Aachen (dpa)
CHIO in Corona-Zeiten: „Das ist ein gutes Zeichen“
Ein Jahr nach der coronabedingten Absage findet der CHIO wieder statt. Von Normalität ist das weltgrößte Reitturnier in Aachen aber noch entfernt. Allein der Zeitpunkt September ist ungewohnt.
Das Besondere am CHIO 2021 ist, dass er überhaupt stattfindet. Ein Jahr nach der Absage wegen Corona ist nicht nur bei den Veranstaltern die Erleichterung groß, dass bei dem als Weltfest des Pferdesports gefeierten Turnier in der Aachener Soers wieder geritten wird.
„Dass es stattfindet, ist für uns und für den Reitsport sehr wichtig. Das ist ein gutes Zeichen“, sagte die siebenmalige Dressur-Olympiasiegerin Isabell Werth. Denn schon für die bevorstehende Hallensaison deutet sich angesichts zahlreicher Turnierabsagen ein Corona-Desaster für das Reiten an.
Auch für die Deutsche Reiterliche Vereinigung FN ist der CHIO von großer Bedeutung. „Eine erneute Absage wäre ganz bitter gewesen. Zum berühmten CHIO schaut die ganze Sportwelt“, meinte FN-Sportchef Dennis Peiler. „Das Turnier hat neben dem sportlichen auch einen gesellschaftlichen Stellenwert.“
Ungewöhnlicher Zeitpunkt
Zwar versichern die Organisatoren in ihren Mitteilungen, dass die Ausgabe 2021 ein CHIO wird, „wie ihn die Menschen kennen und lieben“. Dennoch wird vieles anders sein. Allein schon der Zeitpunkt im September statt wie üblich zu Beginn des Sommers ist ungewöhnlich. Dazu kommen unter anderem die Corona-Maßnahmen, die um die Hälfte zugelassene Zuschauerzahl und die 3G-Regel (Zugang nur für Geimpfte, Genesene und negativ Getestete).
Und manchmal zeigt sich das coronabedingte Ungewohnte im Detail. „Ich habe noch nie soviel Plexiglas gesehen wie hier auf dem Gelände“, sagte Turnierdirektor Frank Kemperman vor der offiziellen Eröffnungsveranstaltung am Dienstagabend. Auch seien unzählige Geräte für die Luftreinigung angeschafft worden. „Wir haben ein großes Budget für die Corona-Kosten“, sagte der 66-Jährige.
Gesamtetat bleibt bestehen
Der Gesamtetat liegt auch in diesem Jahr bei etwa 18 Millionen Euro. Das Preisgeld in den Wettbewerben im Springen, in der Dressur, der Vielseitigkeit, im Voltigieren und im Fahren stieg sogar auf die Rekordhöhe von fast 3,4 Millionen Euro. Allein die Springreit-Elite kämpft um 2,7 Millionen Euro. Die Dotierung im Nationenpreis am Donnerstagabend wurde auf eine Million Euro erhöht, der Große Preis am Sonntag ist wie sonst auch ebenso mit einer Million Euro ausgeschrieben.
Dass sich das Turnier in Corona-Zeiten wirtschaftlich rechnet, ist eher unwahrscheinlich. „Wichtig ist, dass das Turnier stattfinden kann. Dann müssen wir sehen, wie wir da einigermaßen rauskommen. Ich glaube aber nicht, dass wir hier groß feiern können“, sagte Kemperman. „Schlechter als letztes Jahr kann es aber ja nicht werden.“
Eine erneute Absage wie 2020 hätte für das Turnier und die Marke CHIO negative Folgen gehabt, glaubt auch Vermarktungschef Michael Mronz. Zur Not hätte in diesem Jahr ein CHIO auch ohne Zuschauer stattfinden können, sagte er in der vergangenen Woche in einem Interview der „Rheinischen Post“.
Kampf um Arbeitsplätze
Damit hätte zwar „der Haupttreiber der CHIO-Stimmung gefehlt“. Es gehe aber auch um die Frage, „wie viele Jahre ich als Marke, als Brand von der Bildfläche verschwinden kann, bis ich auch aus dem Fokus der Menschen verschwinde“, meinte Mronz. Und nebenbei gebe es auch Arbeitsplätze, „wir haben hier in Aachen 40 Mitarbeiter“.
Schon früh in diesem Jahr hatten Kemperman, Mronz und ihr Team entschieden, das Turnier in den September zu verlegen, in der Hoffnung, „dass dann die Welt wieder normal ist“, wie Kemperman sagte. Durch die Verlegung hat sich der sportliche Wert des Turniers geändert. Sonst liegt der CHIO immer vor Olympischen Spielen und Championaten und ist eine Standortbestimmung für die Weltklasse oder eine letzte Sichtung für die Nationalequipen. Auch hat das Turnier im Juli keine große Konkurrenz von anderen Turnieren.
Jetzt liegt der CHIO nach den Olympischen Spielen in Tokio, der Springreit-EM in Riesenbeck und der Dressur-EM in Hagen bei Osnabrück und unmittelbar vor der Vielseitigkeits-EM in Avenches in der Schweiz. „Normalerweise sagen wir, das ist ein heißer Kandidat für Olympia oder für die WM oder die EM. Jetzt sagen wir: Der oder die haben Gold gewonnen“, meinte Kemperman.
Tatsächlich zeigen sich in Aachen die Dressur-Olympiasiegerinnen Jessica von Bredow-Werndl und Isabell Werth, Vielseitigkeits-Olympiasiegerin Julia Krajewski und Springreit-Olympiasieger Ben Maher. Doch nur der Brite bringt sein Gold-Pferd Explosive in die Soers mit.
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