Berlin (dpa)
Umfrage: Mehrheit der CDU/CSU-Wähler für Söder statt Laschet
Die Serie niederschmetternder Umfragen für Armin Laschet reißt nicht ab: 70 Prozent der Unions-Unterstützer sind für einen Wechsel des Kanzlerkandidaten. Doch ein solcher Schritt scheint ausgeschlossen.
Führende CDU-Politiker haben sich gut vier Wochen vor der Bundestagswahl angesichts neuer miserabler Umfrageergebnisse für Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet kämpferisch gezeigt.
„Wahlkampf heißt nicht nur Wahl, sondern auch Kampf. Deswegen werden wir die nächsten vier Wochen auch kämpfen“, sagte Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus (CDU) am Mittwoch im RTL/ntv-„Frühstart“. Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) forderte von der Union eine „Erklär-Offensive“: „Wir müssen (...) den Deutschen sagen, was sie bekommen, wenn sie bei der Bundestagswahl CDU/CSU wählen“, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
„Nach Jahren der großen Koalition müssen wir für Deutschland den bürgerlichen Reset-Knopf drücken. Stattdessen plätschert der Wahlkampf in Deutschland dahin“, sagte Kretschmer.
Civey-Umfrage
Einer Civey-Umfrage zufolge sprechen sich 70 Prozent der Unterstützer von CDU und CSU dafür aus, Laschet als Kanzlerkandidaten durch CSU-Chef Markus Söder zu ersetzen. Nur 23 Prozent der Unionsanhänger befürworten nach der Erhebung im Auftrag der „Augsburger Allgemeinen“ (Mittwoch), an Laschets Kandidatur festzuhalten. Weitere sieben Prozent antworteten unentschieden auf die Frage „Sollte CSU-Chef Markus Söder Ihrer Ansicht nach CDU-Chef Armin Laschet als Unionskanzlerkandidaten ersetzen?“.
In der Gesamtbevölkerung ist den Angaben zufolge eine Mehrheit von 52 Prozent für einen Kandidatenwechsel, 38 Prozent sind dagegen. Jeder zehnte äußerte sich unentschieden. Laschet steht wegen schlechter Umfragewerte der Union unter Druck. In der Unionsspitze wird allerdings ausgeschlossen, dass Laschet sich noch zurückziehen und Söder die Kanzlerkandidatur überlassen könnte.
Söder ohne Ambitionen auf Kandidatur
Söder hatte am Vortag im Sender münchen.tv deutlich gemacht, dass er keine weiteren Ambitionen auf eine Kanzlerkandidatur hat - weder aktuell noch in vier Jahren. „Ich habe einmal ein Angebot gemacht, ein zweites Mal bringt überhaupt nix“, sagte der bayerische Ministerpräsident. Er konzentriere sich jetzt auf Bayern. Die Debatte um einen Wechsel des Kanzlerkandidaten sei nur ein Hirngespinst.
Am Dienstag war eine Forsa-Umfrage bekanntgeworden, nach der die SPD erstmals seit Jahren in einer Sonntagsfrage wieder stärkste politische Kraft ist. Im Trendbarometer des Instituts für RTL und n-tv kommt die SPD auf 23 Prozent, die Union erreicht 22 Prozent.
Brinkhaus sagte dazu: „Die Umfrage zeigt, dass eine Linkskoalition in diesem Land möglich ist, und das mobilisiert unsere Leute.“ Mit Blick auf Sticheleien Söders in Richtung Laschet sagte Brinkhaus: „Ich kann mich noch an Franz-Josef Strauß erinnern und das war wesentlich mehr.“ Er ergänzte: „Es ist relativ normal, dass die Bayern eine Eigenständigkeit zeigen, die müssen als CSU ja auch ihren eigenen Wahlkampf machen.“
Grundsätzlich spiegeln Wahlumfragen nur das Meinungsbild zum Zeitpunkt der Befragung wider und sind keine Prognosen auf den Wahlausgang. Sie sind außerdem immer mit Unsicherheiten behaftet. Unter anderem erschweren nachlassende Parteibindungen und immer kurzfristigere Wahlentscheidungen den Meinungsforschungsinstituten die Gewichtung der erhobenen Daten.
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