New York (dpa)

Mehrere Tote nach Extremwetter und Land unter in New York

| 02.09.2021 05:56 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
Nach starken Regenfällen ist eine U-Bahn-Station gesperrt worden. Foto: Niyi Fote/TheNEWS2 via ZUMA Press Wire/dpa
Nach starken Regenfällen ist eine U-Bahn-Station gesperrt worden. Foto: Niyi Fote/TheNEWS2 via ZUMA Press Wire/dpa
Artikel teilen:

Noch nie wurden in New York so heftige Regengüsse gemessen: Ein Unwetter historischen Ausmaßes legte die Stadt lahm und setzte Straßen und Wohnungen unter Wasser. Die Metropole rief den Notstand aus.

Extreme Unwetter nach Hurrikan „Ida“ haben in der Millionenmetropole New York nie da gewesene Überschwemmungen ausgelöst und auch anderswo im Nordosten der USA Verwüstungen angerichtet. Bürgermeister Bill de Blasio rief am späten Mittwochabend (Ortszeit) den Notstand aus.

Die Zahl der Toten in der Millionenmetropole ist Bürgermeister Bill de Blasio zufolge auf neun gestiegen. „Wir haben jetzt neun New Yorker durch diesen Sturm verloren“, sagte de Blasio und führte den katastrophalen Rekordregen auf den Klimawandel zurück. Einen solchen Sturm habe die Stadt noch nie gesehen. Man sei „in einer neuen Welt“, erklärte der Bürgermeister. „Das ist der größte Weckruf, den wir bekommen könnten.“ Von nun an müsse in New York bei jedem Sturm von ähnlichen Ausmaßen ausgegangen werden - die Maßnahmen gegen die globale Erderwärmung müssten landesweit verstärkt werden.

Das verheerende Unwetter im Nordosten kostete alleine im Bundesstaat New Jersey mehr als 20 Menschen das Leben. „Mit Bedauern muss ich berichten, dass bis jetzt mindestens 23 Menschen aus New Jersey durch den Sturm ums Leben gekommen sind“, schrieb Gouverneur Phil Murphy auf Twitter. Die meisten dieser Todesopfer seien in ihren Fahrzeugen von den Fluten eingeschlossen worden.

Auch US-Präsident Joe Biden sieht in den verheerenden Stürmen, Unwettern und Waldbränden in den USA Belege für die Klimakrise. Die Infrastruktur des Landes müsse der Bedrohungslage angepasst werden, sagte Biden im Weißen Haus. Stürme, Überflutungen und Brände würden sich künftig häufiger ereignen und heftiger ausfallen. „Wir müssen handeln.“ Nach Bidens Angaben kamen bei den schweren Unwettern infolge von Hurrikan „Ida“ in den Bundesstaaten New York und New Jersey mindestens elf Menschen ums Leben.

„Das Wasser der Niagarafälle auf den Straßen von New York“

New Yorks Gouverneurin Kathy Hochul kündigte eine Untersuchung dahingehend an, ob die Regenmassen besser vorhersehbar gewesen sein könnten: „Wir wussten nicht, dass zwischen 20:50 und 21:50 Uhr letzte Nacht der Himmel sich buchstäblich öffnen und das Wasser der Niagarafälle auf die Straßen von New York bringen würde“.

Der Nationale Wetterdienst (NWS) erklärte angesichts der lebensbedrohlichen Lage erstmals für die Stadt und die Umgebung einen Sturzflut-Notfall.

„Wir erleben ein historisches Wetterereignis mit Rekordregen“

Während der Rekordregen New York lahmlegte und auch den Spielplan der US-Open im Tennis störte, sorgten in New Jersey Überflutungen und ein Tornado für Chaos. Auch in New Jersey sowie im Bundesstaat New York galt der Notstand.

„Wir erleben heute Abend ein historisches Wetterereignis mit Rekordregen in der ganzen Stadt, brutalen Überschwemmungen und gefährlichen Bedingungen auf unseren Straßen“, schrieb de Blasio. Die Menschen sollten in Häusern Schutz suchen und nicht auf die Straße gehen, um den Rettungskräften die Arbeit zu ermöglichen.

Straßen und Wohnungen standen teilweise etwa einen Meter unter Wasser, der U-Bahnverkehr kam komplett zum Erliegen. Auf Videos war zu sehen, wie die Wassermassen U-Bahnstationen überfluteten.

In lahmgelegten U-Bahnzügen saßen Fahrgäste fest. In eine U-Bahn-Station drang Wasser mit der Kraft einer Springflut ein, wie Bilder zeigten. Der Flughafen Newark stellte seinen Flugverkehr zwischenzeitlich ein, der John-F.-Kennedy-Flughafen meldete Verspätungen.

Streifenwagen mit Blaulicht sperrten in New York Autobahnen. Angesichts der Lage verhängte die Metropole eine Reisesperre: „Alle Nicht-Notfallfahrzeuge müssen sich außerhalb der Straßen und Autobahnen von NYC befinden“, teilte die Stadt auf Twitter mit.

Innerhalb von nur einer Stunde fielen im Central Park in Manhattan rund 80 Millimeter Regen, wie der Nationale Wetterdienst mitteilte. Damit pulverisierte das Unwetter den bisherigen Rekord, den Tropensturm „Henri“ erst vor gut einer Woche mit 49 Millimetern für 60 Minuten aufgestellt hatte. Insgesamt ist der Sommer 2021 in New York nicht nur sehr heiß und sonnig, sondern auch der regenreichste seit Beginn der Messungen.

Das Extremwetter traf auch die gerade stattfindenden US Open und die deutsche Tennisspielerin Angelique Kerber, deren Spiel verschoben wurde. In das Louis-Armstrong-Stadion, in dem Kerber am Mittwochabend ihr Zweitrundenspiel gegen Anhelina Kalinina aus der Ukraine bestreiten sollte, regnete es trotz eines Dachs seitlich so stark hinein, dass der Spielbetrieb auf unbestimmte Zeit ausgesetzt werden musste.

Wassermassen und Tornado in New Jersey

In der Stadt Passaic im Bundesstaat New Jersey wurde ein älterer Mann in seinem Auto von den Wassermassen überrascht und ertrank, sagte Bürgermeister Hector Lora im Sender CNN. Zwei weitere Insassen aus dem Wagen habe die Feuerwehr aber retten können.

Medienberichten zufolge beschädigte ein Tornado im Bundesstaat New Jersey zudem mehrere Häuser. Auf Videos waren abgedeckte Dächer, zerstörte Fassaden und herumfliegende Trümmerteile zu sehen. Der Tornado habe am Mittwochabend vor allem den Bezirk Gloucester hart getroffen, berichtete der örtliche Sender 6abc. Zwei Menschen seien dort leicht verletzt worden. In der Ortschaft Kearny sei zudem das Dach eines Postgebäudes eingestürzt, hieß es in anderen Berichten.

Gouverneur Phil Murphy sagte den Betroffenen auf Twitter Hilfe beim Wiederaufbau zu. Die Unwetter infolge des Hurrikans „Ida“ hätten auch zu massiven Stromausfällen geführt, schrieb der Gouverneur. Rund 80.000 Haushalte seien bislang betroffen. Weitere Tornados wurden aus dem Bundesstaat Maryland gemeldet.

„Ida“ war am Sonntag als gefährlicher Hurrikan der Stärke vier von fünf südwestlich von New Orleans auf die Küste des südlichen Bundesstaates Louisiana getroffen. Danach schwächte sich der Sturm ab und zog weiter nach Nordosten.

© dpa-infocom, dpa:210902-99-59775/20

Ähnliche Artikel