London (dpa)
Chelsea-Coach Tuchel warnt: „Können nicht Favorit sein“
Die Topteams der Premier League erstaunen mit ihrer Finanzkraft in Corona-Zeiten die Konkurrenz. Chelsea und Manchester United fahren auch ohne ihre Top-Einkäufe zum Saisonstart lockere Siege ein.
Sogar als Europas Fußball-König schiebt Thomas Tuchel die Favoriten-Rolle in Englands hochgerüsteter Premier League weit von sich.
Der Champions-League-Triumph, der Supercup-Gewinn und der lockere 3:0-Heimsieg gegen Crystal Palace zum Saisonauftakt - für den Chelsea-Trainer alles kein Grund für Übermut. „Ich sehe uns selbst als die Nummer vier des Vorjahres, also können wir nicht Favoriten sein. Wir müssen die Lücke zu Nummer drei, Nummer zwei und Nummer eins schließen, das werden wir versuchen“, sagte Tuchel nach dem gelungenen Start des Vorjahres-Vierten in die neue Spielzeit.
Englands Fußball-Elite um Chelsea und die beiden Manchester-Clubs wird in dieser Saison vom Festland argwöhnischer beäugt denn je. Dank Mäzen Roman Abramowitsch langten die „Blues“ auf dem Transfermarkt hin und verpflichteten Top-Torjäger Romelu Lukaku für die vereinsinterne Rekordsumme von rund 115 Millionen Euro. Auch ohne den von Inter Mailand geholten Belgier, der wegen der in England geltenden Quarantäneregeln noch nicht im Chelsea-Kader stand, ließen die Gastgeber dem Londoner Rivalen Palace beim 3:0 keine Chance.
Auch Man United dominant
Rekordmeister Manchester United überrollte Leeds United mit 5:1 und konnte es sich dabei leisten, den aus Dortmund für 85 Millionen Euro abgeworbenen Jadon Sancho erst in der Schlussviertelstunde einzuwechseln. Vor dem Anpfiff wurde den 76.000 Fans im Old Trafford auch noch der von Real Madrid gekommene Franzose Raphaël Varane als neuer Hochkaräter für die Abwehr präsentiert.
Offen ist derweil, ob Stadtrivale Manchester City demnächst noch den eigenen Transfer-Rekord sprengt und England-Kapitän Harry Kane von den Tottenham Hotspur zum Team von Pep Guardiola überläuft. Gerade erst hatte das aus Abu Dhabi alimentierte City für Nationalspieler Jack Grealish die englische Rekordablöse von 139 Millionen Euro ausgegeben. „Denen ist Corona scheißegal“, ätzte Borussia Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl mit Blick auf Clubs wie City, Chelsea und Lionel Messis neue Heimat Paris Saint-Germain. Kane fehlte am Sonntag bei der 0:1-Niederlage von City bei Tottenham, nachdem er erst am Freitag ins Training der Spurs zurückgekehrt war.
Etwas erstaunt hatte zuletzt auch Jürgen Klopp das Verhalten der Titelkonkurrenz seines FC Liverpool beobachtet. „Bei ihnen gibt es offensichtlich keine Grenzen, aber wir haben Grenzen und wir waren angesichts dieser Grenzen in den vergangenen zwei Jahren ziemlich erfolgreich“, sagte der Coach der Reds, deren teuerster Transfer im Sommer Ibrahima Konaté für rund 40 Millionen Euro war.
Van Dijk mit Comeback
Der Ex-Leipziger kam in Norwich noch nicht zum Einsatz. In der Abwehr gab dafür Virgil van Dijk nach fast einem Jahr Verletzungspause sein Comeback. Der Niederländer hat jüngst wie Torwart Alisson Becker und der englische Nationalverteidiger Trent Alexander-Arnold seinen Vertrag verlängert - Liverpool setzt beim Geldausgeben vorerst auf bewährte Stars im eigenen Team. Auch die Stürmer Mohamed Salah und Sadio Mané sollen verlängern.
Salah erzielte in Norwich nach Toren von Diogo Jota und Roberto Firminho den Endstand. Als erster Spieler in der Geschichte der Premier League hat er fünfmal in Serie am ersten Spieltag getroffen. „Ich bin sehr zufrieden, wie wir gespielt haben. Aber wir können es besser, das ist klar“, sagte Klopp.
Ganz ähnliche Sätze sprach Landsmann Tuchel. „Es ist nie perfekt, wir können immer etwas finden, das wir verbessern müssen. Aber für heute bin ich sehr happy“, sagte der 47-Jährige. Marcos Alonso, der ehemalige Dortmunder Christian Pulisic und Chelseas Liga-Debütant Trevoh Chalobah trafen an der Stamford Bridge zum Heimsieg. Neben Antonio Rüdiger stand auch Timo Werner in der Chelsea-Startelf, Kai Havertz kam indes erst in der Schlussphase zum Einsatz. Und mit Lukaku wird der Konkurrenzkampf im Angriff jetzt noch etwas härter.
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