Berlin (dpa)

Klima-Hungerstreik: Fast alle Aktivisten geben auf

| 22.09.2021 13:37 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Hans Joachim Schellnhuber, Klimaforscher und ehemaliger Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, spricht beim kleinen Parteitag der Grünen Brandenburg. Foto: Christoph Soeder/dpa
Hans Joachim Schellnhuber, Klimaforscher und ehemaliger Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, spricht beim kleinen Parteitag der Grünen Brandenburg. Foto: Christoph Soeder/dpa
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Sie wollten ein öffentliches Gespräch mit den Kanzlerkandidaten über die Klimakrise, doch daraus wird wohl nichts. Ausgezehrt und entnervt beenden sechs von sieben Aktivisten ihren Hungerstreik.

Mehr als drei Wochen nach Beginn ihres Hungerstreiks für eine radikale Klimawende haben fast alle Teilnehmer aufgegeben. Drei weitere Aktivisten hätten wieder angefangen zu essen, teilte die Sprecherin der Aktion, Hannah Lübbert, mit.

Von ursprünglich sieben Hungernden sind somit sechs ausgestiegen. Ein junger Mann droht hingegen mit einer Verschärfung der Aktion.

Diese hatte am 30. August in der Nähe des Berliner Reichstagsgebäudes begonnen. Die Klimaaktivisten forderten ein öffentliches Gespräch mit den drei Kanzlerkandidaten von Union, SPD und Grünen am Donnerstagabend (23.9., 17.00 Uhr) sowie die Einsetzung eines Klima-Bürgerrats. Während des Protests hatten sie nach eigenen Angaben bis zu elf Kilogramm Körpergewicht verloren. Wiederholt mussten Teilnehmer ins Krankenhaus.

Es gebe keine Bereitschaft der Kandidaten zu dem Gespräch, erklärte Lübbert. „Würden wir weitermachen - wir würden sterben zugunsten eines kalten, fantasielosen politischen Weiter-So, das für alles Leben auf der Erde tödlich enden wird.“

Der letzte der ursprünglichen Teilnehmer, Henning Jeschke, kündigte indes auf Twitter an, neben der Nahrung auch Flüssigkeit zu verweigern, falls das öffentliche Gespräch mit den Kanzlerkandidaten nicht zustande komme. Mit einem solchen „trockenen Hungerstreik“ droht auch eine junge Frau, die seit dieser Woche fastet.

Die Kandidaten Armin Laschet (CDU/CSU), Olaf Scholz (SPD) und Annalena Baerbock (Grüne) hatten Einzelgespräche nach der Wahl angeboten und ein Ende der Aktion gefordert. Baerbock zeigte sich am Mittwoch erleichtert, dass die meisten Teilnehmer den Hungerstreik abgebrochen hatten.

„Ich weiß, dass in der jungen Generation viele verzweifelt über die Klimakrise und wütend über unzureichende Politik sind und um ihre Zukunft bangen“, erklärte die Grünen-Chefin. Sie werde für schnelleren Klimaschutz kämpfen. Sie sorge sich aber um die Gesundheit jener, die den Hungerstreik weiterführen oder sogar verschärfen wollten. „Ich appelliere dringend an sie, den Hungerstreik abzubrechen. Das Leben ist ein so kostbares Gut.“

Die Aktivisten beharren auf dem Gesprächstermin am Donnerstag. Man werde den Kandidaten bis zuletzt einen Stuhl freihalten, erklärte Lübbert. Aber: „Wir wissen, dass diese Stühle leer bleiben werden. Deshalb rufen wir alle Menschen auf, sich diese Stühle zu nehmen - physisch oder sinnbildlich.“

Klimaforscher zollt Respekt

Der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber zollte den Hungerstreikenden am Mittwoch Respekt, forderte sie aber dringend zum Abbruch der Aktion auf. „Dass ihr alarmiert seid, ist nur folgerichtig – ich bin selbst in größter Sorge um die Zukunft unserer Zivilisation“, erklärte der langjährige Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. Doch „noch steht uns eine Fülle von gesellschaftlichen Einflussmöglichkeiten zur Verfügung, bei denen niemand zwingend sein Leben für die Bewahrung der Schöpfung gefährden muss“.

© dpa-infocom, dpa:210922-99-314239/5

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