Was Sie heute wissen müssen
Zeitenwende | Staatsversagen | Sitzblockade
Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.
Interessante Zeiten. Zeitenwendezeiten. In gut drei Wochen enden 16 Jahre Merkel-Regierung, und wer auf die Kanzlerin folgt, ist völlig unklar. Ich habe jedenfalls keine wesentliche Erkenntnis aus der RTL-Fernsehdebatte am Sonntagabend gezogen. Wer ist der richtige Kanzler, die richtige Kanzlerin? Noch nie in meinen 37 Jahren als Wähler war ich mir so unsicher, wem ich bei der Bundestagswahl meine Stimme geben soll. Klar ist nur: „Angela Merkel ist bald weg“, wie es gestern Abend in einer sehenswerten ARD-Dokumentation hieß. Wer die „Merkeljahre“ verpasst hat, hier ist der Link zur Mediathek.
Was hinterlässt uns die Kanzlerin nach 16 Jahren Regierung? Eine komplizierte Welt voller Krisen, von Corona über Afghanistan bis zur alles überschattenden Klimakrise. Und ein Land, das vor radikalen Veränderungen steht. Veränderungen, die auch die Kraftverhältnisse in unserer Gesellschaft betreffen. Wo Politik und Richtungsdenken bisweilen wichtiger sind als (wissenschaftliche) Fakten. Corona lieferte dafür viele Beispiele, bis hin zum Staatsversagen. Andreas Ellinger hat in einer Analyse versucht zu ergründen, warum es falsch ist, wenn eigentlich unabhängige Experten in eigentlich unabhängigen Fachbehörden nicht mehr unabhängig sind in ihren Empfehlungen, sondern der Politik nach dem Mund reden (müssen).
Zu der Art von Staatsversagen, an die wir uns inzwischen gewöhnt haben, gehört der Lehrermangel an niedersächsischen Schulen. Ein Thema jedes Jahr zum Schuljahresbeginn, und auch gestern wieder teilte die Erziehungsgewerkschaft GEW mit, im Land würden hunderte Lehrer fehlen. Aber es gibt ja auch immer wieder gute Nachrichten: Auf Ostfriesland trifft genau das nicht zu. Martin Teschke hat dies gestern vom GEW-Bezirksvorsitzenden Stefan Störmer erfahren.
Gleichwohl sind auch in unserer Region die Herausforderungen wegen der laufenden Pandemie groß. Das betrifft auch die jüngsten Schulkinder. Ungeimpfte Angehörige, die zur Feier in die Schule kommen möchten, müssen einen aktuellen Test vorweisen. Dafür werden sogar die Kapazitäten der Testzentren hochgefahren. Das ist in Emden so, aber auch anderswo in Ostfriesland, wie Mona Hanssen in ihrem Bericht zusammenfasst.
Dass sich Menschen anketten und zu Sitzblockaden treffen, das bringe ich, bisher zumindest, eher mit jugendlichen Aktivisten zusammen. Dass auch ältere Herren nicht vor radikalen Methoden gefeit sind, zeigte sich gestern in der Stadt Aurich. Zwei Verantwortliche des Emder Museumsfeuerschiffs „Amrumbank/Deutsche Bucht“, 72 und 69 Jahre alt, haben sich vor dem Gebäude der Bundesanstalt für Verwaltungsdienstleistungen (BAV) in Aurich stundenlang angekettet - aus Protest darüber, dass längst bewilligte Zuschüsse für zusätzliche und bereits installierte Sicherheitseinrichtungen noch nicht ausgezahlt worden sind. Heiko Müller berichtet.
Gerade las ich in einem Magazin einen Text über eine junge Frau aus Schleswig-Holstein, einstmals begeisterte Gastronomie-Mitarbeiterin, die in der Coronakrise in einem Impfzentrum arbeitete und jetzt unbedingt Medizin studieren möchte. Ein Extremfall, gewiss. Aber auch Ostfrieslands Gastronomie hat durch Corona viele ihrer Mitarbeiter verloren. Die Agentur für Arbeit spricht für Ostfriesland von über einem Siebtel weniger Mitarbeitern. Welche Auswirkungen dieses „Fachkräfte-Dilemma“ hat, darüber unterhielt sich Ole Cordsen mit Betroffenen und Fachleuten.
Fast 450.000 Euro hat ein 58-jähriger Heiratsschwindler aus Augustfehn einer reichen Auricher Witwe aus der Tasche gezogen. In ihrer Verliebtheit glaubte die ältere Dame den Versprechungen des Mannes - und verlor einen Großteil ihres Vermögens. Der Täter soll nach dem gestrigen Urteil eines Auricher Schöffengerichts für dreieinhalb Monate ins Gefängnis. Marion Luppen hat die skurrile Geschichte zusammengefasst.
Vier Männer und eine Frau wollen in Moormerland die Nachfolge von Bürgermeisterin Bettina Stöhr antreten. In der Flächengemeinde gibt es viele brisante Themen. Wer von den Kandidaten für was steht, das haben gestern Abend meine Kolleginnen Karin Lüppen und Nikola Nording bei einer Podiumsdiskussion vor rund 100 interessierten Wählern mit den Bewerbern diskutiert. Wenn Sie interessiert sind und nicht dabei waren, kein Problem: Ab heute Mittag finden Sie den Mitschnitt der Diskussion auf unserer Homepage.
Was heute wichtig wird:
- Seit Monaten schon recherchiert Katja Mielcarek wegen der sogenannten Donnerzüge in Leer. Lange hat sich bei der Bahn und beim Eisenbahn-Bundesamt niemand zuständig gefühlt. Doch jetzt kommt endlich Bewegung in die Sache.
- Anfang des Jahres sah es so aus, als würde es in Ostfriesland ein erfolgreiches Storchenjahr geben, tatsächlich verlief die Entwicklung anders. Tatjana Gettkowski hat Fachleute nach den Gründen gefragt.
- Ein 43-jähriger Emder soll sich im August vergangenen Jahres an der Wakeboardanlage in Tannenhausen vor Besuchern entblößt haben. Nun steht der Mann in Aurich vor Gericht. Bettina Keller verfolgt die Verhandlung.
- Erich Bolinius ist 80 Jahre alt und mischt seit Jahrzehnten wie kein Zweiter in der Emder Politik mit. Ans Aufhören denkt Bolinius aber ganz und gar nicht. Gordon Päschel hat mit ihm gesprochen und unter anderem gefragt, warum er einfach nicht loslassen kann.
- Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) ist in Friesland zu Gast. Imke Oltmanns fragt nach, was aus seiner Sicht im Katastrophenschutz für die Region verbessert werden muss. Sind wir wirklich für den Ernstfall gerüstet?
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