Wolfsburg (dpa)

Wolfsburger Wut: „Das erste Mal den Videobeweis benutzt“?

Sebastian Stiekel, dpa
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Von Sebastian Stiekel, dpa
| 30.09.2021 07:21 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Wolfsburgs Trainer Mark van Bommel war nach dem Videobeweis bedient. Foto: Swen Pförtner/dpa
Wolfsburgs Trainer Mark van Bommel war nach dem Videobeweis bedient. Foto: Swen Pförtner/dpa
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Der Videobeweis sorgt im Fußball schon lange für hitzige Debatten. Sein Einsatz beim Champions-League-Spiel zwischen dem VfL Wolfsburg und dem FC Sevilla hat aber eine besondere Qualität.

Die Champions-League-Spiele in Wolfsburg und davor auch in Mailand haben der ohnehin schon beschädigten Akzeptanz des Videobeweises im Fußball noch einmal einen Schaden zugefügt.

„Jeder hier im Saal, im Stadion und vor dem Fernseher ist sich einig, dass das kein Elfmeter ist. Und das mit dem Video-Schiedsrichter kann man auch übertreiben“, sagte der Wolfsburger Trainer Mark van Bommel kurz vor Mitternacht. Eine fragwürdige Elfmeter-Entscheidung hatte seinen VfL beim 1:1 (0:0) gegen den FC Sevilla um den ersten Sieg in dieser Champions-League-Saison gebracht.

Bislang entzündeten sich die meisten Diskussionen über den VAR (Video Assistant Referee) daran, dass er in vergleichbaren Situationen mal eingriff und mal auch nicht. Es ging also häufig um die Umsetzung - und nicht um das System an sich. In Wolfsburg aber wurde nun der Grundgedanke des 2017 in der Fußball-Bundesliga und 2019 in der Champions League eingeführten Videobeweises ad absurdum geführt, weil er in einer für den Spielausgang maßgeblichen Situation kurz vor Schluss aus einer richtigen eine falsche Entscheidung machte.

Schiedsrichter ließ erst weiterspielen

Die strittige Szene spielte sich in der 84. Minute beim Stand von 1:0 für den VfL ab. Wolfsburgs Josuha Guilavogui schoss den Ball im Strafraum aus der Gefahrenzone und traf aus der Schussbewegung heraus danach auch noch das Schienbein des Sevilla-Profis Erik Lamela.

Der von Beginn an unsichere Schiedsrichter Georgi Kabakow aus Bulgarien ließ zunächst weiterspielen, bis sein Videoassistent aus den Niederlanden eingriff. Beide schauten sich die Bewegtbilder lange an und entschieden dann auf Platzverweis für Guilavogui (85./Gelb-Rot) sowie Elfmeter für Sevilla, den der frühere Schalker Ivan Rakitic souverän verwandelte (87.). Die Spielleiter werteten die Aktion offenbar als rücksichtsloses Einsteigen, das stärker zu bewerten sei als das Spielen des Balles, weil Guilavogui das Bein seines Gegenspielers mit der offenen Sohle getroffen hatte.

„Ich weiß nicht, ob die das erste Mal den Videobeweis benutzt haben, ob das für die neu war“, sagte VfL-Profi Maximilian Arnold. „Sowas kann man in der Champions League nicht pfeifen.“

Umstrittene Szene auch in Mailand

Eine Elfmeter-Entscheidung beim Spiel des ehemaligen Van-Bommel-Clubs AC Mailand gegen Atlético Madrid (1:2) sorgte am Vorabend für ähnlich große Aufregung - und hat für den Schiedsrichter vielleicht sogar Konsequenzen. Denn nach einem Bericht der italienischen Zeitung „Gazzetta dello Sport“ erwägt der europäische Verband UEFA nun, den türkischen Referee Cüneyt Cakir in der Champions League vorerst nicht mehr einzusetzen. Er hatte in der Nachspielzeit einen Elfmeter für Madrid verhängt, obwohl ein Atlético-Spieler mit der Hand eher am Ball war als der Mailänder. Auch hier sah sich der VAR lange die Videobilder an - korrigierte die strittige Entscheidung aber nicht.

Nach dem Ärger in Wolfsburg hofft Arnold nun, „dass sie das Spiel bei der UEFA intern auch aufarbeiten“. Der VfL-Profi betonte aber genauso: „Der Schiedsrichter ist auch nur ein Mensch und macht Fehler.“ Aus der Sicht seines Trainers sind solche Fehlentscheidungen sehr „ärgerlich“, aber noch kein Grund, das System VAR wieder abzuschaffen. „Ich bin ein Freund und Gegner des Videobeweises“, sagte van Bommel. „Warum? Man kann richtige Fehlentscheidungen drehen. Das macht den Fußball besser. Aber man ist immer abhängig von der Entscheidung desjenigen, der vor dem Fernseher sitzt.“

© dpa-infocom, dpa:210930-99-422127/4

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