Dresden/Berlin (dpa)

Juwelendiebstahl in Dresden - Anklage und neue Details

| 02.09.2021 10:19 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Die ausgeraubte Vitrine im Juwelenzimmer des Historischen Grünen Gewölbes im Residenzschloss in Dresden. Foto: Oliver Killig/dpa-Zentralbild/dpa
Die ausgeraubte Vitrine im Juwelenzimmer des Historischen Grünen Gewölbes im Residenzschloss in Dresden. Foto: Oliver Killig/dpa-Zentralbild/dpa
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Der Einbruch ins Dresdner Grüne Gewölbe im November 2019 erschütterte nicht nur die Museumswelt. Die dringend Tatverdächtigen sind gefasst. Von der Beute fehlt noch immer jede Spur - nun werden weitere Details des Falles bekannt.

Über anderthalb Jahre nach dem spektakulären Juwelendiebstahl aus dem Historischen Grünen Gewölbe Dresden hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen die sechs dringend Tatverdächtigen erhoben.

Die Anklagebehörde wirft den jungen Männern nach Mitteilung vom Donnerstag schweren Bandendiebstahl, Brandstiftung und besonders schwere Brandstiftung vor - und gibt neue Details in dem Fall preis. Danach sollen die 23- bis 28-Jährigen am 25. November 2019 bewaffnet in das Schatzkammermuseum im Residenzschloss eingebrochen sein, 21 Schmuckstücke mit insgesamt 4300 Diamanten und Brillanten „im Gesamtversicherungswert von mindestens 113,8 Millionen Euro“ entwendet haben und im Zuge des Coups zudem Sachschäden in Höhe von über einer Million Euro hinterlassen haben.

Die Ermittler sind überzeugt, dass die jungen Männer direkt an dem Einbruch beteiligt waren. Zur Absicherung hatten sie einen geladenen Revolver und eine Pistole mit Schalldämpfer und Munition dabei. Sie sollen zuvor den Stromkasten für die Straßenbeleuchtung in dem Bereich der Altstadt in Brand gesetzt haben, um die Versorgung zu unterbrechen, und später in einer Tiefgarage auch ein Fluchtauto. Die Flammen erfassten den Angaben nach drei weitere Autos, insgesamt wurden 61 Fahrzeuge beschädigt.

Zwei Männer waren am 25. November 2019 in das berühmte sächsische Schatzkammermuseum im Residenzschloss eingedrungen, hatten mit einer Axt Löcher in eine Vitrine geschlagen und darin befestigte Juwelen herausgerissen. Von der Beute fehlt seitdem jede Spur. Die Ermittler sind überzeugt, dass der Coup auf das Konto des Remmo-Clans geht, der auch für Straftaten wie den Diebstahl einer 100 Kilogramm schweren Goldmünze „Big Maple Leaf“ aus dem Bode-Museum 2017 verantwortlich gemacht wird.

Alle Beschuldigten sind deutsche Staatsbürger und stammen aus dieser arabischstämmigen Berliner Großfamilie. Sie wurden bei mehreren Razzien seit November 2020 in der Bundeshauptstadt gefasst. Bisher hat sich laut Staatsanwaltschaft keiner von ihnen zu den Vorwürfen geäußert. Vier von ihnen befinden sich in Untersuchungshaft, ein 23- und ein 24-Jähriger sind wegen der Beteiligung an dem Goldmünzen-Diebstahl rechtskräftig verurteilt und verbüßen ihre mehrjährige Jugendstrafe.

Die Ermittlungen zu weiteren Tatbeteiligten und zum Verbleib der entwendeten Kunstschätze dauern an. Dabei wird weiterhin auch nach Gehilfen und Hintermännern gesucht. Seit März läuft die Fahndung nach vier inzwischen identifizierten Männern, die im Verdacht der Beihilfe zum schweren Bandendiebstahl stehen. Sie könnten Ende November den Tatort ausgespäht haben und damit an der Vorbereitung des Juwelendiebstahls beteiligt gewesen sein.

Aus Sicht der Staatsanwaltschaft tragen die Ergebnisse der Ermittlungen eine Verurteilung, bisher hat sich keiner der Beschuldigten zu den Vorwürfen geäußert. Da zwei von ihnen zur Tatzeit 22 Jahre alt und damit Heranwachsende waren, wurde Anklage zur Jugendkammer erhoben. Über die Eröffnung des Hauptverfahrens entscheidet das Landgericht Dresden. Bei einer Verurteilung drohen den Männern Freiheitsstrafen bis zu 10 oder 15 Jahren - je nach Jugend- oder Erwachsenenstrafrecht.

© dpa-infocom, dpa:210902-99-62464/5

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