Frankfurt/Main (dpa)

Vielfältige Longlist für den Deutschen Buchpreis

Jenny Tobien, dpa
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Von Jenny Tobien, dpa
| 24.08.2021 10:39 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Was ist der beste Roman des Jahres? Eine erste Vorauswahl hat jetzt die Jury des Deutschen Buchpreises getroffen. Die Longlist spiegelt das breite Spektrum des aktuellen Literaturjahrgangs.

Große historische Familiengeschichten, komische oder surreale Erzählungen, aber auch Bücher über zeitgenössische Debatten: Auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis 2021 findet sich das breite Spektrum des aktuellen Literaturjahrgangs.

Die Jury habe eine Auswahl getroffen, die „das erzählerische Experiment ebenso würdigt wie den realistischen Roman“, sagte Jurysprecher Knut Cordsen, Kulturredakteur beim Bayerischen Rundfunk. „Diese 20 Bücher nehmen Herkunft und Geschichte ebenso in den Blick wie zentrale Fragen der Gegenwart.“

Heinz Strunk ist dabei

Insgesamt neun Autorinnen und elf Autoren haben es auf die Auswahlliste geschafft. Darunter sind prominente, aber auch weniger geläufige Namen. Einer der bekanntesten ist vielleicht Christian Kracht, der sein Werk „Eurotrash“ beisteuert. Heinz Strunk liefert mit „Es ist immer so schön mit dir“ einen toxischen Liebesroman. Die Österreicherin Monika Helfer schreibt mit „Vati“ ihre eigene Familiengeschichte fort. Der preisgekrönte Franzobel begibt sich mit „Die Eroberung Amerikas“ auf die Spuren eines Eroberers der heutigen USA im Jahr 1538, der eine Spur der Verwüstung hinterlässt.

Bachmann-Preisträger Ferdinand Schmalz ist mit seinem Debütroman „Mein Lieblingstier heißt Winter“ vertreten. Die Kulturwissenschaftlerin Mithu Sanyal steuert ihr gefeiertes Romandebüt „Identitti“ bei, das sich um die identitätspolitschen Debatten unserer Tage kreist. Und Dilek Güngör beschreibt in „Vater und ich“, die Annäherung einer Tochter an ihren Vater, der einst als sogenannter Gastarbeiter nach Deutschland kam. Henning Ahrens macht in seinem Familienroman „Mitgift“ deutsche Geschichte sichtbar und erzählt von einem Kriegsheimkehrer, der zum Hof-Tyrannen wird.

Große Altersspanne

So divers wie die Themen sind auch die Autorinnen und Autoren. Das mach sich allein schon in der Altersspannbreite bemerkbar: Der französisch-deutsche Schriftsteller Georges-Arthur Goldschmidt („Der versperrte Weg“) ist Jahrgang 1928. Yulia Marfutova, die mit ihrem Debüt „Der Himmel vor hundert Jahren“ vertreten ist, wurde, ebenso wie Shida Bazyar („Drei Kameradinnen“), 1988 geboren.

Die vielfältige Longlist spiegelt auch die jüngeren Entwicklungen im Literaturbetrieb wider. Die deutsche Gegenwartsliteratur habe in den letzten Jahren in punkto Diversität einiges geleistet, sagt Jurysprecher Cordsen. „Insbesondere die Verlage, indem sie ganz neue Stimmen ins Programm genommen haben und diese groß und stark gemacht haben.“

Der Deutsche Buchpreis gilt als eine der wichtigsten Auszeichnungen der Branche und wird seit 2005 verliehen. In diesem Jahr hatten 125 Verlage insgesamt 197 Romane eingereicht, so viele wie noch nie. Hinzu kamen noch einige Nachnominierungen der siebenköpfigen Jury, so dass insgesamt 230 Titel zur Auswahl standen.

In einem nächsten Schritt wird die jetzige Longlist am 21. September auf sechs Titel, die Shortlist, verkürzt. Der Gewinner oder die Gewinnerin wird dann am 18. Oktober, zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse, verkündet.

Die Auszeichnung ist mit insgesamt 37.500 Euro dotiert: Der Sieger oder die Siegerin erhält 25.000 Euro, die übrigen Autoren und Autorinnen der Shortlist jeweils 2500 Euro. Im vergangenen Jahr ging der Deutsche Buchpreis an Anne Weber für ihren Roman „Annette, ein Heldinnenepos“.

© dpa-infocom, dpa:210824-99-946892/6

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