Zandvoort (dpa)

Kater nach Strandparty: Hamilton sorgt sich um Titelrekord

Christian Hollmann, dpa
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Von Christian Hollmann, dpa
| 06.09.2021 10:33 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Lewis Hamilton wurde in Zandvoort nur Zweiter. Foto: Peter Dejong/AP/dpa
Lewis Hamilton wurde in Zandvoort nur Zweiter. Foto: Peter Dejong/AP/dpa
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Lewis Hamiltons Jagd auf den Formel-1-Titelrekord stockt. Rivale Max Verstappen nimmt nach seinem Heimsieg in Zandvoort viel Schwung mit in den Saison-Endspurt. Wer nutzt seine Chancen nun besser?

Die orange Strandparty von Zandvoort verließ Lewis Hamilton mit einem leichten Kater. Inmitten der entfesselten Jubelfeiern für seinen Titelrivalen Max Verstappen bereitete der Formtrend bei Mercedes dem Formel-1-Weltmeister ziemliche Kopfschmerzen.

„Wir müssen irgendwas machen, um mit ihnen mithalten zu können. Wir brauchen mehr Tempo, um in Zukunft Rennen gewinnen zu können“, rief Hamilton kurz vor der Weiterreise nach Monza seinem Team zu. Wieder abgerutscht auf WM-Platz zwei muss der Champion mehr denn je das Scheitern seines Projekts Titelrekord fürchten.

Mit zwei Siegen nach der Sommerpause hat Verstappen dem Briten die WM-Führung wieder entrissen. „Es geht in die richtige Richtung“, sagte der Niederländer erstaunlich unterkühlt, während um ihn herum die Red-Bull-Crew wie im Rausch eskalierte. Mechaniker zogen mit Oranje-Pyros über die Zielgerade, Ingenieure herzten den Siegerpokal in Form einer übergroßen Biertulpe. Für Verstappen aber war sein Heimsieg nur kurze Genugtuung. „Wir haben uns verbessert, aber wir brauchen noch mehr“, stellte der 23-Jährige fest.

Fans hinter Verstappen

Wie Verstappen im Auge der Mega-Sause seiner Fans die Ruhe bewahrte und ein nahezu perfektes Wochenende hinlegte, bewies einmal mehr die Titelreife des Niederländers. „Ich habe noch nie gesehen, dass eine Nation so hinter einem Fahrer steht“, beschrieb Teamchef Christian Horner die wilden Szenen in den Nordsee-Dünen. „Wir sind professionell genug, um uns auf unseren Job zu konzentrieren, wenn wir im Auto sitzen“, versicherte Verstappen.

In sechs der sieben letzten Grand Prix hat der Titeljäger die Pole Position erobert, mit nun sieben Saisonsiegen gelangen ihm drei mehr als Hamilton. Auch auf sein Drängen hin schraubte Red Bull nach der Sommerpause noch einmal neue Teile ans Auto. „So schnell waren sie das ganze Jahr noch nicht. Wir haben also Arbeit vor uns“, befand Hamilton. Weil Mercedes wie fast alle Teams schon viel Kraft ins Auto für die nächste Saison steckt, in der eine Regelreform ansteht, darf er kurzfristig kaum auf Technik-Sprünge hoffen.

Schon am Boxenfunk hatte der 36-Jährige seinem Frust Luft gemacht, weil Verstappen einfach nicht beizukommen war. Dass Mercedes auch strategische Fehler unterliefen und bei schludrigen Boxenstopps Zeit verloren ging, nährte Hamiltons Sorgen mit Blick auf den Saison-Endspurt. „Es ist noch ein weiter Weg“, sagte der Brite, der in diesem Jahr mit WM-Titel Nummer acht Michael Schumachers Bestmarke übertreffen könnte.

Red Bull hat kaum Schwächen

Im Tempo-Tempel von Monza dürften die Chancen für Hamilton und Mercedes wieder etwas besser stehen. Red Bull allerdings hat in diesem Jahr kaum Schwächen gezeigt und auch die Vorteile der Silberpfeile auf besonders schnellen Strecken eingedampft. „Es wird hin und her gehen“, beschrieb Verstappen seine Erwartungen für die Zeit bis zum Saisonfinale in Abu Dhabi Mitte Dezember.

Teamchef Horner, der Fäuste schwingend den Triumph in Zandvoort bejubelt hatte, mahnte: „Wir müssen jetzt jede Chance ergreifen. Diesmal ist uns das unter enormem Druck gelungen.“ Geht es so weiter, winkt Verstappen das Maximum.

© dpa-infocom, dpa:210906-99-110004/4

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