Frankfurt/Main (dpa)
Erst Pyros, dann Özils Tor: Eintracht auch in Europa sieglos
Auch in Europa bleibt Eintracht Frankfurt sieglos. Beim Heimspiel gegen Fenerbahce ärgert Ex-Nationalspieler Özil die strauchelnden Hessen. Im nächsten Gruppenspiel steht die Eintracht unter Druck.
Die Europa-League-Spezialisten von Eintracht Frankfurt sind auch in ihrem Lieblingswettbewerb gestrauchelt und können in dieser Saison einfach nicht gewinnen. Beim 1:1 (1:1) gegen Fenerbahce Istanbul brachte ein Treffer von Ex-Nationalspieler Mesut Özil (10. Minute) die Hessen am Donnerstag früh in Probleme. Vor 25 000 Zuschauern - darunter auch Bundestrainer Hansi Flick - glich Stürmer Sam Lammers (41.) später aus und verhinderte somit eine weitere Zuspitzung der Krise bei der Eintracht, die ihre gewohnte Top-Leistung im internationalen Wettbewerb diesmal nicht abrief.
Es war ein rassiger und lauter Fußball-Abend, wie man ihn in den vergangenen eineinhalb Pandemiejahren kaum erlebt hat. Schon mit Anpfiff brannten die Fenerbahce-Fans Pyrotechnik ab und zündeten Knallkörper - auch nach mehrmaliger Ermahnung durch das Stadionmikro endete das fragwürdige Spektakel nicht, schließlich hatten die Gäste aus der Türkei früh Grund zum Jubeln.
Der 2014er Weltmeister Özil bereitete in der Anfangsphase zunächst einen Lattentreffer von Mert Yandas vor, bevor er in der gleichen Szene einen von Kevin Trapp zur Seite abgewehrten Ball zur Führung einschoss. Özil, der 2018 wütend und enttäuscht aus dem DFB-Team zurücktrat, zeigte bei seiner erstmaligen Rückkehr seit dem Zwist vor drei Jahren eine ansprechende Leistung und initiierte immer wieder Torraumszenen für die Gäste aus Istanbul.
Als er in der 76. Minute ausgewechselt wurde, pfiffen ihn die Frankfurter Fans lautstark aus. Unverständlich für Eintracht-Verteidiger Erik Durm. „Wir hatten eine sehr, sehr schöne Zeit 2014 zusammen. Mesut ist ein super Junge. Ich habe mich einfach nach seiner Familie erkundigt und ihm für die Zukunft alles Gute gewünscht“, sagte Durm.
Großes Glück hatte die Eintracht schließlich in der Nachspielzeit. Zunächst scheiterte Dimitris Pelkas mit einem Foulelfmeter an Kevin Trapp (90.+2), das Tor von Berisha per Nachschuss wurde jedoch aberkannt, weil der Torschütze war zu früh in den Strafraum gelaufen war. „Es ist nicht einfach, hier zu spielen, vor dieser Kulisse. Es war bis zum Schluss ein gutes und unterhaltsames Spiel. Beide Teams wollten gewinnen, das ist eine starke Gruppe“, sagte Fenerbahce-Trainer Vitor Pereira.
Den Hessen drohte nach dem frühen Nackenschlag durch Özil und einer schwachen Anfangsphase der nächste Fehlstart, nachdem schon der Pokalauftakt (0:2 in Mannheim) und der Ligastart (null Siege aus vier Spielen) misslungen waren. Ohne den von der Europäischen Fußball-Union UEFA gesperrten Trainer Oliver Glasner mühten sich die eigentlich als Europa-Spezialisten bekannten Hessen nach Kräften, doch immer wieder fehlte Präzision.
„Wir waren nah dran, 'nen Dreier zu holen. Trotzdem müssen wir uns am Ende bei Kevin bedanken. Es war eine super Stimmung mit den Fans. Es war geil, mal wieder in Europa zu spielen“, sagte Durm dennoch nicht unzufrieden. „Ich finde, wir sind auf einem richtig guten Weg. Wir hatten viel neues Personal und einen neuen Trainer. Ich glaube, man hat heute auch wieder gesehen, dass wir eine geile Einheit sind.“
Stürmer Lammers hatte zunächst einmal eine Hereingabe von Filip Kostic verpasst, dann reichte auch eine spektakuläre Dreifachchance nicht zum Ausgleich. Der fiel dann erst kurz vor der Pause, als die Eintracht im eigenen Stadion und trotz Rückstands konterte - Kostic flitzte wieder über links durch, diesmal vollendete der davor unauffällige Neuzugang Lammers in der Mitte. Nun durfte auch Michael Angerschmid, der den in der Loge mitfiebernden Glasner ersetzte, erstmals jubeln.
Nach der Pause (60.) feierte Lammers erneut, doch diesmal zu früh: Bei einem weiteren sauber vorgetragenen Konter stand Vorlagengeber Daichi Kamada zuvor im Abseits. Die Eintracht kontrollierte das Spiel und drückte auf das Siegtor, doch das fiel nicht. So steht die Glasner-Elf am 30. September bei Royal Antwerpen schon unter Druck.
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