Berlin/Madrid (dpa)
Ganz Spanien ab Sonntag kein Corona-Hochrisikogebiet mehr
Mitten in der Ferienzeit hatte die Bundesregierung Spanien als Hochrisikogebiet eingestuft. Einen Monat später ist damit Schluss. Künftig muss kein Mallorca-Urlauber mehr bei Rückkehr in Quarantäne.
Wegen sinkender Corona-Infektionszahlen streicht die Bundesregierung am Sonntag ganz Spanien und damit auch die beliebte Ferieninsel Mallorca von der Liste der Hochrisikogebiete. Das teilte das Robert Koch-Institut (RKI) am Freitag mit.
Damit entfallen alle Quarantänevorschriften für aus Spanien zurückkehrende Urlauber. Der Großraum Lissabon ist ab Sonntag ebenfalls kein Hochrisikogebiet mehr. Als einzige Region in Portugal bleibt aber die beliebte Urlaubsregion Algarve auf der Liste.
Spanien gilt als beliebtestes Urlaubsziel der Deutschen im Ausland. Am 11. Juli war es wegen stark steigender Infektionszahlen mitten in der Ferienzeit als Risikogebiet eingestuft worden, Ende Juli dann sogar als Hochrisikogebiet. Seitdem müssen Rückkehrer, die nicht vollständig geimpft oder genesen sind, für zehn Tage in Quarantäne. Erst nach fünf Tagen können sie sich mit einem negativen Test davon befreien.
Seit Wochen zeigt die Corona-Infektionskurve in Spanien aber wieder nach unten. Seit der Einstufung des Landes als Hochrisikogebiet fiel die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen landesweit von knapp 340 auf zuletzt rund 117. Auf den Balearen ging dieser Wert von 346 auf 140 zurück. In ganz Spanien gibt es deswegen auch immer weniger Einschränkungen - nur noch hier und da Sperrstunden, Kapazitätsbeschränkungen und nächtliche Versammlungsverbote.
Rund 70 Länder auf der Risikoliste
Die Bundesregierung zog bereits am vergangenen Sonntag erste Konsequenzen aus der Entspannung der Lage und strich die Kanarischen Inseln sowie Katalonien mit der Touristenmetropole Barcelona und den Stränden der Costa Brava von der Liste der Hochrisikogebiete. Ab Sonntag gilt das ganze Land wieder als „risikofrei“.
Als Hochrisikogebiete werden Länder und Regionen mit einem besonders hohen Infektionsrisiko eingestuft. Anders als früher sind dafür aber nicht nur die Infektionszahlen ausschlaggebend. Andere Kriterien sind das Tempo der Ausbreitung des Virus, die Belastung des Gesundheitssystems oder auch fehlende Daten über die Corona-Lage. Auch nach den neuen Einstufungen am Sonntag werden rund 70 Länder als Hochrisikogebiete gelten.
Hoffnung auf zusätzliche Buchungen
Die Nachricht aus Berlin löste vor allem auf den von den Besuchern aus Deutschland finanziell besonders abhängigen Balearen mit der Party-Insel Mallorca viel Freude aus. „Wir hoffen, dass die Buchungen dadurch nochmal anziehen. Bislang sieht es da im September etwas mau aus“, sagte Maria Gilbert, die Präsidentin des balearischen Ferienvermieter-Verbandes Habtur, der Deutschen Presse-Agentur. Auch Esther Mascaró vom Fachportal Hosteltur rechnet mit einem Effekt der neuen Einstufung. „Die Deutschen haben sich vor allem dieses Jahr als „Last-Minute-Bucher“ ausgezeichnet“, sagte sie. Eine schnelle Reaktion auf die Streichung von der „schwarzen Liste“ sei deshalb sehr wahrscheinlich.
Dass der Jubel am Freitag nicht noch größer war, liegt daran, dass der Corona-Effekt auf das Tourismusgeschäft für viele offensichtlich weniger dramatisch war als befürchtet. Gilbert sagt sogar, dass die Hochsaison ungeachtet aller Hindernisse „bisher sehr gut gelaufen ist“. Das kann auch Beatrice Ciccardini, Wirtin der Gaststätte „Zur Krone“ am Ballermann, bescheinigen. „Die Saison läuft derzeit wirklich gut an der Playa de Palma. Da die Diskos noch geschlossen sind, ist abends bei uns sogar viel mehr los als in anderen Jahren.“
Teils drastisch erhöhte Hotelpreise
In der Tat sind nicht nur die Strände und Promenaden, die Kneipen und Restaurants dieser Tage auf Mallorca und in anderen spanischen Touristenhochburgen voll. Auch die Hotels machen wieder gute Geschäfte. Das hat damit zu tun, dass viele Spanier, die sonst im Ausland Urlaub machen, diesmal wegen der Pandemie im Land geblieben sind. Man sieht auch auf Mallorca besonders viele Franzosen, und Deutsche und Briten sind trotz aller Auflagen weiterhin gekommen.
Die meisten Häuser konnten es sich deshalb sogar leisten, die Preise drastisch zu erhöhen - und zwar auf Niveaus, die teils weit höher liegen als noch vor der Pandemie im Sommer 2019. Nach einer jüngsten Erfassung der Reiseplattform Mabrian liegen zum Beispiel die Preise auf den Balearen je nach Zimmerkategorie in diesem Sommer zwischen 27 und 40 Prozent höher als 2019. Auch in den meisten anderen Regionen Spaniens, darunter Katalonien, Andalusien und Valencia mit ihren kilometerlangen Sandstränden, sei dieses Phänomen zu beobachten.
Der Tourismus ist für Spanien enorm wichtig. In normalen Zeiten trägt die Branche mehr als zwölf Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei, auf den Balearen sowie auf den Kanaren sind es sogar rund 35 Prozent. Die Branche sichert Hunderttausende Arbeitsplätze.
Testpflicht für Spanien-Urlauber bleibt
Trotz Wegfall aller Quarantänepflichten müssen Spanien-Reisende auch weiterhin Corona-Regeln beachten. Denn mindestens bis zum 5. September gilt Deutschland aus spanischer Sicht als Risikogebiet. Deswegen müssen alle Besucher aus Deutschland ab zwölf Jahren einen Impf- oder Genesenen-Nachweis oder aber einen negativen Test bei Einreise in Spanien vorlegen. Bei der Rückreise nach Deutschland gilt dieselbe Regel - egal ob man aus einem Hochrisikogebiet kommt oder nicht.
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