München (dpa)

Bayerns „großes Zeichen“ mit Kimmich - Sané als Reizfigur

Klaus Bergmann, dpa
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Von Klaus Bergmann, dpa
| 23.08.2021 09:48 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Was für ein Kontrastprogramm: Flügelstürmer Leroy Sané wird beim Heimsieg gegen Köln ausgepfiffen. Im selben Stadion inszeniert der FC Bayern die so bedeutsame Vertragsverlängerung mit Joshua Kimmich.

Die Pfiffe gegen Reizfigur Leroy Sané konterte der FC Bayern postwendend mit scharfen Worten und einem Zukunftssignal, für das ihm bei allen Münchner Fans Applaus sicher ist.

Am Morgen nach dem mit Willensstärke und Serge Gnabrys Schusskraft erzwungenen 3:2 gegen den 1. FC Köln verkündeten die Bayern die schon länger fixe Vertragsverlängerung mit Fußball-Nationalspieler Joshua Kimmich.

„Basis der Unterschrift war, dass ich hier die Möglichkeit sehe, Titel zu gewinnen - auch in Europa“, sagte Kimmich. Der Rekordmeister feierte die vorzeitige Ausdehnung des Kontraktes bis 2025 mit dem designierten Kapitän und Leitwolf der Zukunft als „großes Zeichen nach innen und außen“. Kimmich (26) steht in München längst für das, was dem jüngeren Kollegen Sané (25) auch zugetraut wurde: Ein Garant für Erfolge und ein Liebling der Fans zu sein.

Kahn adelt Kimmich

Die Pfiffe und der hämische Applaus gegen den Nationalspieler am Sonntag gegen Köln verurteilten die Bayern-Bosse scharf. „Klar, Leroy hat kein Riesenspiel gemacht“, sagte Sportvorstand Hasan Salihamidzic deutlich: „Wir erwarten immer, dass die Spieler von unseren Fans unterstützt werden. Wir können nicht einen Einzelnen auspfeifen lassen in der Allianz Arena. Das geht gar nicht.“ Kimmich nannte die Zuschauer-Reaktionen gegen den Teamkollegen „frech und auch bitter“.

Der Juniorchef im Mittelfeld ist persönlich Jubel und Wertschätzung gewohnt. In München stimme für ihn das Gesamtpaket, er identifiziere sich total mit dem Verein. Das gefällt den Bossen. „Ich habe ja mal zum Spaß gesagt: Der Joshua ist noch ehrgeiziger als ich. Das will ja schon einiges heißen“, scherzte Ex-Torwarttitan Kahn.

Der Nächste, der nun verlängern soll, ist Kimmichs kongenialer Mittelfeldpartner Leon Goretzka (26). „Ich würde mir wünschen, dass Leon nachzieht“, sagte Kimmich. Auch die langfristige Verpflichtung von Trainer Julian Nagelsmann bis 2026 spielte eine Rolle für ihn: „Er kann unsere Mannschaft nochmal auf ein neues Level bringen.“

„Jk - 6“

Welche herausragende Bedeutung die Bosse Kimmichs Verbleib zumaßen, die diesen ab sofort in die Riege der Spitzenverdiener katapultiert, dokumentierte die Inszenierung der Einigung. Im Beisein von Kahn und Salihamidzic unterzeichnete der Führungsspieler den neuen Vertrag nicht wie sonst üblich im Bürotrakt auf dem Vereinsgelände, sondern auf dem Rasen der Allianz Arena. Hinter Kimmich glänzten dabei die wichtigsten Fußball-Pokale. Und das Stadion war außen in Rot illuminiert mit einem großen „JK - 6“, Kimmichs Initialen und Trikotnummer. „Es ist der richtige Augenblick und der richtige Zeitpunkt“, sagte Kimmich zur ausgeweiteten Zusammenarbeit.

Kimmich wechselte 2015 von RB Leipzig nach München. 8,5 Millionen Euro Ablöse mussten die Münchner damals an den Besitzer VfB Stuttgart zahlen. Eine lohnenswerte Investition mit Top-Rendite. Zumal der Triple-Sieger von 2020 noch viel vor hat mit seinen vielen Freunden im Bayern-Team. Er wolle „allen zeigen, dass wir die Nummer 1 sind. Genau deswegen bin ich hier.“ Bei Nummer 1 denkt er auch an Europa.

Der Vorzeigeprofi gilt als die Leitfigur für die Zeit nach den Ü30-Anführern Neuer, Lewandowski und Müller. Kimmich werde bei Bayern „Geschichte schreiben“, prophezeite Sportvorstand Salihamidzic.

Pfiffe für Sané

Die vor einem Jahr begonnene Sané-Geschichte schaut im Moment nicht nach einem Happy-End aus. Beim Fünf-Tore-Spektakel in der zweiten Hälfte mit dem für ihn als Schwungbringer eingewechselten Jamal Musiala war Sané nur Zuschauer und so Verlierer im Siegerteam.

Beim x-ten Ballverlust und einem missglückten Freistoß erntete der Künstler in der nicht nur von ihm mauen ersten Hälfte Pfiffe. Die Durchsage seiner Auswechslung wurde sogar von einem Teil der 20 000 Zuschauer mit hämischem Applaus bedacht. Auch Trainer Nagelsmann verurteilte nach seinem ersten Bundesligasieg mit dem FC Bayern die Reaktion von den Rängen. „Es gehört sich, dass die eigenen Fans Spieler unterstützen. Das ist mir immer mehr wert und wichtig.“ Es gebe „keinen Spieler auf dieser Welt, der nicht am liebsten eine Topleistung abruft“, warb Nagelsmann für Sané.

Nagelsmann erwartet Reaktion

Nagelsmann erwartet von Sané eine Reaktion. „Demotiviert jetzt zu spielen, würde ja keinen Sinn machen. Dann würden die Pfiffe jetzt nicht weniger werden“, sagte der Coach. Sané müsse nun „noch motivierter aufzutreten“. Nur mit Leistung gewinnt man Fan-Herzen.

Frag nach bei Arjen Robben. Dessen Trikot mit der 10 traute sich der für 50 Millionen Euro abgelöste Sané beim Wechsel nach München zu. Erwartungshaltung und Fallhöhe waren damit gesetzt. Sané will dem Holländer nacheifern - und könnte ihn sich gerade jetzt zum Vorbild nehmen. 2012 wurde Robben nach zwei verschossenen Elfmetern in der Bundesliga gegen Dortmund und im Champions-League-Finale daheim gegen den FC Chelsea zum Sündenbock.

In einem Versöhnungsspiel gegen die Niederlande in der Allianz Arena wurde Robben von Bayern-Fans ausgepfiffen. Ein Jahr später schoss ausgerechnet Robben die Bayern in London im Finale gegen Borussia Dortmund zum Titelgewinn - und war fortan ein Liebling in München.

© dpa-infocom, dpa:210823-99-934760/5

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