorf Asim Zeneli bei Gjirokastra erlag den Verbrennungen, die sie am 3. August erlitten hatte, berichtete der Fernsehsender TV Klan. Ihr 64-jähriger Mann war bereits an diesem Tag in den Flammen ums Leben gekommen.
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