Hilfe für die Flutopfer
Die Spenden werden bis in das Ahrtal verteilt
In einem ehemaligen Supermarkt in Eschweiler kümmern sich viele Ehrenamtler um die Verteilung von Spenden. Diese erreichen nicht nur Menschen in Eschweiler und Stolberg. Auch OZ-Leser können helfen.
Gemeinsam mit der Aachener Zeitung (AZ) sammelt diese Zeitung Spenden für die Flutopfer. Dieser Text ist in der AZ erschienen. Eschweiler/Stolberg - Auf den ersten Blick wirkt alles wie in einem normalen Supermarkt: Auf dem Parkplatz laden Menschen ihre Ware ins Auto, drinnen stehen in mehreren Gängen Lebensmittel, Getränke und Hygieneprodukte. Aber Müsli und Butter befinden sich nicht etwa in einem normalen Laden, sondern im Spendenzentrum an der Dürener Straße in Eschweiler. Hier können sich Betroffene der Flutkatastrophe mit allem eindecken, was sie gerade benötigen. Der größte Unterschied zum Supermarkt: Niemand muss bezahlen. Außerdem gibt es außer den bereits genannten Dingen auch Kleidung, Schulranzen und Werkzeug.
„Wir können alles organisieren: von schwerem Gerät über Lebensmittel bis hin zu seelsorgerischer Betreuung“, sagt Dirk Huizing. Der 50-Jährige leitet den Aldenhovener Logistikstandort eines Getränkefachgroßhändlers und kennt sich deshalb mit der Organisation und Koordination von Waren aus. Als das Hochwasser am 14. und 15. Juli in Eschweiler und Stolberg verheerende Schäden angerichtet hatte, war für ihn klar, dass er mit dieser Kompetenz helfen möchte. Innerhalb kürzester Zeit bildete sich ein immer größeres Netzwerk aus Ehrenamtlichen, die jetzt im ehemaligen Penny-Markt an der Dürener Straße ein Spendenzentrum aufgebaut haben.
„Die Dankbarkeit hält uns aufrecht“
In dieses können nicht nur betroffene Menschen aus Eschweiler, Stolberg, Lan-gerwehe und Inden kommen. Es fungiert gleichzeitig als Umschlagplatz für die geschädigten Kommunen im Rhein-Erft-Kreis, im Kreis Euskirchen und im Ahrtal. „Wenn zum Beispiel in Gemünd eine Palette Mehl gebraucht wird, dann fahren wir die dorthin“, beschreibt Huizing das Konzept. Die privat organisierten Spendenzentren kooperieren miteinander und sind im stetigen Austausch. Die Lieferung erfolgt mit einem kleinen Laster und einem Transporter, die Ehrenamtliche bereitstellen. Prompt wird am Hintereingang neben Dirk Huizing eine Palette Wasser abgeholt und in den kleinen Lkw geladen. Die Organisation läuft hauptsächlich über ihn und ein fünfköpfige Kernteam der Helfer.
Zu diesem gehört auch Andrea Reuscher, die zuerst die Ausgabestelle im Rio an der Schnellengasse betreut hat. So haben sich die 40-Jährige und Dirk Huizing getroffen. Inzwischen, rund einen Monat später, gibt es die Ausgabestelle im Rio zwar nicht mehr, dafür arbeiten sie umso enger an der Dürener Straße zusammen. Die beiden wirken, als würden sie sich schon lange und gut kennen. Die gemeinsame Zeit hat zusammengeschweißt, das merkt man ihnen im Gespräch an. „Viele sind von morgens bis abends hier, und manchmal darüber hinaus“, stellt Andrea Reuscher anerkennend fest. Das sei auf Dauer natürlich anstrengend, aber gemeinsam könne man das schaffen. „Wenn ich Kinder sehe, die sich über ein Spielzeug freuen, dann ist das für mich schon genug“, erzählt sie und ergänzt: „Die Dankbarkeit der Menschen hält uns aufrecht.“
Es gibt auch negative Erfahrungen
Anfangs hätten die Ehrenamtlichen auch negative Erfahrungen mit den Gästen gemacht – sowohl mit Menschen, die nicht vom Hochwasser betroffen waren, als auch mit solchen, die zu große Mengen mitgenommen hätten.
