Washington (dpa)

US-Regierung will von Firmen mehr Daten zur Chip-Knappheit

| 24.09.2021 18:29 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Die US-Regierung will von Firmen mehr Daten zur Halbleiter-Knappheit. Auch Autobauer sind von dem Mangel bedroht. Foto: Ryan Garza, Detroit Free Press/TNS via ZUMA Wire/dpa
Die US-Regierung will von Firmen mehr Daten zur Halbleiter-Knappheit. Auch Autobauer sind von dem Mangel bedroht. Foto: Ryan Garza, Detroit Free Press/TNS via ZUMA Wire/dpa
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In den USA werden die Chip-Engpässe als eine Frage der nationalen Sicherheit gesehen. Das Weiße Haus macht nun einen neuen Anlauf,dazu Daten von Unternehmen einzuholen - noch auf freiwilliger Basis.

Die US-Regierung will stärker gegen die Halbleiter-Engpässe vorgehen, die unter anderem die Elektronik-Branche und Autohersteller hart treffen. In einem ersten Schritt will Handelsministerin Gina Raimondo sich ein besseres Bild von der Situation verschaffen.

Dafür hofft sie auf Daten aus allen Teilen der Lieferkette - Hersteller und Abnehmer von Halbleitern, sowie Zwischenhändler. Alle beteiligten Unternehmen wurden aufgerufen, dem Ministerium Daten über die Entwicklung der Bestände, der Nachfrage und der Liefersituation zur Verfügung zu stellen.

Die US-Regierung erwartet Antworten dazu binnen 45 Tagen. Die Teilnahme ist freiwillig. Raimondo betonte aber, dass sie nach einer rechtlichen Grundlage für das verpflichtende Einfordern der Informationen suchen könnte, wenn es zu wenige Rückmeldungen gebe. Bisher waren viele Firmen nicht bereit, Einblicke in ihre Lieferketten zu geben. Das Ministerium versichert, dass die Angaben der Unternehmen vertraulich bleiben werden.

Pandemie erhöhte Nachfrage nach Elektronik

Das Handelsministerium veranstaltete am Donnerstag eine weitere Videokonferenz mit Top-Managern aus verschiedenen Branchen. Unter den Teilnehmern waren laut Medienberichten etwa Apple, Intel, Ford, General Motors und die Peugeot-Mutter Stellantis.

Auslöser der Halbleiter-Knappheit war unter anderem die erhöhte Nachfrage nach Notebooks und anderen Elektronikprodukten in der Corona-Krise. Erschwerend kam hinzu, dass Chiphersteller in den vergangenen Jahren ihre Kapazitäten bei einigen Halbleiter-Arten angesichts zunächst schwacher Nachfrage zurückgefahren hatten und diese jetzt nicht wieder schnell aufstocken können.

Auch Fahrzeughersteller betroffen

Die Autobranche wird nach wie vor besonders schwer von den Engpässen getroffen. Ein Grund ist, dass die Geschäfte mit ihr wegen relativ niedriger Stückzahlen für die Chipkonzerne weniger lukrativ sind als beim Verkauf an große Elektronikkonzerne. Viele Autohersteller hatten zu Beginn der Pandemie zudem selbst Nachfrageeinbrüche - in der Folge stornierten sie bereits zugesagte Mengen bei den Halbleiterfirmen. Jetzt, wo das Autogeschäft wieder besser läuft, fehlen diese Chips.

Bei Mercedes-Benz etwa gibt es laut Daimler-Vorstandschef Ola Källenius für die Kunden bei manchen Modellen inzwischen längere Wartezeiten, in einigen Fällen auch über ein Jahr. „Wir werden alles dafür tun, die Wartezeiten zu verkürzen, wenn sich die Lage wieder stabilisiert“, sagte Källenius der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Samstag).

Die Beratungsfirma AlixPartners prognostizierte am Donnerstag, dass der Autoindustrie durch die Knappheit allein in diesem Jahr Erlöse von 210 Milliarden Dollar (rund 179 Mrd Euro) entgehen werden. Bisher seien die Verkäufe noch nicht stark in Mitleidenschaft gezogen worden, weil die Hersteller auf Lagerbestände hätten zurückgreifen können, sagte der Branchenexperte von AlixPartners, Dan Hearsch, dem Finanzdienst Bloomberg. Inzwischen seien diese Reserven aber abgebaut worden.

In den USA wird die Chipknappheit auch als politisches Problem gesehen. Während die Chip-Lieferketten sich seit Jahren vor allem in Asien befinden, werden Forderungen lauter, dass im Sinne der nationalen Sicherheit mehr Halbleiter in den USA produziert werden müssten. Die Regierung von US-Präsident Joe Biden will den Sektor mit gut 50 Milliarden Dollar fördern. Kritiker der Pläne argumentieren, dass die Chipbranche seinerzeit wegen der niedrigeren Arbeitskosten nach Asien abgewandert sei - und dies nicht nachhaltig umgekehrt werden könne.

© dpa-infocom, dpa:210924-99-348658/2

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