Was Sie heute wissen müssen
Fetenscheune | Seeschleuse | Papageitaucher
Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.
Okay, mit dem „Freedom Day“, dem Freiheitstag, den Kassenärzte-Chef Andreas Gassen vorschlug, wird es wohl nichts. Ärzte warnen, Politiker der meisten Parteien auch, und selbst die Einzelhändler trauen dieser Perspektive nicht. „Grundsätzlich muss man sagen: Irgendwann werden wir zu einer Normalität zurückkehren müssen“, sagt zum Beispiel Jörg Thoma, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbands Ostfriesland. Aber den von Gassen vorgeschlagenen Zeitpunkt Ende Oktober hält er für riskant und befürchtet im Gespräch mit Martin Alberts, dass die Infektionszahlen so weit steigen könnten, dass es erneut zum Lockdown kommt.
Stattdessen verschärft das Land Niedersachsen mit der heute in Kraft tretenden Corona-Verordnung den Druck auf ungeimpfte Menschen und setzt auf die 2G-Regel, wie Landtags-Korrespondent Lars Laue berichtet. Regierungssprecherin Anke Pörksen kündigte gestern in Hannover außerdem an, dass das Land in diesem Zusammenhang noch weitere Verschärfungen erwägt. Ab November soll 2G auch für Jugendliche gelten und für Mitarbeiter in Unternehmen.
Zu den ersten Unternehmen, die sich für die 2G-Regel entschieden haben, gehört die Leeraner „Fetenscheune“. Knapp eineinhalb Jahre war die Diskothek geschlossen gewesen, schreibt Jonas Bothe. 2G erlaubt nicht nur eine höhere Auslastung als zuletzt, auch Maskentragen ist nicht mehr erforderlich, wenn nur noch Geimpfte und Genesene Zutritt haben. So ganz glücklich sind die Betreiber nicht, aber: „Auch zum Erhalt der beruflich-wirtschaftlichen Existenz blieb uns leider nur diese Wahl.“
Ähnlich wie bundesweit sinken zurzeit auch in Ostfriesland die Infektionszahlen. Null neue Fälle am Montag, sechs gestern bewegen sich die Inzidenzen zwischen 10 (Landkreis Wittmund) und 35 (Stadt Emden). 284 Menschen in Ostfriesland gelten als mit dem Virus infiziert.
Anderes Thema: Öffentliche Hand und Bauen. Wir sind Hiobsbotschaften ja durchaus gewöhnt, und damit meine ich nicht den Berliner Flughafen, sondern auch viele größere und kleinere Bauprojekte, die am Ende erheblich teurer waren als zu dem Zeitpunkt, als sie projektiert wurden. Aktuell ist es die Sanierung der Seeschleuse in Leer, die Sorgen macht. Von „einem Fass ohne Boden“ schreibt Katja Mielcarek, nachdem vor einem Jahr, noch lange vor Baubeginn, die Kosten um eine halbe Million Euro und damit 30 Prozent stiegen und jetzt, während des Umbaus, noch einmal 300.000 Euro mehr freigegeben werden müssen. Die Begründung dafür ist übrigens identisch mit der von vor einem Jahr: gestiegene Materialpreise und der schlechte Zustand der Kammerwände.
Ein Baudebakel erlebt derzeit auch die Stadt Emden. Die aufwändige Sanierung der Trogstecke funktioniert nicht. Für mehr als fünf Millionen Euro sollten gut 40 Jahre alte Mängel behoben werden, nämlich das Eindringen von Wasser durch die Betonwände. Doch das Verfahren, Risse und Fugen zu verpressen, erweist sich in der Praxis aus untauglich, wie Gordon Päschel am Sonntag berichtete. Der Kollege ließ nicht locker und stellte am Montag die Frage, wer die Verantwortung trägt für die Probleme bei dem 5,5-Millionen-Euro-Projekt. Gestern hakte er erneut nach und fand heraus: Es gibt nicht nur ein Problem und noch ist nicht absehbar, wie lange die Lösung dauert und wie teuer sie ist.
Zwei Unglücke, die die Region erschütterten und viele Tote forderten, jähren sich in diesen Tagen. Michael Hillebrand erinnert an den Transrapid-Unfall vor 15 Jahren in Lathen, bei dem 23 Menschen starben. Er sprach mit Michael Rebentisch, der 2006 für die Ermittlungen der Unfallursache verantwortlich war. Keine Zeitzeugen mehr gibt es indes für die Havarie des Motorseglers „Annemarie“ vor 90 Jahren zwischen Juist und Borkum, nahe der Vogelschutzinsel Memmert. 15 junge Borkumer kamen ums Leben. Bis heute wird des Unglücks gedacht. Luca Hagewiesche berichtet.
Zum Schluss noch eine Geschichte zum Staunen: Wissen Sie, was Papageitaucher sind? Richtig: Kleine gedrungene Vögel mit einem ulkig-bunten Schnabel. Im vorletzten Jahrhundert waren sie auch auf Helgoland verbreitet, jetzt möchte sie ein Hager Hobby-Ornithologe dort wieder ansiedeln. Wie das geschehen soll, schildert Gordon Päschel.
Was heute wichtig wird:
- Mutter oder Vater kommen ins Krankenhaus – und danach? Tagespflege? Heimplatz? Ambulant? Stationär? Geschützt? Palliativ? Nun gibt es ein Angebot im Internet, das bei der Orientierung helfen soll. Vera Vogt stellt es vor.
- Bert Stuuts Coop-Supermarkt in Neuschanz ist bei Deutschen beliebt. Jetzt wird aus Coop Plus. Was sind die Hintergründe und was ändert sich für die Kunden? Tatjana Gettkowski fragt nach.
- Ein 46-Jähriger soll auf der Leerer Landstraße in Timmel einen anderen überholt und ausgebremst haben, weil der ihm zu langsam war. In einer ersten Verhandlung wurde er verurteilt. Doch der Mann legte Berufung ein. Marion Luppen verfolgt die Verhandlung.
- Für die OZ-Serie „Land am Meer“ hat sich Nicole Böning mit der pazifischen Auster befasst, die sich in der Nordsee ausbreitet. Sie ist ein Grund dafür, warum man nicht mehr barfuß ins Watt gehen sollte, denn sie hat scharfe Kanten. Außerdem verdrängt sie andere Arten.
- Die Stadt Emden will ihre Schulen mit Luftfiltern ausstatten. Eine erste Ausschreibung, auf die sich Gerätelieferanten melden konnten, war beendet. 20 Angebote lagen vor. Aber veränderte Förderbedingungen des Landes bringen alles durcheinander, berichtet Mona Hanssen.
- Im Oktober sind in Ostfriesland wieder die Zugvogel-Tage. Aber bereits jetzt gibt es manchen seltenen Gast in Region. In der Krummhörn zum Beispiel wurde ein Kuhreiher gesichtet. Claus Hock hat mit einem Experten über diese Art gesprochen.
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