Berlin (dpa)
Bundesregierung will Konjunkturprognose senken
Die deutsche Konjunktur kommt noch nicht so richtig wieder in Schwung - Folge der anhaltenden Pandemie und des weltweiten Teilemangels. Dem trägt nun auch die Bundesregierung Rechnung.
Der Wirtschaftsaufschwung in Deutschland dürfte in diesem Jahr weniger stark ausfallen als erhofft. Nach führenden Wirtschaftsforschungsinstituten will nun auch die Bundesregierung ihre Konjunkturprognose für 2021 deutlich senken.
Als Hauptgründe gelten die Folgen der anhaltenden Corona-Pandemie sowie Lieferengpässe und Rohstoffknappheit. Eine kräftige Erholung der Konjunktur nach dem coronabedingten Einbruch 2020 wird erst im kommenden Jahr erwartet.
Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur erwartet die Bundesregierung für das laufende Jahr ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Deutschland von 2,6 Prozent. Im April hatte die Regierung noch mit einem Plus von 3,5 Prozent gerechnet. Für 2022 erwartet die Bundesregierung nun ein Wachstum von 4,1 Prozent statt wie bisher 3,6 Prozent.
Der scheidende Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) stellt die Herbstprojektion an diesem Mittwoch in Berlin vor - es dürfte einer seiner letzten großen Auftritte werden.
Die Senkung der Wachstumserwartungen für dieses Jahr kommt nicht überraschend. Mitte Oktober hatten führende Forschungsinstitute ihre Konjunkturprognose für dieses Jahr gesenkt, und zwar auf 2,4 Prozent. Im Verlauf des Jahres 2022 dürfte die deutsche Wirtschaft wieder die Normalauslastung erreichen. Die wirtschaftliche Lage sei nach wie vor von der Corona-Pandemie gekennzeichnet, hieß es von den Instituten. Dies treffe vor allem den Dienstleistungsbereich.
Eine Folgewirkung der Pandemie seien weltweite Lieferengpässe. Im vergangenen Jahr war die Nachfrage eingebrochen, nun zieht die Weltwirtschaft wieder an, vor allem in Asien. Staus an Häfen und fehlende Containerkapazitäten behindern aber die Exporte. Vorprodukte fehlen oder sind im Preis stark gestiegen.
Der weltweite Teilemangel dämpft vor allem das Auslandsgeschäft der deutschen Industrie. Im Oktober sind die Exporterwartungen der Unternehmen gesunken, wie das Münchner Ifo-Institut berichtete. Der Index sank von 20,5 Punkten im September auf 13 Punkte, so tief wie seit Februar nicht mehr. Die Lieferprobleme bei den Vorprodukten schlagen nach Einschätzung der Ökonomen auf die Exporte durch. Vor allem in der Chemie- und Autoindustrie werden die Ausfuhren demnach in den nächsten drei Monaten langsamer wachsen als erhofft.
Die Arbeitslosigkeit in Deutschland aber dürfte weiter sinken. Zwar gab das Arbeitsmarktbarometer des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung im Oktober zum zweiten Mal in Folge nach - es lag aber im Langzeit-Vergleich immer noch auf einem guten Wert, wie das Institut mitteilte. Der Indikator deute darauf hin, dass der Arbeitsmarkt sich weiterhin günstig entwickelt, wenngleich in einem gezügelten Tempo.
Bei Mittelständlern hinterlässt die Corona-Krise nach milliardenschweren Umsatzausfällen 2020 auch im laufenden Jahr tiefe Spuren. Jedes dritte Unternehmen erwartet weitere Umsatzrückgänge, wie aus einer Befragung der staatlichen Förderbank KfW hervorgeht. Dennoch ist der Mittelstand in seiner Gesamtheit nach Einschätzung der KfW bisher vergleichsweise gut durch die Krise gekommen. Der Stellenabbau sei moderat geblieben.
Die gesenkte Wachstumsprognose der Bundesregierung dürfte auch Auswirkungen auf die neue Steuerschätzung im November haben. Denn dafür wird die Herbstprojektion der Bundesregierung zugrunde gelegt. Die Corona-Krise hatte ein großes Loch in die Staatskassen gerissen. Seit Jahresbeginn sind die Steuereinnahmen aber wieder gestiegen.
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