Hamburg (dpa)
DFB-Präsidentschaftskandidat soll aus Amateurlager kommen
Die Chefs der Landes- und Regionalverbände im Deutschen Fußball-Bund konferieren drei Tage. Namen für die Präsidentschaftswahl werden nicht genannt. Der oder die Neue soll mehr entscheiden dürfen.
Die Länderchefs des DFB verabschiedeten sich gut gelaunt aus der Lobby ihres Hamburger Tagungshotels. Auf der schwierigen Suche nach neuem Führungspersonal für den angeschlagenen Deutschen Fußball-Bund sind die Amateurvertreter nach eigener Aussage ein gutes Stück vorangekommen.
Konkrete Namen sollen nicht diskutiert worden sein. Der oder die Neue in der DFB-Spitze soll aber wieder mehr entscheiden dürfen - und aus dem Amateurbereich kommen. Auch Reformvorschläge von außen werden den Verband weiter beschäftigen.
Peters sieht von Kandidatur ab
Peter Peters reagierte schnell und gab seine Ambitionen auf die Wahl zum DFB-Präsidenten mehr oder weniger deutlich auf. „Ich habe Interesse gezeigt“, sagte der als Profi-Vertreter geltende Peters dem WDR am Sonntag. „Ich habe aber genauso deutlich gesagt, dass ich das nur mache, wenn ich das Vertrauen der Amateurvertreter habe. Und ich denke, die Amateurvertreter werden den alten Weg einschlagen und wieder einen Vertreter aus ihrem Kreise wählen. Das muss man respektieren.“ Der DFL-Aufsichtsratschef führt den Deutschen Fußball-Bund aktuell übergangsweise zusammen mit Rainer Koch.
Die Amtszeit des im Mai nach internen Krisen zurückgetretenen Fritz Keller sei geprägt gewesen von „Diskrepanzen“, sagte Uwe Döring, Präsident des Landesverbandes Schleswig-Holstein am Sonntag. „Wir müssen schauen, dass wir es schaffen, die Rolle des Präsidenten oder der Präsidentin zu stärken. Unser Ziel muss es sein, dass wir Personen finden, die auch die Garantie im Vorfeld geben, dass es miteinander funktioniert.“
Über den Antrag zur Satzungsänderung für mehr Richtlinienkompetenz des DFB-Präsidenten, die Keller entzogen worden war, herrsche „klare Einvernehmlichkeit“, teilte der DFB mit. „Die Konferenz schlägt daher vor, dass der Generalsekretär beziehungsweise die Generalsekretärin künftig vom DFB-Präsidium auf Vorschlag von DFB-Präsident oder -Präsidentin berufen wird.“ Aktuell führt Heike Ullrich als erste Frau interimsmäßig den DFB-Geschäftsbereich.
Gewählt wird beim DFB-Bundestag am 11. März 2022. Satzungsanträge müssen bis zum 13. Januar, die Kandidaturen für die Ämter des DFB-Präsidenten und des Schatzmeisters bis zum 10. Februar eingereicht werden. Noch hat niemand öffentlich seine Ambitionen bekundet. „Es muss zusammen etwas erwachsen“, sagte Hans-Dieter Drewitz, der Präsident des Südwestdeutschen Verbandes. „Wir wollen aus dem Bereich der Amateure schöpfen.“
„Nicht wahr, dass wir ständig streiten“
Zunächst sollen nun die Präsidenten der fünf Regionalverbände das Gespräch mit dem Profilager der Deutschen Fußball Liga suchen, allerdings ohne die aktuellen DFB-Vizepräsidenten Rainer Koch und Ronny Zimmermann (Präsident und Vize des Süddeutschen Verbands). Zwischen Profis und Amateuren hatte sich in der Vergangenheit so mancher Streit in Personalfragen entzündet - zuletzt insbesondere als die Amateure mit ihrer Stimmmehrheit beim Bundestag Kellers Vorgänger Reinhard Grindel als Kandidaten durchgedrückt hatten.
DFL-Aufsichtsratschef Peter Peters, mit dem Koch den DFB aktuell übergangsweise führt, sei bereits „über die Ergebnisse der Konferenz informiert“ worden, sagte Koch. Der 62-Jährige, der nicht mehr für das Amt des 1. Vizepräsidenten kandidieren will, entgegnete auf entsprechende Medienberichten: „Es ist einfach nicht wahr, dass wir ständig streiten.“
Vor der Konferenz in der Hansestadt war der Name von Bernd Neuendorf vom Mittelrhein-Verband für eine mögliche Kandidatur genannt worden. „Jetzt einfach zu sagen, xy wird Präsident, bringt überhaupt nichts“, sagte Döring. „Wir haben uns konkret darüber unterhalten, welche Positionen zu besetzen sind und wie wir die Kandidatenfindung machen wollen.“
Zukünftig mehr Diversität
Ein Schwerpunkt der neuen DFB-Führung solle es sein, mehr Diversität im Verband und im deutschen Fußball zu erreichen, teilte der DFB zudem mit. Dies sei eine ausdrückliche Forderung aus der Konferenz, „unter anderem verbunden mit der Zielsetzung, die Repräsentanz von Frauen in den führenden Gremien zu fördern und zu verbessern“.
Mit Vertreterinnen der Initiative „Fußball kann mehr“, die im Sommer für viel Aufmerksamkeit gesorgt hatte, wurde nicht mehr gesprochen. Die Initiatorinnen um Nationaltorhüterin Almuth Schult fordern unter anderem eine Quote für Fußballverbände von mindestens 30 Prozent Frauen in Führungspositionen.
Die frühere Funktionärin und ehemalige Nationalspielerin Katja Kraus sprach sich für eine Doppelspitze beim DFB aus: „Ich halte das in Anbetracht der Komplexität der Aufgabe für eine notwendige Lösung“, sagte das Ex-Vorstandsmitglied des Hamburger SV dem Nachrichtenportal „t-online“. „Es braucht ein starkes Team, wenn man die gesellschaftliche Wirkung des Fußballs entfalten und zugleich eine Zukunftsvision für den Verband gestalten will.“ Nach dpa-Informationen plant die Initiative in den kommenden Wochen weitere Veröffentlichungen, die Gruppe will sich aktiv an der Personalfindung für die DFB-Spitze beteiligen.
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