Genf (dpa)
UN erwarten Hunderttausende Flüchtlinge aus Afghanistan
Bis zu 515.000 Menschen könnten noch in diesem Jahr aus Afghanistan vor den Taliban flüchten. Für ihre Versorgung fehlen die Mittel. Die Vereinten Nationen rufen die Weltgemeinschaft zur Unterstützung auf.
Die Vereinten Nationen bereiten sich auf die Flucht von mehr als einer halben Million Menschen aus Afghanistan vor. 515.000 Menschen könnten das Land im schlimmsten Fall in diesem Jahr verlassen, berichtete das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR in Genf.
Wie sich die Lage tatsächlich entwickele, sei jetzt noch nicht abzusehen. Die stellvertretende Hochkommissarin für Flüchtlinge, Kelly Clements, betonte, dass an den Grenzübergängen Richtung Iran und Pakistan noch keine größeren Flüchtlingsgruppen angekommen seien.
Bereits 5,2 Millionen Afghanen in Nachbarländern
Nachbarstaaten haben bereits 5,2 Millionen Afghaninnen und Afghanen aufgenommen. 90 Prozent seien im Iran und in Pakistan, weitere in Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan.
Die Vereinten Nationen riefen die Weltgemeinschaft auf, die Nachbarstaaten Afghanistans finanziell zu unterstützen. Insgesamt brauchen den Angaben zufolge elf UN- und Hilfsorganisationen für die Vorbereitung auf weitere afghanische Flüchtlinge in der Region bis Ende des Jahres zusätzlich 299 Millionen Dollar (254 Mio Euro). Damit sollen Zelte, Hygieneartikel und Nahrungsmittel beschafft werden.
Zelte, Hygieneartikel und Nahrungsmittel
Sollte das schlimmste Szenario Wirklichkeit werden, müsse die Summe erheblich aufgestockt werden, sagte Clements. Das UNHCR hofft auf Geld von Regierungen, dem Privatsektor und Privatspenden.
Die bestehenden Programme zur Unterstützung der seit Jahren im Iran und in Pakistan beherbergten afghanischen Flüchtlinge sind nach UNHCR-Angaben bislang zu weniger als 50 Prozent finanziert.
Auch für die humanitäre Hilfe innerhalb Afghanistans fehlen die Mittel. Die humanitären Organisationen hatten schon im Dezember 2020 um 1,3 Milliarden Dollar gebeten. Davon waren aber bis diese Woche erst 39 Prozent zusammengekommen. Im Land sind etwa 3,5 Millionen Menschen vertrieben, davon 558.000 seit Beginn des Jahres.
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