Berlin (dpa)
Hertha kommt aus Krise: Sieg verdirbt Gladbachs Pokal-Probe
Hertha BSC tastet sich langsam in die gewünschte Tabellenregion voran. Der Sieg gegen Mönchengladbach ist Lohn für großen Einsatz. Auf die Borussia wartet eine in der mäßigen Form unlösbare Aufgabe.
Den Gang in die Kurve zu den jubelnden Fans genossen die Herthaner. Und auch Trainer Pal Dardai war fast rundum glücklich, nachdem sein Team erstmals in dieser Saison ohne Gegentor geblieben war.
Einziger Kritikpunkt nach dem hart erkämpften 1:0 (1:0) gegen Borussia Mönchengladbach. „Wir müssen das zweite, dritte Tor machen“, sagte Dardai bei Sky: „Aber wir sind heute sehr glücklich. Mannschaft, Publikum, Führung - alle sind ruhig und glücklich, das ist gut für Hertha BSC und auch gut für die Stadt. Aber ich habe auch die ganze Zeit ruhig gearbeitet, die Unterstützung war da. Das war ein wichtiger Sieg.“
Wieder Kontakt zur oberen Tabellenhälfte
Mit dem vierten Saisonsieg haben die Berliner ihre Krise hinter sich gelassen und Gladbach die Generalprobe für den Pokal-Kracher gegen den FC Bayern München verdorben. Durch den Heimerfolg überholte die Hertha als Zehnter den Konkurrenten und nahm direkten Kontakt zur oberen Tabellenhälfte der Fußball-Bundesliga auf. Marco Richter (40. Minute) erzielte vor 25.000 Zuschauern den entscheidenden Treffer und verschaffte seinem Trainer Pal Dardai weitere Jobsicherheit. „Wir stehen hinter dem Trainer, geben Gas für den Trainer“, sagte Richter, der nun mit seinem Team im DFB-Pokal am Dienstag bei Preußen Münster nachlegen will.
Die Borussia konnte nach zuletzt drei Spielen ohne Niederlage hingegen kein Selbstvertrauen für den Cup-Klassiker am Mittwoch sammeln. In der Verfassung können die übermächtigen Bayern sicherlich nicht noch einmal wie beim 1:1 zum Bundesliga-Auftakt geärgert werden. „In der Form können wir gegen Bayern nicht spielen, da müssen wir mehr als eine Schippe drauflegen, um bestehen zu können“, sagte Gladbach-Coach Adi Hütter nach der „ärgerlichen“ Niederlage.
Nur wenig Umstellungen in der Startelf
Kontinuität und Stabilität wünschten sich Dardai und sein Gladbacher Kollege Adi Hütter in dieser Saison voller Zick-Zack-Momente für ihre Mannschaften gleichermaßen. Dardai war schon froh, fast die gleiche Startelf aufbieten zu können wie beim 2:1 in Frankfurt vor einer Woche. Nur seinen Sohn Marton Dardai musste er für den an den Adduktoren verletzten Niklas Stark in die Startelf beordern.
Auch Hütter musste seine Abwehr mit Rami Bensebaini für Matthias Ginter (leichtes Fieber) etwas umstellen. Der junge Berliner Luca Netz bekam von Hütter das Vertrauen - und von den Fans seines Jugendclubs, den er im Sommer verlassen hatte, Pfiffe bei jeder Ballberührung. Unbeeindruckt leitete der 18-Jährige die erste Chance der Gladbacher ein. Seine Flanke hätte Nico Elvedi fast per Kopfball verwertet.
Schiedsrichter Benjamin Cortus musste sich kurz darauf korrigieren. Sein Elfmeterpfiff zugunsten der Borussia nach einem angeblichen Foul von Maximilian Mittelstädt an Joseph Scally (7.) erwies sich nach Ansicht der Videobilder als falsch. Cortus hätte danach häufiger Bildmaterial für seine Entscheidungen gebrauchen können. Mit einigen unglücklichen Entscheidungen trug der Referee zur ohnehin wachsenden Hektik in einem zerfahrenen Spiel bei. Dardai und Hütter schüttelten an der Seitenlinie immer wieder ihre Köpfe.
Gladbach war robuster und hatte durch Breel Embolo (18.) per Schuss aus spitzem Winkel eine gute Chance. Hertha fand offensiv kaum statt und bot durch Querschläger von Torwart Alexander Schwolow und Peter Pekarik (37.) den großen Slap-Stick-Moment. Gladbach bekam so eine Ecke, doch Elvedi köpfte vorbei.
Umkämpftes Spiel mit wenigen Chancen
Ein Tor konnte in diesem unruhigen Spiel nur durch Zufall fallen. Von Elvedis Rücken prallte der Ball zu Richter, der überrascht wie dankbar einschoss. Jetzt waren die Berliner da und hätten durch Marton Dardais Kopfball (45.) beinahe schnell erhöht.
Hütter brachte Alassane Plea und Florian Neuhaus ins Spiel. Mehr offensive Variabilität war offenbar das Ziel. Plea (48.) hätte die Berliner beinahe schnell überrascht, doch sein Versuch ging knapp vorbei. Schnell herrschte wieder das gleiche Bild wie in der ersten Halbzeit. Viele Zweikämpfe, viele Unterbrechungen. Das half jetzt eher der Hertha, die mit großem körperlichen Einsatz die Führung verteidigte. „Der Sieg tut uns gut, so wollen wir weiter machen. Jetzt zählt es, dranzubleiben und im Pokal weiterzukommen und dann am Freitag gegen Hoffenheim so weiter zu machen“, sagte Richter.
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