Was Sie heute wissen müssen
Endlager Borkum | Millionengrab Klinikum | Regierung wie rum?
Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.
Können Sie sich das vorstellen, ein Atommüllendlager auf Borkum? Es klingt wie in einem Endzeit-Film: Auf Borkum gibt es dann keinen Tourismus mehr. Die Insulaner wurden umgesiedelt, und es leben dort nur noch die Mitarbeiter des Endlagers, alle in Schutzanzügen. Spezialfahrzeuge werden per Fähre auf die Insel gebracht, um auf einem aufwändig gesicherten Gelände nahe dem Strand die Fässer mit dem strahlenden Atommüll abzuladen, die dann per Fahrstuhl im Salzstock Borkum-Nord deponiert .... nein, nein, nein. Stopp! Zu viel dystopische Filme in meinem Kopf-Kino.
Tatsächlich diskutierte gestern der Ausschuss für Kreisentwicklung, Umwelt und Natur des Landkreises Leer über die laufende, bundesweite Suche nach einem Atommüllendlager und ließ sich dabei von dem Geologen Dr. Saleem Chaudry vom Öko-Institut in Freiburg informieren, der im Auftrag des Kreises ein Gutachten gemacht hatte. Das Ergebnis, lassen Sie es mich auf gut Bayerisch sagen (auf Platt kann ich’s leider nicht): „Nix Gwiß‘ woaß man net“ (Nichts Gewisses weiß man nicht). Zwar seien in der ersten Prüfungsrunde nach Aktenlage große Teile Ostfrieslands als potenzielle Lagerstätten eingestuft worden, welche Bedeutung dies hat, lasse sich aber nicht sagen, so der Wissenschaftler. Was er noch zu berichten hatte, hat Reporterin Karin Lüppen zusammengefasst.
„Nix Gwiß‘ ...“, das gilt auch für die geplante Zentralklinik des Landkreises Aurich und der Stadt Emden in Uthwerdum nahe Georgsheil. Dort räumte gestern der erste Bagger den Mutterboden ab. Nicht für den ersten Spatenstich, sondern für die notwendigen archäologischen Erkundungen. Anfang nächsten Jahres soll es dann eine Entwurfsplanung inklusive Kostenberechnung geben, bis Ende 2022 eine Entscheidung über die Förderung des Projektes und 2023 den Beginn der auf fünf Jahre angesetzten Bauarbeiten. Und was kostet das Großprojekt? Keiner weiß es (und falls es doch einer weiß, ist er schlau genug, das nicht öffentlich zu sagen). 250 Millionen Euro standen einst im Raum, aber damals glaubte man auch noch, dass das Klinikum 2020 den Betrieb aufnehmen würde. Heute ist von 350 Millionen, 410 Millionen oder noch mehr die Rede - alles Steuergelder. Mal sehen, wie viel es dann tatsächlich werden und bis wann? 2028, 2030 oder noch später?
Wo Menschen zusammenarbeiten, gibt es auch Streit. Manchmal nur, wenn Konflikte zum falschen Zeitpunkt, am falschen Ort aufbrechen, dann werden sie zum Eklat. Im Kreissozialausschuss Aurich wurde über die erfolgreich arbeitende Hebammenzentrale berichtet, deren Trägerschaft nun vom Diakonischen Werk auf die Kreisvolkshochschule (KVHS) Aurich wechseln soll. Offensichtlich überrascht davon, sagte die Gleichstellungsbeauftragte Frauke Jelden: „Eine rechtzeitige Beteiligung von mir, wie im niedersächsischen Kommunalverfassungsgesetz vorgesehen, ist leider nicht erfolgt.“ Das wiederum nannte der Erste Kreisrat Dr. Frank Puchert mit scharfen Worten ein „Versehen“ (um es klarzustellen: Beide arbeiten in derselben Behörde). Wie der Konflikt weiterging, berichtet Lokalchefin Marion Luppen.
Als ich vor knapp dreieinhalb Jahren mein erstes Bewerbungsgespräch mit meinen künftigen Gesellschaftern hatte, fragte mich einer, warum ich denn von Frankfurt nach Ostfriesland gehen wolle. Als ich antwortete, dass ich Fisch liebe, antwortete er, dass ich da doch besser in Frankfurt bleibe, dort sei der Fisch frischer als in Ostfriesland. Habe ich nicht vergessen den Satz. Umso lieber las ich gestern die Geschichte von Stephanie Tomé über die Deutsche Fisch-Genuss-Route, die bisher von Bremerhaven nach St. Peter-Ording führt und nun womöglich nach Emden verlängert werden könnte. Sehen Sie, Herr Verleger, Sie liegen falsch, habe ich mir gedacht. Und ob Emden, Greetsiel oder auch Ditzum: „Einzelne Orte können sich im Rahmen einer solchen Route gut positionieren“, wie Wiebke Leverenz, Sprecherin der Ostfriesland Touristik GmbH, sagt.
Wechseln wir zum derzeit spannendsten Thema in diesem Land: der Frage nach der künftigen Bundesregierung. Klar wird es noch Monate dauern, bis irgendeine Koalition geschmiedet ist, aber in diesen Tagen passiert hinter den Kulissen ganz viel: Jamaika oder Ampel? Gestern sondierten Schwarz und Grün, obwohl jeder weiß, dass Rot und Grün viel besser zusammenpasst. Und was macht Gelb? Hört man sich in Ostfriesland um, wie es Reporter Daniel Noglik gestern getan hat, sind die Weichenstellungen klar: Es wird eine Ampel, und die CDU ist draußen: „Vielleicht wäre eine harte Opposition nicht das schlechteste – um sich inhaltlich mal wieder klarer zu positionieren.“ Welches prominente CDU-Mitglied das gesagt hat, lesen Sie hier.
Was heute wichtig wird:
- Der THW-Ortsverband Leer hat nach der Flutkatastrophe im Ahrtal geholfen. Jetzt, nac h bald drei Monaten, sind die letzten Mitglieder vom Einsatz in Rheinland-Pfalz zurückgekehrt. Nikola Nording berichtet.
- Die Stadt Leer und der Landkreis streiten sich um die Finanzierung der Kindertagesstätten. Die Stadt hat einen Vertrag mit Landkreis gekündigt. An diesem Dienstag wird im zuständigen Landkreis-Ausschuss über die Konsequenzen beraten. Karin Lüppen ist dabei.
- In Aurich werden am Dienstag zum vorerst letzten Mal Stolpersteine verlegt. Sie erinnern an Auricher Familien, die vor rund 80 Jahren dem Holocaust zum Opfer gefallen sind. Luca Hagewiesche nimmt an dem Termin teil.
- 45 Grundstücke vermarktet die Stadt Wiesmoor in einem neuen Baugebiet – fast viermal so viele Kaufinteressenten gab es. „Das hat uns völlig umgehauen“, sagt Bürgermeister Friedrich Völler. Ole Cordsen berichtet.
- Das Emder Frauenhaus muss dringend saniert werden. Die Stadt wartet noch auf eine Förderzusage des Bundes - und blickt mit Sorge auf die Baukostensteigerung. Mona Hanssen berichtet.
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