Washington (dpa)
Republikaner greifen Biden für „verpfuschten“ Abzug an
Auch innenpolitisch sorgt der Abzug amerikanischer Truppen aus Afghanistan für Chaos. Die republikanische Opposition kritisiert US-Präsident Joe Biden scharf für seine Strategie in dem Krisenstaat.
US-Präsident Joe Biden steht nach dem Eroberungszug der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan im Kreuzfeuer führender Republikaner.
Der „verpfuschte Abzug“ aus Afghanistan und die „hektische Evakuierung“ von Amerikanern und afghanischen Helfern sei ein „beschämendes Versagen der amerikanischen Führung“, sagte der Minderheitsführer der Republikaner im US-Senat, Mitch McConnell. Die USA hätten die Möglichkeit gehabt, „diese Katastrophe zu vermeiden“.
Die prominente Republikanerin Liz Cheney erklärte: „Was wir gerade in Afghanistan erleben, ist das, was passiert, wenn sich Amerika aus der Welt zurückzieht.“ Der damalige Präsident Donald Trump und Biden würden dafür die Verantwortung tragen, sagte sie dem Sender ABC. Die Verbündeten der USA würden sich fragen, ob sie überhaupt auf die Vereinigten Staaten zählen könnten, sagte Cheney. Sie ist die Tochter des früheren Vize-Präsidenten Dick Cheney.
Es sei nur eine Frage der Zeit, bis die Terrorgruppe Al-Kaida in Afghanistan wieder auftauche, schrieb der republikanische Senator Lindsey Graham auf Twitter. „Präsident Biden scheint sich der terroristischen Bedrohung, die von einem von den Taliban regierten Afghanistan ausgeht, nicht bewusst zu sein.“ Biden hatte den Abzug der US-Truppen aus Afghanistan immer wieder vehement verteidigt. Ein weiteres Jahr oder fünf weitere Jahre US-Militärpräsenz würden keinen Unterschied machen, hatte Biden erst am Samstag betont.
Pompeo: Biden-Regierung hat bei US-Abzug versagt
Scharfe Kritik kam auch vom früheren US-Außenminister Mike Pompeo. „Es sieht so aus, als ob die Biden-Regierung gerade bei der Umsetzung ihres eigenen Plans gescheitert ist“, sagte Pompeo am Sonntag (Ortszeit) dem Sender Fox News.
Die USA sollten stattdessen mit Hilfe der eigenen Luftwaffe „die Taliban, die Kabul umzingeln, niederschlagen“, sagte Pompeo weiter. „Wir sollten sie nicht anflehen, das Leben von Amerikanern zu verschonen, wir sollten den Taliban Kosten auferlegen, bis sie uns erlauben, unseren Plan in Afghanistan umzusetzen.“ In der vergangenen Woche sollen US-Unterhändler Medienberichten zufolge versucht haben, von den Taliban die Zusicherung zu erhalten, dass sie im Falle einer Machtübernahme die US-Botschaft in Kabul nicht angreifen würden.
Unter dem republikanischen Präsidenten Donald Trump war Pompeo maßgeblich an dem Abschluss einer Vereinbarung mit den Taliban beteiligt, die den Abzug aller internationalen Truppen bis zum 1. Mai vorsah. Biden verzögerte den Abzug der im Frühjahr noch verbliebenen rund 2500 US-Soldaten, hielt aber im Grundsatz an der Entscheidung fest. Das US-Militär soll Afghanistan bis Ende August verlassen. Bidens Vorwürfe, das Abkommen habe die Taliban militärisch gestärkt und ihm nur wenige Möglichkeiten gelassen, wies Pompeo als „erbärmlich“ zurück.
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