Brügge (dpa)
Olympia-Silber und viele WM-Coups: Tony Martins Karriere
Der „Panzerwagen“ macht Schluss. Nach sehr erfolgreichen und anstrengenden Jahren bestreitet Tony Martin bei der Straßenrad-WM sein letztes Rennen. Eine finale Medaille würde eine große Laufbahn abrunden.
In seinem allerletzten Rennen vor der Radsport-Rente muss Tony Martin nur noch die Hälfte der 44,5 Kilometer bestreiten.
Beim Zeitfahr-Mixed fahren auf dem Weg von Knokke-Heist nach Brügge am heutigen Mittwoch (ab 14.20 Uhr/Eurosport) zunächst drei Männer (Martin, Max Walscheid, Nikias Arndt) und danach drei Frauen (Lisa Brennauer, Lisa Klein und Mieke Kröger). Deutschland gilt im letzten Karriererennen Martins als einer der WM-Mitfavoriten, vor allem wegen des starken Frauen-Trios.
Die Deutsche Presse-Agentur blickt auf große und bleibende Momente aus Martins Karriere zurück, in der er wegen seiner unwiderstehlichen Fahrweise im Zeitfahren den Spitznamen „Panzerwagen“ bekommen hat.
Olympia-Silber in London: 2012 befand sich der heute 36 Jahre alte Cottbuser auf dem Höhepunkt seines Schaffens. Im Einzelzeitfahren bei den Olympischen Spielen von London nimmt es Martin mit den beiden herausragenden Briten Bradley Wiggins und Chris Froome auf. Wiggins holt Gold, Martin sichert sich noch vor Froome Silber und landet damit einen der größten Erfolge seiner Karriere.
Sieg und Gelb bei der Tour: Bei der Tour de France machte Martin nicht nur im Kampf gegen die Uhr auf sich aufmerksam. 2015 eroberte er nach einem Tagessieg in Cambrai gar das Gelbe Trikot, das er auf den folgenden Etappen sogar verteidigen sollte. Erst nach einem Sturz, der ihn die weitere Tour kostete, verlor er das Trikot des Gesamtführenden - bevor es der Brite Froome übernahm, fuhr das Peloton einen Tag ohne Gelbträger.
Triumphe bei der WM: Den Etappensieg und das Führungstrikot beim größten Radrennen der Welt lobt der Routinier als für ihn besonders wichtig. Noch zentraler aber: der erste WM-Titel, 2011 in Kopenhagen eingefahren mit einem riesigen Vorsprung. „Mein größter und schönster Moment war wirklich, als ich 2011 zum ersten Mal Weltmeister geworden bin. Das steht für mich über allem“, sagte der Profi dem ZDF. Es folgten weitere Einzel-Goldmedaillen 2012, 2013 und 2016 - in allen drei Jahren gelang jeweils auch der WM-Titel im Mannschaftszeitfahren.
Stürze und Brot mit Besteck: Auch nach der ganz großen Ergebnisjagd hielt das Leben als Radprofi Spektakuläres bereit. 2019 wurde er bei der Tour nach einem Gerangel mit Luke Rowe disqualifiziert - 2021 stieg er nach einem schweren Sturz aus und erzählte Monate später, dass er wegen loser Zähne noch immer Äpfel und Brote mit Besteck essen müsse. „Es hat aber nichts mit Schmerzen zu tun, sondern mit Vorsichtsmaßnahmen“, sagte Martin. Ab Donnerstag ist Zeit, all die Wunden auszukurieren.
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