Berlin (dpa)

Personalnot: Pflegerat fordert 4000 Euro Einstiegsgehalt

| 13.10.2021 15:17 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Jens Spahn unterstützt die Forderungen nach besserer Bezahlung. Foto: Monika Skolimowska/dpa-Zentralbild/dpa
Jens Spahn unterstützt die Forderungen nach besserer Bezahlung. Foto: Monika Skolimowska/dpa-Zentralbild/dpa
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Immer mehr Menschen in Deutschland brauchen Pflege, aber das Personal ist knapp, und Beschäftigte klagen über schlechte Arbeitsbedingungen. Experten sprechen vom Pflegenotstand.

Wegen des Personalmangels in der Pflege hat der Deutsche Pflegerat ein Einstiegsgehalt von 4000 Euro brutto im Monat für Pflegefachkräfte aller Bereiche gefordert.

Die Vorsitzende des Pflegerates, Christine Vogler, sagte in Berlin anlässlich des „Deutschen Pflegetages“: „Der Pflegepersonalmangel kommt aus meiner Sicht für die Gesellschaft gleich nach der Klimakatastrophe.“ Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) unterstützte die Forderungen nach besserer Bezahlung, verwies dabei aber auch auf die Verantwortung der Tarifpartner.

Im Pflegerat als Dachverband haben sich große Berufsverbände der Pflegebranche zusammengeschlossen. Beim Pflegetag als größtem Branchenkongress beraten bis Donnerstag Experten aus Politik, Wirtschaft und Verbänden über die aktuellen Herausforderungen in der Branche.

Bessere Bezahlung gefordert

Es brauche bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege, und das bedeute einen gerechteren Lohn, sagte Vogler. „Einer der ersten elementaren Schritte ist es, die Vergütung von Pflegefachpersonen in allen Versorgungsgebieten auf ein Grundniveau von 4000 Euro anzuheben.“ Sie verwies dabei auf die Belastungen und Verantwortung des Pflegeberufs. Mehr Lohn bedeute zudem einen besseren Zulauf und besseren Verbleib im Beruf und die Chance, Berufsrückkehrer zu gewinnen.

Die Verdienstmöglichkeiten in der Branche sind unterschiedlich, je nach Region und Arbeitsbereich. So bekamen laut Statistischem Bundesamt Krankenpflegerinnen und -pfleger im vergangenen Jahr im Durchschnitt 3578 Euro brutto im Monat. Bei Fachkräften in Pflegeheimen waren es durchschnittlich 3363 Euro, in Altenheimen 3291 Euro. Die Unterschiede seien unter anderem darauf zurückzuführen, dass in der Krankenpflege vielfach Tariflöhne gezahlt würden, hieß es.

Im Kampf gegen die Personalnot forderte der Pflegerat außerdem den Einsatz sogenannter Personalbemessungsverfahren, also Berechnungen, wie viele Beschäftigte in einer Einrichtung nötig sind, um eine gute Pflege sicherzustellen. Die Personalplanung müsste sich dann danach richten.

Es fehlen mehr als 200.000 Pflegerinnen und Pfleger

Die Probleme im Pflegebereich sind gravierend: Nach Angaben des Pflegerats fehlen in Kliniken und Pflegeeinrichtungen mehr als 200.000 Pflegerinnen und Pfleger. Laut Bundesagentur für Arbeit sind die Beschäftigtenzahlen zwar in den vergangenen Jahren gestiegen - rund 1,7 Millionen Menschen arbeiten demnach sozialversicherungspflichtig in der Kranken- und Altenpflege.

Aber auch die Zahl der pflegebedürftigen Menschen steigt. Der Pflegerat rechnet mit einem Anstieg von jetzt rund 4,1 auf 5,1 Millionen im Jahr 2030. Die Personalknappheit führt bei anwesenden Pflegekräften zu Überlastung, und viele spielen auch mit dem Gedanken, den Job zu verlassen, was die Knappheit weiter verstärken würde.

„Jedes Krankenhaus, jeder ambulante oder stationäre Pflegedienst in Deutschland sucht gerade Personal und hat das Geld für die Stellen, kann sie nur nicht besetzen“, sagte der scheidende Bundesgesundheitsminister Spahn beim Pflegetag. Dieses Thema sei die große Aufgabe für die 20er Jahre, dafür brauche es einen langen Atem, per Gesetz sei das aber nicht aufzulösen.

Die große Koalition hat nach Ansicht von Spahn bei der Pflege in den vergangenen Jahren „ziemlich viel angepackt“. Er verwies auf neu entstandene Stellen, bessere Bezahlung etwa durch Mindestlöhne in der Altenpflege und Reformen in der Ausbildung, wie die Abschaffung des Schulgelds. Die Auszubildendenzahlen in der Pflege seien so hoch wie nie zuvor.

Spahn stimmte Forderungen der Pflegebeschäftigten nach einer besseren Bezahlung zu und sprach sich auch für eine weitere Erhöhung von Mindestlöhnen aus. Die Frage der Tarifverhandlungen sei aber eine Aufgabe zwischen Arbeitgebern und Beschäftigten. „Ein Thema kann Ihnen, wer immer Minister oder Ministerin wird in den nächsten 20 Jahren, keiner abnehmen“, sagte er an die Teilnehmer des Kongresses gerichtet. Das sei die Frage, „wie sehr Sie sich selbst zusammentun, um ihre Interessen durchzusetzen“. Jedes Krankenhaus und jeder Pflegedienst suche Personal. „Sie sitzen am längeren Hebel.“

© dpa-infocom, dpa:211013-99-582981/3

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