Hilfe für die Flutopfer

Flut brachte Nachbarn wieder zusammen

Simone Thelen
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Von Simone Thelen
| 01.09.2021 08:02 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
Ein Container steht schon vor dem Haus von Michael Phieler bereit. Hierin müssen Wände und Fußboden aus dem Keller entsorgt werden. Ausgelaufenes Heizöl hat hier alles verdreckt.
Ein Container steht schon vor dem Haus von Michael Phieler bereit. Hierin müssen Wände und Fußboden aus dem Keller entsorgt werden. Ausgelaufenes Heizöl hat hier alles verdreckt.
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Eine ausgelaufene Ölheizung hat bei der Flut vor einigen Wochen in Frelenberg für Probleme gesorgt. Durch die Katastrophe ist die Nachbarschaft aber wieder zusammengewachsen. OZ-Leser können helfen.

Gemeinsam mit der Aachener Zeitung (AZ) sammelt diese Zeitung Spenden für die Flutopfer. Dieser Text ist in der AZ erschienen.

Frelenberg - Vor ein paar Wochen stand Michael Phieler vor seinem Haus und war hin und her gerissen zwischen Verzweiflung und dem dankbaren Gefühl, trotz der Katastrophe noch einigermaßen glimpflich davongekommen zu sein. Der alleinerziehende Vater wohnt mit seinen beiden Söhnen – mittlerweile fünf und sieben Jahre alt – in der Wurmstraße in Frelenberg. Nur wenige Meter von der Wurm entfernt, waren sein Haus und die seiner Nachbarn diejenigen, die am meisten von der Überschwemmung betroffen waren.

„Wir hatten Glück, dass die Wurm in alle Richtungen übergelaufen ist wie eine Badewanne. Hätte uns das Wasser mit der gleichen Kraft getroffen wie zum Beispiel die Menschen in Ahrweiler, sähe es jetzt hier anders aus.“ Eigentlich ist die Stimmung bei Michael Phieler „wieder ganz okay“, wie er selbst sagt. „Wir haben mittlerweile wieder einen Plan, einen roten Faden, und sehen, dass es vorangeht.“

Endlich wieder in der eigenen Wohnung

Sein Wohnzimmer gleicht zwar immer noch einem Möbellager, weil sein Keller nach wie vor nicht nutzbar ist, aber immerhin hat die Familie seit der vergangenen Woche wieder warmes Wasser. „Da die Straßen ohnehin aufgerissen werden mussten, konnte ein Anschluss ans Gasnetz gelegt werden. Seit ein paar Tagen steht der neue Heizofen. Nach fast fünf Wochen Unterkunft bei Freunden konnten wir endlich wieder in unser Zuhause einziehen. Bis wieder alles so ist, wie vorher, wird es natürlich noch dauern. Wir hoffen, dass wir es Weihnachten wieder einigermaßen schön haben werden.“

Die alte Ölheizung ist weg, der neue Heizofen im Keller von Michael Phielers Haus ist installiert. Fotos: Thelen
Die alte Ölheizung ist weg, der neue Heizofen im Keller von Michael Phielers Haus ist installiert. Fotos: Thelen

Das größte Problem im überfluteten Haus von Michael Phieler ist, dass seine beiden Öltanks durch das einlaufende Wasser umgeschwemmt worden waren. Viertausend Liter Öl verteilten sich im Untergeschoss, im Garten, und auch in der Nachbarschaft. „Das ist auch der Grund, warum wir alles, was im Keller war, wegschmeißen mussten. Nun müssen der Boden und die Wände noch komplett abgeschlagen werden, weil Feuchtigkeit und Öl in den Putz gezogen sind. Da unten schimmelt es munter vor sich hin.“ Mit den weiteren Arbeiten beginnt eine Firma in der kommenden Woche. Danach wird es noch mehrere Monate dauern, bis das Mauerwerk komplett getrocknet ist.

