New York (dpa)
Kerber gewinnt - Gojowczyk-Coup bei US Open
Ohne Trainer reist er nach New York, ins Hauptfeld schafft er es mit drei Siegen in der Qualifikation: Peter Gojowczyk sorgt bei den US Open für eine weitere Überraschung - und eine Premiere.
Angelique Kerber hat das Duell der ehemaligen Turniersiegerinnen bei den US Open für sich entschieden und mit einem Sieg gegen Sloane Stephens das Achtelfinale erreicht.
Die ehemalige Weltranglisten-Erste aus Kiel setzte sich am Freitag gegen die Amerikanerin in einem hochklassigen Match mit 5:7, 6:2, 6:3 durch. Peter Gojowczyk gewann einen Vergleich der Qualifikanten und steht im Alter von 32 Jahren zum ersten Mal bei einem Grand Slam unter den besten 16.
Beim vierten und letzten Grand-Slam-Turnier der Saison bekommt es Kerber nun mit der an Nummer drei gesetzten Titelverteidigerin Naomi Osaka aus Japan oder der Kanadierin Leylah Fernandez zu tun. Stephens hatte 2017 und damit ein Jahr nach Kerber den Titel bei den US Open gewonnen. Nach 1:58 Stunden nutzte die 33-Jährige ihren ersten Matchball und kam im siebten Vergleich mit Stephens zum zweiten Sieg.
„Das war ein Kunststück und Weltklasse-Tennis“, kommentierte die frühere Bundestrainerin und heutige Damen-Chefin Barbara Rittner Kerbers Darbietung im TV-Sender Eurosport. Eine ganz starke Leistung zeigte auch Gojowczyk, der mit einem lauten Jubelschrei den größten Preisgeldscheck seiner Karriere feierte.
Beide stehen im Achtelfinale
„Ich versuche einfach, alles zu genießen. Es ist ein unglaubliches Gefühl, hier als Sieger vom Platz zu gehen“, sagte er nach dem 3:6, 6:3, 6:1, 6:4 gegen Henri Laaksonen aus der Schweiz. Nun steht der ehemalige Davis-Cup-Profi aus München also erstmals bei einem der vier wichtigsten Turniere der Welt im Achtelfinale. Und das, obwohl er ganz alleine in New York unterwegs ist. Ohne Coach, ohne Physiotherapeut oder Fitnesstrainer.
„Es ist zwar schade, dass keiner da ist zum Abklatschen oder zum Jubeln“, sagte Gojowczyk am Freitag - aber seiner Freude tat das keinen Abbruch. „Ich versuche, die Zuschauer einzubinden, was man bei meinem Schrei nach dem Matchball sicher gemerkt hat.“ Im Kampf um den Einzug ins Viertelfinale trifft Gojowczyk nun auf den an Nummer drei gesetzten Griechen Stefanos Tsitsipas oder Carlos Alcaraz aus Spanien.
Schon jetzt hat Gojowczyk ein Preisgeld von 265 000 US-Dollar sicher. „Ich habe noch nie einen so hohen Scheck gekriegt, aber ich denke jetzt nicht an das Geld“, sagte er. Laaksonen und er hatten sich über die Qualifikation einen Platz im Hauptfeld gesichert.
Vorbereitung auf die Gegner via Internet
Nach 2:07 Stunden verwandelte Gojowczyk, der auf Rang 141 der Weltrangliste steht, seinen ersten Matchball gegen den an Position 130 geführten Laaksonen. „Ich habe heute einen guten Job gemacht“, sagte Gojowczyk. Auf die Frage, welche Strategie er sich selbst so ohne Coach verordne, antwortete er: „Ich habe keine. Ich habe um jeden Punkt gekämpft.“ Schon in der Runde zuvor hatte er den favorisierten Serben Dusan Lajovic in fünf Sätzen bezwungen, nachdem er auch mit seinem Erstrundensieg gegen den an Nummer 23 gesetzten Franzosen Ugo Humbert ebenfalls in fünf Durchgängen überrascht hatte.
„Ich weiß, wenn ich gut spiele und wenn sich mein Körper gut fühlt, ist mein Spiel sehr eklig auch für die anderen Spieler“, sagte er. Gegen Laaksonen gab Gojowczyk zwar den ersten Satz nach 32 Minuten ab, kam dann aber besser und besser ins Spiel. Im Grandstand, dem drittgrößten Stadion auf der Anlage in Flushing Meadows, startete er im vierten Satz mit einem Doppelfehler in sein Aufschlagspiel bei 5:4-Führung. Doch anschließend wehrte er zwei Breakbälle ab und spielte weiter mutig und nervenstark. Nach etwas mehr als zwei Stunden durfte er über seinen größten Erfolg neben dem ATP-Titel 2017 in Metz und dem erfolgreichen Davis-Cup-Auftritt 2014 in Frankreich jubeln. „Ich halte es einfach“, sagte er auf die Frage nach seiner Vorbereitung auf die Gegner. „Im Hotelzimmer gibt es Internet.“
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