Berlin/London (dpa)

Industrieländer erreichen Klima-Finanzierungsziel erst 2023

| 25.10.2021 17:47 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Ein totes Rind liegt auf ausgetrocknetem Boden in Falaise de Bandiagara in Mali (Archivbild). Die Klimafinanzierung durch reichere Länder gilt als wichtige Grundlage für einen Erfolg der Verhandlungen bei der bevorstehenden UN-Klimakonferenz COP26. Foto: epa Bothma/epa/dpa
Ein totes Rind liegt auf ausgetrocknetem Boden in Falaise de Bandiagara in Mali (Archivbild). Die Klimafinanzierung durch reichere Länder gilt als wichtige Grundlage für einen Erfolg der Verhandlungen bei der bevorstehenden UN-Klimakonferenz COP26. Foto: epa Bothma/epa/dpa
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100 Milliarden US-Dollar pro Jahr für Länder, die am stärksten unter dem Klimawandel leiden, so lautet das Versprechen der Industriestaaten. Doch das Ziel wird wohl deutlich später erreicht als geplant.

Die Industriestaaten werden ihr Finanzziel zur Unterstützung ärmerer Länder im Kampf gegen den Klimawandel nach eigenen Angaben erst drei Jahre später erreichen als geplant.

Das Versprechen sieht von 2020 bis 2025 pro Jahr 100 Milliarden US-Dollar (86 Mrd Euro) vor, die von reichen an ärmere Länder fließen sollen. „Wir werden noch nicht 2022 an diesem Ziel sein. Aber 2023 werden wir dieses Ziel erreichen oder sogar übersteigen“, sagte Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth am Montag bei einer Online-Pressekonferenz.

Hintergrund des Ziels ist, dass ärmere Länder, die selbst am wenigsten zum menschengemachten Klimawandel beitragen, am stärksten davon betroffen sind. Das Geld soll sowohl in Anpassungsmaßnahmen fließen als auch in einen klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft.

Man sei zuversichtlich, der Summe von 100 Milliarden US-Dollar aus privaten und öffentlichen Quellen 2022 nahe zu kommen und sie 2023 erstmals zu erreichen, wie Vertreter von Deutschland, Kanada und Großbritannien gemeinsam mitteilten. In den beiden Jahren danach soll die Summe Prognosen zufolge über der Schwelle liegen und bis zu 117 Milliarden US-Dollar erreichen. Der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zufolge beläuft sich die Höhe der Klimafinanzierung bisher auf rund 80 Milliarden Dollar pro Jahr.

Wichtige Grundlage für erfolgreiche Verhandlungen

Die Klimafinanzierung durch reichere Länder gilt als wichtige Grundlage für einen Erfolg der Verhandlungen bei der bevorstehenden UN-Klimakonferenz COP26, die am Sonntag in Glasgow beginnt. „Verständlicherweise gab es viel Frustration in Entwicklungsländern“, sagte der designierte britische COP-Präsident Alok Sharma über die bislang nicht erreichten Ziele. Es gehe nun darum, Vertrauen wiederherzustellen und in Glasgow Fortschritte zu erzielen.

Deutschland hat dem Umweltministerium zufolge im vergangenen Jahr 7,83 Milliarden Euro aus öffentlichen und privaten Quellen beigesteuert. Man werde diesen Beitrag über die nächsten Jahre „substanziell erhöhen“, sagte Flasbarth. Wie viel die Bundesrepublik tatsächlich ausgeben wird, dürfte auch vom Ausgang der laufenden Koalitionsverhandlungen abhängen. Fridays for Future fordert von einer neuen Bundesregierung jährlich mindestens 14 Milliarden Euro, die für die internationale Klimafinanzierung festgelegt werden sollen. Flasbarth appellierte auch an andere Länder, nicht nachzulassen, sondern weitere Gelder zu mobilisieren.

„Der Plan ist vor allem der Versuch der reichen Länder, die Enttäuschung der ärmeren Länder über das nicht gehaltene Versprechen aufzufangen - um zu einer aus Sicht der reichen Länder erfolgreichen COP26 beizutragen“, kritisierte der Finanzexperte Jan Kowalzig von Oxfam Deutschland. Es fehlten konkrete Zusagen, dass die Ausfälle später nachgeholt würden und die Gelder für die Anpassung an den Klimawandel erhöht würden.

Auch ein Vertreter der afrikanischen Denkfabrik Power Shift mit Sitz in Nairobi zeigte sich dem „Guardian“ zufolge enttäuscht. Das Finanzierungsversprechen sei das absolute Minimum, das die Industrieländer liefern müssten.

© dpa-infocom, dpa:211025-99-731897/3

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