Berlin (dpa)
Mehrheit will Union in die Opposition schicken
Die Umfragewerte der Union sind im Keller, die von Kanzlerkandidat Armin Laschet noch darunter. Die Mehrheit der Deutschen würde die Union gern in der Opposition sehen.
Die meisten Bundesbürger wünschen sich einer Civey-Umfrage zufolge, dass die Union nach der Bundestagswahl in die Opposition geht.
Rund 56 Prozent der Befragten äußerten diese Ansicht in einer Erhebung der Meinungsforscher im Auftrag der „Augsburger Allgemeinen“ (Samstag). Sie antworteten auf die Frage: „Wünschen Sie sich, dass die CDU/CSU nach 16 Jahren Regierungsverantwortung in die Opposition geht?“ mit „Ja, auf jeden Fall“ oder „Eher ja“. Rund 35 Prozent antworteten negativ und wünschen sich demnach eine weitere Regierungsbeteiligung von CDU und CSU. Der Rest (neun Prozent) äußerte sich unentschieden.
Nach Angaben der „Augsburger Allgemeinen“ wurden im Zeitraum vom 1. bis 3. September die Antworten von etwas mehr als 5000 Teilnehmern für die Umfrage berücksichtigt.
Die Umfragewerte der Union sind in den vergangenen Wochen abgerutscht, während die Sozialdemokraten zugleich Boden gutmachten. In Erhebungen mehrerer Institute lag die SPD mit Kanzlerkandidat Olaf Scholz zuletzt mehrere Punkte vor der Union mit ihrem Kandidaten Armin Laschet (CDU).
Wahlumfragen sind generell immer mit Unsicherheiten behaftet. Unter anderem erschweren nachlassende Parteibindungen und immer kurzfristigere Wahlentscheidungen den Meinungsforschungsinstituten die Gewichtung der erhobenen Daten. Grundsätzlich spiegeln Umfragen nur das Meinungsbild zum Zeitpunkt der Befragung wider und sind keine Prognosen auf den Wahlausgang.
Die Union hatte vor dem Hintergrund ihrer historisch schlechten Umfragewerte zuletzt die Diskussion über ein mögliches Linksbündnis aus SPD, Grünen und Linkspartei forciert. Laschet stieß weiter in dieses Horn: Ein Linksbündnis gefährde den Aufschwung, sagte der CDU-Chef den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Er warnte zudem vor tragenden Rollen für SPD-Chefin Saskia Esken und Partei-Vize Kevin Kühnert, die dem linken Flügel der Sozialdemokraten zugerechnet werden. „Was mit ihnen droht, ist klar: ein Anschlag auf unseren Wohlstand. Erst recht mit der Linken.“
Die Grünen mit ihrer Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock lagen in Umfragen zuletzt mit mehreren Punkten Rückstand auf Platz drei. Baerbock bemühte sich in einem Interview der „Frankfurter Rundschau“ um Abgrenzung: Grüne und Sozialdemokraten stünden sich zwar in sozialen und finanzpolitischen Fragen nahe, aber: „Beim Klimaschutz bremst die SPD.“ Zugleich warf sie Union und FDP vor, zu wenig gegen die soziale Spaltung zu tun: „Sie konzentrieren sich vor allem auf Entlastungen für Reiche und haben keine Idee, wie sie die Investitionen, die man für den Modernisierungsschub braucht, stemmen wollen.“
Baerbock nahm die Option eines Bündnisses aus SPD, Union und FDP aufs Korn: „Das würde einen völligen Stillstand für unser Land bedeuten“, sagte sie der „Neuen Westfälischen“ (Samstag). „Eine weitere Regierung, die konsequenten Klimaschutz verweigert, können wir uns nicht mehr leisten.“
Scholz und Laschet werden kommende Woche zu Gesprächen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron erwartet. Wie die deutsche Botschaft in Paris am Freitag mitteilte, ist das Treffen mit Scholz am Montag geplant. Die Begegnung mit NRW-Ministerpräsident Laschet soll am Mittwoch stattfinden. Von einem Treffen Macrons mit Baerbock war zunächst nicht die Rede.
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