Berlin (dpa)

„Kleiner Trainer“ Dardai sucht bei Hertha den Wunderbalsam

Jens Mende, dpa
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Von Jens Mende, dpa
| 16.09.2021 14:41 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Chefcoach Pal Dardai braucht bei Hertha BSC den nächsten Sieg. Foto: Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa
Chefcoach Pal Dardai braucht bei Hertha BSC den nächsten Sieg. Foto: Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa
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Dardai bleibt Dardai. Einen „Wunderkick“ werde es auch gegen den Letzten Fürth nicht geben, sagt der Hertha-Coach. Sein Wunderbalsam sind Siege. Vielleicht ist der Trainer-Trotz jetzt gerade richtig.

Nein, von einem „Muss“ möchte Pal Dardai nicht reden, auch wenn die Situation bei Hertha BSC auch nach dem lang ersehnten ersten Liga-Sieg der neuen Saison weiter angespannt ist.

„Die Mannschaft will, wir wollen gewinnen und dieses Siegesgefühl weiter erarbeiten“, sagte der Chefcoach von Hertha BSC vor dem Auftakt des fünften Bundesliga-Spieltages am Freitag (20.30 Uhr/DAZN). Aber natürlich wissen bei den Berlinern alle, dass die Debatten um das Verhältnis von Dardai zu den Clubchefs sofort wieder aufbrechen, würde ein Heimsieg gegen Liga-Schlusslicht Greuther Fürth ausbleiben.

Sport-Geschäftsführer Fredi Bobic wischte vor der Partie energisch Spekulationen vom Tisch, nach dem ernüchternden 0:5 beim FC Bayern hätte er schon Kontakt mit dem ehemaligen Dortmunder Trainer und jetzigen Technischen Direktor Edin Terzic in Sachen Hertha-Engagement aufgenommen. Die „Sport Bild“ hatte davon berichtet. „Ich kann das klar dementieren“, sagte Bobic: „Da gibt es wenig Spielraum.“ Und auch der Trainer bemühte sich um Entspannung: „Wir haben einen ordentlichen Kader, da wir nicht in Europa League oder Champions League spielen, was vielleicht in den kommenden Jahren kommt.“

Last-Minute-Umbruch

Der Grundkonflikt aber bleibt. Hertha-Urgestein Dardai, der mehr als 400 Spiele für Blau-Weiß bestritten hat, sieht die von Investor Lars Windhorst ausgegebene Vision vom Big-City-Club in möglichst kürzester Zeit kritisch. Der 45-Jährige hat nach der jüngsten geglückten Rettungsmission in schwierigen Corona-Zeiten schon mehrmals sein Gefühl geäußert, er dürfe nur als Platzhalter für einen „großen Trainer“ weitermachen. Dabei erinnerte er: „Was die letzten Jahre verflossen ist, müssen wir wieder aufholen.“

Zudem muss Dardai auf dem Platz den personellen Last-Minute-Umbruch im Kader moderieren, der offenbar auch vordergründig wirtschaftlich bedingt ist. Teure Spieler wie Jhon Cordoba, Matheus Cunha und Dodi Lukebakio wurden durch Zukunftsspieler wie Marco Richter, Jurgen Ekkelenkamp und Myziane Maolida ersetzt.

Das jüngste 3:1 bei Aufsteiger Bochum entschärfte zwar die heftigsten Debatten in und um die Blau-Weißen, zeigte aber auch das, was für Dardai in seinen bisherigen 193 Spielen als Hertha-Trainer stand und weiter steht. „Das war ein Kampfspiel, das hat auch weh getan“, sagte der Ungar und unterstrich zugleich die Prioritäten: „Wenn du gewinnst, hast du ein Wunderbalsam: den Sieg, die drei Punkte.“ Und auch gegen den noch sieglosen Aufsteiger aus Fürth erwartet Dardai „einen Arbeitssieg“ und „keinen Wunderkick“.

Positive Signale

Die Hertha-Chefs um die neuen Geschäftsführer Carsten Schmidt (ehemals Sky) und Bobic (kam von Eintracht Frankfurt) müssen selbst den Zwiespalt aushalten: Hier die Ansprüche, da die teilweise trotzige Art des Trainers, die vielleicht in der aktuellen Situation sogar die richtige ist. Denn es geht zunächst nur darum, eine solches Zittern um den Klassenerhalt wie in der Vorsaison zu verhindern.

Dardai hat positive Signale im erneut völlig neu zusammengestellten Team ausgemacht: „Besseres Gefühl, bessere Körpersprache. Auch der Teamgeist ist viel besser. Es schimpft keiner, jeder macht mit.“ Die negative Stimmung um seinen Herzensclub sieht der 45-Jährige ohnehin nur künstlich provoziert. Auf der Straße oder dem Trainingsgelände, nirgendwo gäbe es kritische Stimmen. „Alle, die uns sehen, sind positiv“, meinte Dardai.

Sein emotionaler Ausbruch nach dem Bayern-Spiel („Pal ist ein kleiner, netter Trainer. Er hilft aus, solange es sein soll“) aber wirkt weiter nach. Sogar Investor Windhorst, der mit einem Teil der insgesamt 375 Millionen seiner Firma Tennor offenbar zunächst einmal die finanziellen Lücken in der Hertha-Kasse gestopft hat, rüffelte den Trainer öffentlich: „So etwas geht einfach nicht.“

© dpa-infocom, dpa:210916-99-243619/2

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