Was Sie heute wissen müssen
Bußgelder | Demut | Kostensteigerungen
Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.
Zufälle gibt’s: Gestern hatte ich einen Strafzettel im Briefkasten, seit Monaten das erste Mal. 20 Euro für 15 Stundenkilometer zu viel. Das lässt sich verschmerzen. Aber künftig wird’s teurer, vor allem innerorts. Zwischen 16 und 20 km/h zu viel kosten dann 70 statt 35 Euro. Wer im Halte- oder Parkverbot parkt, bezahlt 55 statt 15 Euro, und wer Straßen begleitende Radwege zuparkt - worüber ich mich immer besonders ärgere - ist mit 100 Euro dabei. Beim ADFC, beim Landkreis Leer, der Polizei und der Feuerwehr stoßen die Pläne auf Wohlgefallen, wie Mantelvolontär Steffen Busemann erfragt hat. „Wer nicht hören will, muss fühlen“, kommentiert der Kollege. Höhere Bußgelder seien „zwar nicht die einfallsreichste Lösung, aber dafür umso effektiver“.
Bußgelder drohen auch jenen Eltern, die ihre Kinder mit der Begründung Angst vor Corona nicht zur Schule gehen lassen. Im Frühjahr noch hatte es dazu vom Land eine Ausnahmeregelung gegeben - allerdings galt die nur bis zu den Sommerferien. Jetzt aber braucht es schon ein Attest, darüber dass sie zum Beispiel das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufes haben, berichtet Lokalreporterin Mona Hanssen. Homeschooling, im Frühjahr das Maß aller Dinge, ist nun ein Fall für die Bußgeldstelle. Ist das nun Rückkehr zur Normalität?
Straffrei hatte der Geschäftsführer der Trägergesellschaft Kliniken Aurich-Emden-Norden, Claus Eppmann, im Winter die sogenannte „Impf-Affäre“ überstanden. Der Manager hatte sich Anfang Januar, zu einem Zeitpunkt, als kaum Impfstoff zur Verfügung stand, impfen lassen, obwohl keinerlei Risikofaktoren gegeben waren. Nicht wenige Bürger und auch einige Politiker forderten daraufhin den Rücktritt Eppmanns. Ein von den Gesellschaftern beauftragter Gutachter nannte das Verhalten des Klinikchefs „rechtswidrig“. Gestern wurde klar, wie die Auricher Lokalchefin Marion Luppen berichtete, dass Eppmann nicht wirklich etwas aus der Sache gelernt hat. Kritik des Gutachters in Organisationsfragen wies er „in aller Deutlichkeit“ zurück. Ganz ehrlich: Manchmal wäre es besser, einfach mal nichts zu sagen, auch als allwissender Manager.
Demut ist auch nicht die herausragende Stärke der scheidenden Leeraner Bürgermeisterin Beatrix Kuhl. Nach einem Fehler einer Kollegin echauffierte sie sich vorige Woche vehement, dass deren Korrektur nicht ausreiche. Dabei ging es um die immensen Kostensteigerungen bei der laufenden Seeschleusen-Sanierung. In der jüngsten Sitzung des Verwaltungsausschusses, der wie immer unter Ausschluss der Öffentlichkeit tagte, wurde bekannt, dass die Sanierungskosten um weitere 200.000 Euro steigen. Damit verdoppeln sie sich im Vergleich zur Kostenschätzung des Planungsbüros. Und als ob dieser Skandal nicht reichen würde, unterlässt es Beatrix Kuhl die Öffentlichkeit zu informieren, obwohl sie das Verwaltungsgericht Oldenburg schon vor zwei Jahren in einem ähnlichen Fall dazu verdonnert hatte. Katja Mielcarek berichtet.
Politischen Stress wegen seiner Informationspolitik hat auch Aurichs Bürgermeister Horst Feddermann. Über das Ende des Zentrums für nachhaltige Ernährung (ZnE) Ende August hatte der Stadtrat aus der Zeitung erfahren. Feddermann antwortete, dass die Rut-und-Klaus-Bahlsen-Stiftung als Träger der Einrichtung ihre Zuschüsse „von jetzt auf gleich“ eingestellt habe. Dem widerspricht die Stiftung, die nach eigenen Angaben ihre Zuschüsse in der Corona-Zeit sogar aufgestockt habe, wie Marion Luppen berichtet. Gescheitert sei das ZnE an mangelnden Ideen der Stadt. Und nun? Die Geschichte ist kompliziert.
Zum Schluss noch eine gute Nachricht: Die Reste der Friesenbrücke, die schon vor sechs Jahren zerstört worden war, sollen nun endlich entfernt werden, damit mit dem Neubau begonnen werden kann. Los geht es Mitte Oktober, nach der Überführung des Kreuzfahrtschiffs „AIDAcosma“ von der Meyer-Werft zur Nordsee, wie Reporter Carsten Ammermann berichtet. Wollen wir nicht verschweigen, dass sich auch hier die Baukosten fast verdoppelt haben, von 66 auf 125 Millionen Euro. Dabei ist hier noch nicht mal mit dem Bau begonnen worden.
Was heute wichtig wird:
- Die Parteien in Deutschland betonen gerne, dass sie jünger und weiblicher werden wollen. Ob das auch in Leer geklappt hat und wie die Perspektiven aussehen, hat sich Katja Mielcarek angeschaut.
- Vor dem Amtsgericht Aurich wird ein Vergehen nach dem Tierschutzgesetz verhandelt. In Schirum sollen illegal Tiere geschächtet worden sein, damit sie „halal“ sind. Bettina Keller verfolgt die Verhandlung.
- Zuletzt stagnierten die Verkaufszahlen zum Auricher Einkaufsgutschein. Hat sich mittlerweile was getan? Nicole Böning fragte nach – und das nicht nur in Aurich, sondern auch anderen Städten, die auf diese Art Wirtschaftsförderung setzen.
- Eine Frau wurde vom Taxifahren stehengelassen. Dabei ist sie als Gehbehinderte darauf angewiesen, um zum Beispiel zum Arzt zu kommen. Das Taxiunternehmen hat eine einfache Erklärung für den Fauxpas, weiß Stephanie Tomé. Aber reicht das?
- Störtebeker spielt auch heute noch in der Region eine große Rolle. Mona Hanssen befasst sich seit längerem mit dem Freibeuter und damit, wo er heute noch im Alltag auftaucht. In der neuen Folge schaut sie sich die Küstenlinie zur Zeit von Störtebeker an.
Wenn Sie diesen Nachrichtenüberblick jeden Morgen bequem per E-Mail zugestellt bekommen möchten, dann abonnieren Sie doch einfach unseren Newsletter.