New York/Charlotte (dpa)
Erholung der Wirtschaft beschert US-Banken Gewinnsprünge
Vor einem Jahr legten US-Banken Milliarden Dollar für befürchtete Kreditausfälle in der Corona-Pandemie zurück. Jetzt wächst die Wirtschaft wieder.
Die Erholung der US-Wirtschaft von der Corona-Krise treibt große US-Banken zu Gewinnsprüngen.
Unter anderem die Bank of America und Wells Fargo profitierten im dritten Quartal von der Auflösung von Rückstellungen, die sie im Pandemie-Jahr 2020 für mögliche Kreditausfälle gebildet hatten. Denn mit dem Anziehen der Konjunktur fallen absehbar doch nicht so viele Kredite aus wie zwischenzeitlich befürchtet.
Die Geldhäuser Morgan Stanley und Citigroup steigerten ihre Profite ebenfalls deutlich. Bereits am Vortag meldete auch die größte US-Bank JPMorgan einen Gewinnsprung.
Die Bank of America löste im Sommer Rückstellungen für Kreditausfälle in Höhe von 624 Millionen US-Dollar (539 Mio. Euro) auf, wie sie in Charlotte mitteilte. Ein Jahr zuvor hatte sie noch 1,4 Milliarden Dollar in die Risikovorsorge gesteckt. Weil jetzt auch die Einnahmen stärker sprudelten, sprang der Überschuss nun um 58 Prozent auf 7,7 Milliarden Dollar nach oben.
Die Erträge - also die gesamten Einnahmen der Bank - legten um 12 Prozent auf 22,8 Milliarden Dollar zu. Das lag nicht zuletzt am Investmentbanking: Hier stiegen die Gebühreneinnahmen um 23 Prozent auf 2,2 Milliarden Dollar und erreichten damit fast ein Rekordniveau.
Auch Morgan Stanley profitierte in den Monaten Juli bis September vom Investmentbanking und der Vermögensverwaltung. Der Gewinn stieg im Jahresvergleich um gut 36 Prozent auf 3,7 Milliarden Dollar. Die Erträge legten um ein Viertel auf gut 14,7 Milliarden Dollar zu. Dem Finanzkonzern spielte zuletzt der Boom bei Börsengängen, Fusionen und Übernahmen in die Karten, an dem Banken durch Gebühren gut verdienen. Allein im Investmentbanking schossen die Einnahmen um gut zwei Drittel auf 2,85 Milliarden Dollar hoch.
Die Citigroup steigerte ihren Gewinn um fast die Hälfte auf 4,6 Milliarden US-Dollar. Die gesamten Erträge blieben zwar mit 17,2 Milliarden Dollar praktisch auf Vorjahresniveau, wie Citigroup in New York mitteilte. Die Erlöse im Handelsgeschäft mit festverzinslichen Wertpapieren und Aktien legten aber zu. Auch die Citigroup konnte Rückstellungen für drohende Kreditausfälle auflösen, was den Gewinn nach oben trieb.
Beim Konkurrenten Wells Fargo war die Auflösung der Risikovorsorge sogar der Hauptgrund für den Gewinnsprung. Denn die Erträge der Bank gingen im Jahresvergleich um 2,5 Prozent auf 18,8 Milliarden Dollar zurück. Allerdings löste das Institut Rückstellungen für gefährdete Kredite im Umfang von 1,4 Milliarden Dollar auf. Ein Jahr zuvor hatte Wells Fargo noch fast 770 Millionen Dollar für Kreditausfälle zurückgelegt. Nun sprang der Gewinn des Instituts im Jahresvergleich um 59 Prozent auf 5,1 Milliarden Dollar hoch.
Derweil schlug Wells Fargos Skandal um fingierte Kontoeröffnungen ein weiteres Mal negativ zu Buche - diesmal mit 250 Millionen Dollar. Das Geldhaus hatte 2016 zugegeben, dass Mitarbeiter jahrelang in großem Stil Bank- und Kreditkartenkonten eröffnet hatten, die nicht von Kunden autorisiert waren. Die Affäre hat die Bank bereits mehr als 5 Milliarden Dollar gekostet.
Bereits am Mittwoch hatte die größte US-Bank JPMorgan Chase einen Gewinnsprung um fast ein Viertel auf 11,7 Milliarden Dollar gemeldet.
© dpa-infocom, dpa:211014-99-598527/3