Toronto (dpa)

Doku über Alanis Morissette feiert Premiere

| 15.09.2021 09:31 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Alanis Morissette. Foto: Sven Hoppe/dpa
Alanis Morissette. Foto: Sven Hoppe/dpa
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„Jagged“ gibt Einblick in die Karriere von Alanis Morissette - und in ihre Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen. Vor der Premiere in Toronto distanziert sich die Sängerin allerdings von dem Film.

Die Dokumentation „Jagged“ über das Leben und die Karriere der kanadischen Sängerin Alanis Morissette (47) hat beim 46. Toronto International Film Festival (TIFF) Weltpremiere gefeiert.

Morissette selbst hatte sich kurz vor der Aufführung des Films von Regisseurin Alison Klayman mit einer schriftlichen Erklärung davon distanziert. „Dies ist nicht die Geschichte, deren Erzählung ich zugestimmt habe“, schrieb sie in dem Statement.

Die Doku, die am späten Dienstagabend (Ortszeit) auf dem Festival zu sehen war, erzählt die Entstehung von Morissettes Album „Jagged Little Pill“. Der Film geht aber auch auf die Anfänge ihrer Karriere als Teenager, die hohen Anforderungen sowie die damit zusammenhängenden Essstörungen ein. In Interviews erzählt die Sängerin zudem von ihren Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen als Minderjährige. „Ich habe mir selbst immer eingeredet: Ich war damit einverstanden. Und dann wurde ich daran erinnert: Hey, du warst 15. Mit 15 stimmst du nicht zu. Jetzt denke ich: Oh ja, das sind alles Pädophilie. Das waren Vergewaltigungen.“

Morissette sagt im Film weiter, dass sie bei den wenigen Leuten, denen sie damals davon erzählt habe, „auf taube Ohren“ gestoßen sei. Die meisten seien aufgestanden und hätten den Raum verlassen, nachdem sie sich ihnen anvertraut hatte. Später habe sie zum Schutz ihrer Eltern, ihrer Brüder, zukünftiger Partner und ihrer selbst keine spezifischen Informationen mehr über ihre Erfahrungen als Teenager preisgegeben. „Ich habe mich dafür geschämt, dass ich zum Opfer gemacht wurde, und es hat mich Jahre an Therapie gekostet, überhaupt zuzugeben, dass ich ein Opfer bin“, sagt Morissette in „Jagged“.

Regisseurin Klayman stellte die HBO-Produktion in Toronto mit einleitenden Worten als einen Film vor, der „das Leben von Alanis Morissette und die Geschichte ihrer unglaublichen Karriere, die in einem sehr jungen Alter begann und den Weg für so viele andere Künstlerinnen ebnete, feiert“. Morissette schrieb unterdessen in ihrer Erklärung, sie habe sich dafür entschieden, an keiner Veranstaltung für „Jagged“ teilzunehmen, auch „weil dieser Film, ähnlich wie viele andere „Geschichten“ und nicht autorisierte Biografien, die im Laufe der Jahre erschienen sind, Andeutungen und Fakten enthält, die einfach nicht wahr sind“.

Ihre Geschichte sei „viel zu nuanciert“ dafür, dass eine andere Person sie schildern könne, so Morissette. Das Filmteam habe Fakten eingebracht, „die nicht wahr sind“. Zudem habe man ihr in Interviews ein „falsches Gefühl der Sicherheit“ vermittelt.

„Ich habe zugestimmt, an einem Beitrag über die Feier des 25-jährigen Jubiläums von [dem Album] „Jagged Little Pill“ teilzunehmen, und wurde in einer sehr verletzlichen Zeit interviewt (während ich mitten in meiner dritten postpartalen Depression steckte)“, schreibt Morissette. Als sie den ersten Schnitt des Films sah, sei ihr klar geworden, „dass unsere Visionen tatsächlich schmerzlich voneinander abweichen“.

Beim TIFF werden in diesem Jahr zehn Tage lang über 130 internationale Produktionen gezeigt. Am 18. September wird der Siegerfilm verkündet, der in Toronto traditionell vom Publikum gewählt wird.

© dpa-infocom, dpa:210915-99-224201/2

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