Gutachter, Sachverständige und Chemiker

Auf den 38-jährigen Phieler und seine Helfer wartet noch viel Arbeit. Seit 2013 wohnen die Phielers in der Wurmstraße. Bis zur Flut war der Ausbau des Dachgeschosses für die beiden Söhne das anstehende Projekt. Und tatsächlich konnten in den vergangenen Wochen die beiden Kinderzimmer und ein kleines Bad weiter umgesetzt werden. „Es musste ja auch immer jemand da sein. Ständig kamen Gutachter, Sachverständige, Vertreter der Stadt oder Chemiker vorbei, die die Lage eingeschätzt und ihre Einschätzungen formuliert haben. Auch der Kontakt mit der Versicherung war zeitintensiv. Die E-Mails und Fotos, die ich verschickt habe, kann ich nicht mehr zählen.“

Alleingelassen fühlte sich Michael Phieler in der gesamten Zeit jedenfalls nicht. Zum einen, weil sich unglaublich viele Helfer regelmäßig in der Wurmstraße eingefunden haben, zum anderen, weil er unbürokratische finanzielle Hilfe bekommen hat – sowohl vom Land als auch von der Stadt. „Zum Glück habe ich eine Elementarschadenversicherung. Einige Nachbarn, die nicht gegen eine Überflutung versichert sind, haben da deutlich mehr Probleme.“ Optimistisch stimmt Michael Phieler, dass die Nachbarschaft durch die Krise wieder viel enger zusammengewachsen ist. „Corona hat uns getrennt, die Flut hat uns nun wieder zusammengebracht. Jeder kennt hier mittlerweile den Keller des anderen. Wir haben einander geholfen und uns gegenseitig unterstützt – wenn auch manchmal nur durch ein paar aufmunternde Worte, die aber auch viel bedeuten können.“

Zusammenhalt in der Nachbarschaft

Dieser Zusammenhalt ist auch ein Grund, warum Phieler sicher ist, sich auch zukünftig wieder in seinem Haus wohlfühlen zu können. „Ich lebe gerne hier. Auch wenn ich mir bewusst bin, dass es jederzeit wieder zu einer solchen Situation kommen kann. Es gibt einige Menschen, die nicht mehr in ihre Häuser zurück möchten, aus Angst, es könnte wieder passieren. Ich bin jetzt erst mal zuversichtlich, und sage: Sollte das Wasser wieder kommen, habe ich wenigstens keine Ölheizung mehr.“ Der parkähnlich angelegte Garten der Familie Phieler scheint die Ölbelastung jedenfalls besser weggesteckt zu haben, als zunächst gedacht. „Das Unkraut sprießt schon wieder, und ich denke, dass die übrigen Pflanzen es auch überleben.“ Darüber freuen sich die Kinder und auch Mischlingshündin Maya besonders, für die der Garten bislang immer ein herrliches Spielparadies gewesen ist.

Neben den Arbeiten hat Familie Phieler noch ganz nebenbei einen Kindergartenwechsel und eine Einschulung gewuppt. Und für ein paar Tage am Meer ist zum Glück auch noch etwas Zeit übrig geblieben. „Die Erholung war aber auch nötig, vor allem für die Kinder, die ihre Ferien ja unter Extrembedingungen verbracht haben.“

So können die OZ-Leser helfen

Die Zeitungsgruppe Ostfriesland (ZGO), zu der auch diese Zeitung gehört, hat eine Spendenaktion gestartet. Über das Hilfswerk „Ein Herz für Ostfriesland“, eine Tochter der ZGO, wird Geld für Menschen in Eschweiler und Stolberg gesammelt. Die Orte wurden besonders hart von der Flut getroffen.

Das Spendenkonto lautet: „Ein Herz für Ostfriesland gGmbH“, IBAN: DE 55 2859 0075 0011 1112 00 bei der Ostfriesischen Volksbank eG, Leer.

Wer nicht möchte, dass sein Name in der Zeitung veröffentlicht wird, muss das auf der Überweisung vermerken. Weitere Infos zur Aktion und zum Hilfswerk gibt es auch hier: go.zgo.de/kejp5.

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