Was Sie heute wissen müssen

Kaputte Blitzer | Kranke Kinder | Tote Vögel

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 27.10.2021 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Die alte Volksweisheit gilt auch in Corona-Zeiten: Recht zu haben heißt nicht unbedingt Recht zu bekommen. Als der Landkreis Aurich im ersten Corona-Lockdown Ende März 2020 sogar Jagd auf Zweitwohnungsbesitzer machte und ihnen verbot, ihr Eigentum in Ostfriesland zu benutzen, hagelte es Kritik, von juristischer Seite, wie auch von einem prominenten Betroffenen. Ganz zu schweigen vom Verhalten einiger Einheimischer, die in der Krummhörn zum Beispiel Jagd auf Autos mit auswärtigen Kennzeichen machten. So schade es ist, eine juristische Aufarbeitung der Regelungen von damals, wird es nicht geben. Nachdem acht Kläger sich schon im April 2020 zusammen getan hatten, um gegen den Landkreis Aurich vorzugehen, blieben davon nach einer (erwartbaren) Niederlage im Eilverfahren nur noch zwei übrig. Und auch die haben inzwischen aufgegeben, wie Anwalt Alexander Bruns aus Anfrage von Daniel Noglik gestern berichtet hat. Dazwischen lag eine Klage abweisende Erstentscheidung im Hauptsacheverfahren. Dass sich der Verwaltungsrichter viel Mühe gegeben hat, wird von Bruns bestritten.

Von einem ganz anderen Fiasko berichtet Kollege Noglik im Zusammenhang mit kommunalen Blitzern. Seit Mitte März darf ein bestimmtes Gerät wegen Ungenauigkeiten nicht mehr eingesetzt werden und genau dieses haben alle ostfriesischen Landkreise und auch die Städte Emden und Leer im Einsatz gehabt. Die beiden Städte übrigens als einziges Gerät. Jetzt fehlen jede Menge Einnahmen. Bußgelder von Temposündern in Millionenhöhe. Und wer bezahlt für das Chaos? Da gehen die Kommunen ganz unterschiedlich vor. Wie sich dazu Hersteller Leivtec stellt, lesen Sie im Titelaufmacher der heutigen OZ.

Einen Superlativ, nämlich den Begriff „Katastrophe“, verwendete gestern auch die Emder Kinderärztin Dr. Sigrun Hartmann. Bis auf die Straße standen die Eltern mit ihren kranken Kindern und warteten teilweise zwei Stunden lang im Nieselregen darauf, einen Termin zu bekommen. „So einen Arbeitstag haben wir noch nie erlebt“, berichtete Hartmann gestern. Mehr als 130 Patienten seien von ihr und ihrer Kollegin behandelt worden. Welche Gründe hatte diese Situation? Lag es an der Schließung der Kinderklinik oder an einer fehlerhaften Einschätzung der Kassenärztlichen Vereinigung, die von einer „gefühlten Unterversorgung“ sprach? An grassierenden Atemwegserkrankungen oder dem urlaubsbedingten Ausfall einer der drei pädiatrischen Praxen in der Stadt? Stephanie Tomé hat nach Antworten gesucht.

Es gibt immer weniger Vögel bei uns. Das hatte meine Emder Kollegin Mona Hanssen in einem Wissenschaftsmagazin gelesen und - neugierig, wie sie ist - sich die Frage gestellt: Woran sterben Vögel eigentlich? Die Antworten hat sie auch gefunden. Und die wichtigste Todesursache ist, wie sollte es anders sein, der Mensch. Weil er Häuser baut mit großen Glasfronten, gegen die Vögel fliegen und sich den Hals brechen. Auch des Menschen Liebe für Hauskatzen ist der Vögel Tod. Ganz weit hinten auf der Liste stehen übrigens Windräder, auch wenn so oft ein anderer Eindruck vermittelt wird. Aber lesen Sie selbst.

Der Schein trügt: Auch wenn allein der Anblick des am Wochenende von Papenburg nach Eemshaven überführten Kreuzfahrtriesen Aida Cosma den Eindruck vermittelt, es gehe der Meyer Werft gut. Auch wenn am Sonntag ein 140 Meter langes Schwimmteil des neuesten Projekts der Arvia ausgedockt und am Ausrüstungskai festgemacht wurde, tatsächlich hat sich an der Auftragsflaute der Werft nichts geändert. Denn dass gleich an zwei Schiffe gleichzeitig gearbeitet wird, ist bei der Werft jahrelang eingeübte Praxis. Christoph Assies berichtet.

Zum Schluss empfehle ich Ihnen noch ein Interview, das die Leeraner Rathausreporterin Katja Mielcarek geführt hat: Sie hat gleich drei kommunalpolitische Veteranen (Fossile klingt glaube ich zu abwertend), deren Mandatszeit nun endet, zum gemeinsamen Gespräch getroffen. Es geht natürlich um alte Zeiten, aber auch darum, wie sich Politik verändert hat, aber auch der Umgang miteinander gesellschaftliche Veränderungen widerspiegelt. „Früher waren wir Kollegen, heute sind wir Gegner“, heißt es da einmal - ein lesenswertes, weil tiefgründiges Gespräch.

Was heute wichtig wird:

  • Dass die Gedenkstätte in Leerort auch die letzte Ruhestätte von neun Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg ist, ist vielen offenbar nicht klar. Ehrenamtliche, die sich um den Gedenkort kümmern, finden dort immer öfter leere Bier- und Weinflaschen. Katja Mielcarek berichtet.
  • Sieben Jahre an der Spitze der Gemeinde Moormerland haben bei Bettina Stöhr Spuren hinterlassen. Am Sonntag endet offiziell ihre Amtszeit als Bürgermeisterin. „Ich habe mich nicht verbiegen lassen“, sagt die 56-Jährige im Gespräch mit Karin Lüppen.
  • Rutschige Radwege, Kälte und Nässe: Was ist die richtige Kleidung für winterliche Fahrrad-Touren? Wie kann man das Rad selbst optimal für den Winter vorbereiten? Für die OZ-Serie „Rund ums Rad“ hörte sich Nicole Böning bei Einzelhändlern um.
  • Eine der rührigsten Bürgerinitiativen im Landkreis Wittmund, die Lebensqualität Horsten-Etzel-Marx, gegen die Kavernenanlage in Etzel, hat einen neuen Vorsitzenden - und der schlägt auch gleich neue Töne an. Imke Oltmanns hat mit ihm gesprochen.
  • Nach zehn Jahren erhöht der Beamten-Bau- und Wohnungsverein die Miete bei 688 Wohnungen in Emden. Mona Hanssen schaut sich die Gründe und neuen Preise genauer an. Wie stehen sie im Vergleich zum aktuellen Mietspiegel der Stadt da?
  • 37 Kinderfeuerwehren gibt es bereits in Ostfriesland. Bald werden es 38 sein, denn auch in Loppersum in der Gemeinde Hinte soll es das Angebot demnächst geben. Für die Feuerwehren ist das nicht nur Teil der Nachwuchsgewinnung. Claus Hock berichtet.

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