„Mittlerweile haben wir eine Straßenliste und akzeptieren nicht mehr allein die Hochwassserbescheinigung. Denn diese ist auch in Straßen zugestellt worden, die gar nicht von der Flut betroffen waren. Und: Hier geht keiner mehr allein durch. Ein Ehrenamtler begleitet jeweils einen Besucher und hilft, die benötigten Sachen zu finden“, erläutert Dirk Huizing die Konsequenzen. Grundsätzlich gilt aber, dass jeder Hilfesuchende an der Dürener Straße kostenfrei alles bekommt, was er braucht. Das geht auch, weil das Team selbst unheimlich viel Unterstützung erhalte. Für den ehemaligen Penny-Markt, der bald eine Rossmann-Filiale wird, zahlen die freiwilligen Helfer keine Miete. Auch die Nebenkosten und sogar eventuelle Schäden, die während der Zeit entstehen, übernehmen laut Huizing die Eigentümer.
500 Tonnen Spenden wurden verteilt
Auch Sach- und Lebensmittelspenden würden Huizing und seinen Kollegen massenhaft zur Verfügung gestellt. „Aktuell wird viel Werkzeug nachgefragt, aber auch Lebensmittel, Babynahrung und Hygieneartikel sind wichtig“, weiß der 50-Jährige. Insgesamt 500 Tonnen an Ware sind in Eschweiler bisher verteilt beziehungsweise umgeschlagen worden. Im Lager seines Firmenstandortes in Aldenhoven stehen noch 150 Paletten mit Kleidung und Spielsachen. „Die Halle habe ich zweckentfremdet, eigentlich stehen da Getränke“, erzählt er mit einem zufriedenen Lächeln.
Da die dort gelagerten Sachen im Moment kaum gebraucht würden, nehmen die Ehrenamtlichen schon seit etwa drei Wochen keine Kleiderspenden mehr an. Für die Verteilung gibt es auch schon einen Plan: Ab kommender Woche können auch Menschen, die nicht vom Hochwasser betroffen sind, an die Dürener Straße kommen und alles – außer Lebensmittel – gegen eine freiwillige Spende mitnehmen.
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Strom der Spenden hält an
So können die OZ-Leser helfen
Seit etwa einem Monat läuft die Spendenaktion der Zeitungsgruppe Ostfriesland (ZGO), zu der auch diese Zeitung gehört. Über das Hilfswerk „Ein Herz für Ostfriesland“, eine Tochter der ZGO, wird Geld für Menschen in Eschweiler und Stolberg gesammelt. Die Orte wurden besonders hart von der Flut getroffen.
Das Spendenkonto lautet: „Ein Herz für Ostfriesland gGmbH“, IBAN: DE 55 2859 0075 0011 1112 00 bei der Ostfriesischen Volksbank eG, Leer. Gespendet werden kann auch hier direkt über Paypal. Jeder einzelne Spenden-Euro geht an die Flutopfer. Die Verwaltungskosten der „Ein Herz für Ostfriesland gGmbH“ werden komplett von der Zeitungsgruppe Ostfriesland getragen. Es gibt keinerlei Verrechnungen oder Abzüge.
Wer nicht möchte, dass sein Name in der Zeitung veröffentlicht wird, muss das bitte auf der Überweisung vermerken. Bis zu einer Spende von 199 Euro erkennt das Finanzamt den Einzahlungsbeleg an. Bei höheren Beträgen können Spendenquittungen ausgestellt werden. Nähere Informationen gibt es per E-Mail.